28.04.2023, Kultur & Freizeit
Lesung aus einem unkonventionellen Roman
Bastian Schneider, ehemaliger Gastkünstler, war für eine Lesung zu Gast in der Stadtbücherei.
Foto: Stadt Walldorf
Wiedersehen mit Bastian Schneider in der Stadtbücherei
Vor Beginn der Lesung mit Bastian Schneider ist erst einmal ein freundliches „Hallo“ in der Stadtbücherei angesagt. Der Erste Beigeordnete Otto Steinmann, die Fachdienstleiterin Kultur und Sport, Heike Käller, sowie der Kunstbeauftragte der Stadt Walldorf, Hartmuth Schweizer, freuen sich über den Besuch des Autors, der eine besondere Verbindung zu Walldorf hat: 2015 lebte Schneider als Gastkünstler für ein halbes Jahr in der Scheune Hillesheim. Auch für ihn sei es „sehr schön, wieder hier zu sein, ich verbinde eine mehrjährige Geschichte mit der Stadt, was 2015 noch gar nicht abzusehen war“.
Barbara Grabl übernimmt die Begrüßung und stellt den Autor kurz vor. Mit einem Schmunzeln erwähnt die Leiterin der Stadtbücherei, dass Schneider nun mit einem Roman zu Gast sei. Vor Jahren habe er auf die Frage, ob er mal einen Roman schreiben würde, mit einem überzeugten „Nee“ geantwortet, was für Erheiterung im Publikum sorgt. Schneider hatte sich in den vergangenen Jahren vor allem Kurzprosa gewidmet. Aber auch der Autor selbst kann mit einem Schmunzeln auf die damalige Antwort zurückblicken. Im Roman sehe er den Vorteil, dass er eine literarische Form sei, die „offen für alles ist“. Ihm sei auch klar, dass ein Roman in der Auslage „weniger abschreckend“ für den potenziellen Leser sei als Kurzprosa oder Gedichte, die Schneider in den vergangenen Jahren vor allem verfasst hatte.
Nach einem beruflichen Aufenthalt in Istanbul sei im Herbst 2017 erstmals die Idee aufgekommen, einen Roman zu schreiben. Viele Erlebnisse aus der Zeit hätten in das Buch mit dem vielsagenden Titel „Das Loch in der Innentasche meines Mantels“ Einzug gehalten.
Vielleicht entspreche sein Roman nicht der üblichen Definition oder Auffassung des Lesers, versucht Bastian Schneider, sein Werk zu erläutern: „Ich kokettiere mit dem Begriff Roman, ich beschreibe darin, wie etwas, das im Alltag passiert, zu einem Roman werden kann“. Der Leser nimmt also quasi beim Lesen an der Romanwerdung teil.
Da sei es naheliegend gewesen, die Hauptfigur mit seinem Namen auszustatten und ebenfalls als Autor auf Reise nach Istanbul gehen zu lassen, wo er mit einem ominösen Doppelgänger konfrontiert wird. Ähnliches hat es der echte Bastian Schneider erlebt, wie er erklärt. Ein spanischer Autor habe seinen Namen für sein Buch verwendet, was Schneider erst im Nachhinein erfahren habe.
Bastian Schneider ist anzumerken, dass zu seinen Tätigkeiten gehört, Hörbücher einzusprechen. Das kommt den Zuhörern der Lesung zugute, denn er liest die entsprechenden Passagen nicht einfach nur vor, sondern fängt mit seiner Stimme und seiner Betonung die Atmosphäre der Geschichte ein und lässt seine Figuren lebendig wirken. Schneider liest zunächst aus dem ersten Teil seines Buches vor, das wie ein Tagebuch gehalten sei und einen dokumentarischen Charakter habe.
Im zweiten Teil macht sich ein Schneider mit dem Namen Fadenschein auf die Suche nach der Figur Bastian Schneider, die auf einmal verschwunden ist. Klingt ein wenig nach einem Krimi: „Ich habe Krimielemente mindestens angetäuscht“, sagt Schneider augenzwinkernd.
Zum Ende der Lesung haben die Gäste Gelegenheit, Fragen an den Schriftsteller zu stellen. Ob es einen Plan für seinen Schreibprozess gab, will etwa jemand wissen. Den habe es schon gegeben, auch mit Hilfe von Notizen. „Ich bin da sehr analog unterwegs“, beschreibt Schneider seine Arbeitsweise. Es sei vor allem viel gedankliche Arbeit, in der es darum gehe, wie man die Teile zu einer Geschichte zusammenfügt.