26.03.2025, Umwelt- und Klimaschutz
Ein hoher Energiestandard fürs neue Pflegeheim
Mehrheit des Gemeinderats entscheidet sich für ein „Klimafreundliches Wohngebäude“
Das neue Pflegeheim wird nach dem Energiestandard „Klimafreundliches Wohngebäude mit Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG)“ erbaut. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung bei drei Gegenstimmen von Wilfried Weisbrod, Maximilian Himberger und Moritz Winnes sowie einer Enthaltung von Nele Böhm (alle Bündnis 90/Die Grünen) beschlossen, zuvor hatte es bereits der Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr mehrheitlich empfohlen. Stadtbaumeister Andreas Tisch sprach von einem „sehr guten, hohen Standard“, der auch das Thema Nachhaltigkeit berücksichtige. Erst Ende Januar hatte der Gemeinderat neue Vorgaben für die Energiestandards städtischer Neubauprojekte beschlossen – seither muss es nicht mehr zwingend der Passivhaus-Standard sein, wie es seit einem Beschluss 2010 der Fall gewesen ist, sondern es sind je nach Bauvorhaben auch das Klimafreundliche Wohngebäude und das Plusenergiehaus sowie als Alternative auch das Effizienzhaus 40 möglich.
Nach der sehr ausführlichen Verwaltungsvorlage spricht beim neuen Pflegeheim als Hauptargument gegen den Passivhaus-Standard, dass sich die notwendigen solaren Gewinne nur bedingt erreichen lassen. Dafür bräuchte man große Verglasungsflächen auf der Ost-, West- und Südseite, aber möglichst keine Fenster auf der Nordseite – auch dort sind aber Bewohnerzimmer vorgesehen. Und die großen Fensterflächen würden sich wiederum negativ auf den Wärmeschutz auswirken. Eine deutlich erhöhte Dämmung der Gebäudehülle, die ebenfalls notwendig würde, bedeute nicht nur zusätzlichen Aufwand, sondern sei auch „nicht ganz einfach“ umzusetzen und werde „nicht empfohlen“. Wichtige Grundsätze des Passivhaus-Standards sehen die Planer mit dem Einsatz einer Wärmepumpe und von Erdsonden, den geplanten Lüftungen mit einer Wärmerückgewinnung sowie einer guten Gebäudehülle dennoch umgesetzt. Ebenso soll per Photovoltaik erzeugter Strom direkt im Gebäude genutzt werden. Ergänzend muss für das Klimafreundliche Wohngebäude auch eine Nachhaltigkeitsbetrachtung angestellt werden, die neben dem passiven Einsparen von Energie auch die Gesamtenergie, die regenerative Erzeugung und den Aufwand der Errichtung betrachtet. So entstehe „ein energetisch hochwertiges und nachhaltiges Gebäude“.
Katrin Siebold (CDU) sprach von einem „richtigen Schritt“, der zeige, dass schon der Gemeinderatsbeschluss im Januar „genau richtig war“. Das gebe der Stadt eine „höhere Flexibilität in der Ausführung“, ermögliche eine „individuelle Gestaltung für die Bedürfnisse des Pflegeheims“ und biete letztlich auch eine wirtschaftlichere Lösung. „Wir möchten, dass der Neubau einen hohen Energiestandard hat“, signalisierte Dr. Andrea Schröder-Ritzrau die Zustimmung der SPD-Fraktion. Das Klimafreundliche Wohngebäude sei „ein innovativer Ansatz“ und man entscheide sich dieses Mal „ausdrücklich gegen den Passivhaus-Standard“ und für den „menschenfreundlichsten Entwurf“ aus Sicht derjenigen, die das Gebäude später nutzen. „Ein Pflegeheim ist halt nun mal kein Eigenheim und wird deshalb auch anders genutzt“, kommentierte Dr. Günter Willinger (FDP) die Unterschiede zwischen den einzelnen Standards. Deshalb komme in diesem Fall der Passivhaus-Standard „nicht in Frage“. Und man schaffe dennoch „nicht nur ein energetisch hochwertiges, sondern auch ein nachhaltiges Gebäude“, so Willinger.
„Innovativ und fortschrittlich ist diese Entscheidung nicht“, kritisierte Wilfried Weisbrod für die Grünen das Votum der Ratsmehrheit. „Es richtig zu machen, bedeutet, im Passivhaus-Standard zu bauen“, sagte er. Die dadurch entstehenden Mehrkosten lohnten sich auf jeden Fall, spare man anschließend doch bei den Energiekosten. Weisbrod monierte auch, dass es in der Verwaltungsvorlage für alle Alternativen keine Kostenschätzungen gebe und dass ihm echte Vergleichszahlen fehlten.