24.04.2024, Kultur & Freizeit
„Man fühlt sich auch nicht mehr alleine“
Die Kursteilnehmer konnten sich in vertrauensvoller Atmosphäre zum Thema Validation informieren und austauschen.
Foto: Stadt Walldorf
Kursangebot „Validation“ wurde gut angenommen – Wiederholung im nächsten Jahr
Nach vier Modulen im Wintergarten des Pflegezentrums Astorstift ist der Kurs Validation zu Ende gegangen. Der Kurs wurde erstmals von der städtischen IAV-Stelle angeboten und widmete sich der gelingenden Kommunikation für Angehörige von Menschen mit Demenz und soll einem besseren Verständnis für erkrankte Menschen dienen. Die Barmer Krankenkasse unterstützte den Kurs finanziell.
Das Fazit aller Beteiligten fiel am Ende sehr positiv aus. „Sie waren immer interessiert und machten gut mit“, schildert Kursleiterin Maria Dursy ihre Eindrücke vor dem Beginn des vierten Moduls. Jedes Modul dauerte dreieinhalb Stunden. Dursy ist Demenzexpertin und Fachreferentin. Sie lehrt Validation, was so viel wie „unbedingte Wertschätzung“ bedeutet und eine Kommunikationstechnik im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen ist.
Die Teilnehmer in Walldorf waren zwischen 30 und 60 Jahre alt und überwiegend Frauen. Lediglich zwei Männer waren dabei. Das sei in den meisten Kursen der Fall, so Maria Dursy, die sich wünscht, dass sich mehr Männer an dem Kurs beteiligen. Meist seien es Angehörige von Demenzerkrankten, die solch einen Kurs besuchten, Kinder, Enkelkinder, Nichten und Neffen. Die Nachfrage nach dem Kurs in Walldorf sei sehr groß gewesen, so Andrea Münch von der IAV-Stelle. Es habe mehr Anfragen als Plätze gegeben. 14 Teilnehmer zählte der Kurs, mehr sollten es auch nicht sein. „Ich gehe auf die Gruppe ein, es ist ein gegenseitiger und sehr persönlicher Austausch“, so Dursy. Da dürfe die Gruppe nicht zu groß sein. Dadurch könne sich jeder einbringen und von seinen eigenen Erfahrungen erzählen.
Wichtige Erkenntnisse, die im Kurs vermittelt wurden, waren unter anderem, nicht so streng mit sich zu sein. Der richtige Umgang mit an Demenz Erkrankten will gelernt sein und brauche seine Zeit. Die Teilnehmer lernten auch das „Sich-Zentrieren“ als wesentliche Methode zum eigenen Schutz, dass man nicht so angreifbar ist. „Validation holt die Menschen ab: Gut validierte Erkrankte müssen sich nicht zurückziehen, das bremst den Rückzug in die Orientierungslosigkeit“, zeigt sich Andrea Münch vom Nutzen des Kurses überzeugt.
„Ich will den Teilnehmern das Handwerkszeug für eine bessere Kommunikation in die Hand geben“, so Dursy zum Ziel des Kurses. Offenbar mit Erfolg. „Manche haben zu mir schon kurz nach Beginn gesagt: Ich konnte schon etwas mitnehmen“, freute sich Dursy über die positiven Effekte ihres Kurses auf die Teilnehmer.
Einer von ihnen ist Antonio Otero-Ibanez. „Ich habe nicht gewusst, was mich erwartet. Erhofft habe ich mir, eine bessere Einsicht in die Krankheit meiner Mutter zu bekommen und dadurch besser auf sie reagieren zu können“, sagt er über seine Erwartungshaltung vor der Kursteilnahme. Er sei von Ablauf und Inhalt des Kurses positiv überrascht gewesen. „Ich habe nicht damit gerechnet, so viel daraus mitzunehmen“, gibt er zu und: „Wir haben auch viel gelacht“, schildert er schöne Momente mit den anderen Kursteilnehmern. Besonders der Austausch untereinander habe geholfen. „Jeder hat von zu Hause erzählt, alles ist ja ähnlich gelagert – wir sitzen im selben Boot. Man fühlt sich auch nicht mehr alleine, man hat eine Anlaufstelle.“ Er habe viel Konkretes für den Umgang mit seiner Mutter mitnehmen können. „Ich habe gelernt, wie ich besser mit ihr zurechtkomme und wie ich ihr auch helfen kann. Es geht Hand in Hand und hilft am Ende uns beiden.“ Besonders die Zentrierungsübung, aber auch die Rollenspiele im Kurs hätten gut funktioniert. Jeder habe aus dem Kurs für sich und seine persönliche Situation etwas mitnehmen können. Musik sei für ihn im Umgang mit seiner Mutter ein „Knackpunkt“ gewesen. Er habe dadurch bei ihr Erinnerungen wecken und sie auch aus der Umgebung holen können. Man habe im Kurs gelernt, wie man auf die betroffene Person eingeht und ihr zeigt, dass man sie verstehen möchte, dass sie sich ernst genommen fühlt. „Es hat mir sehr geholfen, ich habe in den letzten zwei Jahren nicht so viel gelernt wie in den sechs Wochen im Kurs“, freut sich Antonio Otero-Ibanez über die positiven Effekte.
Auch Teilnehmerin Monika Uhl zeigt sich im Nachgang von dem Kurs begeistert. Der Kurs habe ihre Erwartungen übertroffen „Mir hat sehr geholfen, dass Frau Dursy viele Tipps gegeben hat, wie man sich auf den Menschen zentriert, ganz für ihn da ist und dabei authentisch und reflektiert bleibt.“ Sie selbst habe eine an Demenz erkrankte Mutter und sei oft aufgebracht gewesen, wenn sie mit vielen Wiederholungen konfrontiert wurde. „Wir haben das im Rollenspiel aufbereitet, in dem ich die Perspektive meiner Mutter eingenommen habe und das hat mir wahnsinnig viel gebracht“, so Monika Uhl. Sie habe die Tipps aus dem Kurs ausprobiert und die hätten eine positive Wirkung erzielt: „Ich habe erlebt, wie meine Mutter auf einmal ganz anders auf mich reagiert hat“. Auch den Austausch in der Gruppe beschreibt Monika Uhl als sehr offen. Viele hätten von sich erzählt, teilweise sehr emotional, aber alles auf Freiwilligkeit basierend. „Die Gruppe war sehr einfühlsam und wertschätzend“, so Uhl. „Wir wollen uns im Oktober nochmal treffen und bleiben auch per E-Mail in Kontakt."
Laut Andrea Münch ist geplant, im Frühjahr 2025 den Kurs erneut anzubieten.