11.12.2024, Kultur & Freizeit
Wie ist das mit der Unsterblichkeit?
„Entdeckungen – live“: Andreas Eschbachs „Die Abschaffung des Todes“
Ende November hat in der Stadtbücherei zum ersten Mal die Veranstaltung „Entdeckungen – live“ stattgefunden. Barbara Grabl, Gerhard König-Kurowski und Armin Rößler haben einige Titel aus dem riesigen Berg der Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt in ganz persönlicher Art und Weise vorgestellt. Einen Teil ihrer Auswahl lassen wir für alle interessierten Leserinnen und Leser in der Rundschau nochmals mit Rezensionen Revue passieren. Hier wirft Armin Rößler einen Blick auf Andreas Eschbachs Roman „Die Abschaffung des Todes“.
Andreas Eschbach startete mit seinem Debütroman „Die Haarteppichknüpfer“ 1995 mit lupenreiner Science Fiction und allen Zutaten, die dazu gehören: eine Handlung in einer fernen Galaxie mit einem Sternenkaiser, einer Rebellion und der Zerstörung eines ganzen Planeten. Mit seinem ersten Bestseller „Das Jesus Video“ war der Autor schon ins Thriller-Genre gewechselt, ohne in diesem und späteren Werken völlig auf Science-Fiction-Motive zu verzichten. Und er hat begonnen, in seinen Büchern spannende Fragen zu behandeln: etwa den Zusammenhang zwischen Geld und Macht in „Eine Billion Dollar“ oder die Entstehung und Folgen einer Energiekrise in „Ausgebrannt“. Die Handlung seines neusten Romans erklärt sich durch den Titel: „Die Abschaffung des Todes“. Das ist das Ziel von drei Unternehmern aus dem Silicon Valley, die von Investoren Milliarden sammeln, um eine digitale Kopie des Bewusstseins und deren Übertragung auf neue Körper zu ermöglichen. Der Journalist James Windover entdeckt, dass sie aber auch versuchen, einen Schriftsteller zum Schweigen zu bringen – weil er eine Geschichte geschrieben hat, die ihr Projekt gefährden könnte.
Eschbach selbst sagt dazu in einem Interview korrekterweise, dass die Idee eines Bewusstsein-Uploads in der Science Fiction keineswegs neu ist. Nach seinen Recherchen gebe es aber schon heute Wissenschaftler, die davon ausgehen, dass man das Gehirn und alles was darin abgebildet wird, auf ein digitales Substrat übertragen könne und dass diese Kopie dann tatsächlich ebenfalls ein Bewusstsein hätte. Das führt zu einer Reihe philosophischer, aber auch ganz konkreter Fragen: Was ist, wenn sich Kopie und Original begegnen? Was ist, wenn man mehrere Kopien desselben Bewusstseins erstellt? Vor allem auch: Ist diese Art der Unsterblichkeit erstrebenswert?
Fragen, die auch im Roman behandelt werden, nachdem der Leser zunächst mit James Windover die Hauptperson kennenlernt, mit ihm gemeinsam auf das Projekt der Abschaffung des Todes stößt und in einem actionreicheren Teil des Buchs auf eine abenteuerliche Flucht vor rätselhaften Verfolgern gezwungen wird. Eschbach findet dabei die richtige Mischung, so dass es nicht nur sehr turbulent zugeht, sondern zwischendurch auch immer mal wieder Denkanstöße gibt. Ohnehin liefert der Roman vieles, über das man nachdenken kann, beim Lesen oder danach. Insgesamt ist „Die Abschaffung des Todes“ ein gut geschriebener, ein spannender und lesenswerter Roman zu einem interessanten Thema. Die Lektüre wirkt definitiv nach.
Andreas Eschbach – Die Abschaffung des Todes (Lübbe, 2024, ISBN 3757700511, 656 Seiten, 26 Euro)