11.12.2024, Umwelt- und Klimaschutz
Wald weiter im Zeichen des Klimawandels
Die Waldweide, auf der im Winter Ziegen und Rinder grasen, leistet einen wichtigen Beitrag
zur Biodiversität.
Foto: Stadt Walldorf
Gemeinderat stimmt dem Forstbetriebsplan für 2025 zu
In seiner jüngsten Sitzung hat sich der Gemeinderat mit der Bewirtschaftungs- und Betriebsplanung für das Forstwirtschaftsjahr 2025 beschäftigt. Im Wald stehe für Walldorf seit Jahren die Schutz- und Erholungsfunktion im Vordergrund. Daher sehe man auch gerade in der Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung ein großes Ziel, betonte der Erste Beigeordnete Otto Steinmann, der die Sitzung in Vertretung für den erkrankten Bürgermeister Matthias Renschler leitete.
Revierleiter Achim Freund und Philipp Schweigler, Leiter des Forstbezirks Kraichgau-Rheintal, sprachen unter anderem über den Gesundheitszustand des Waldes, Maßnahmen für den Natur- und Waldschutz, die Waldpädagogik sowie den Holzeinschlag. In der Summe sei 2024 ein feuchtes Jahr gewesen. „Das ist gut für die jungen Bäume und die Kulturen“, erläuterte Philipp Schweigler. In den Altbeständen gehe das Absterben allerdings unvermindert weiter. Auch werde das aktuelle Jahr wieder deutlich zu warm sein. „Der Klimawandel prägt den Wald schon massiv und wird es weiter tun“, ist sich Schweigler sicher. Erwähnenswert ist laut Schweigler, dass 2024 ein Hauptflugjahr des Maikäfers war, was sich ab Anfang April bemerkbar gemacht habe. Dadurch seien Eichenarten zwar kahlgefressen worden, diese hätten den entstandenen Blattverlust aber durch Neuaustrieb kompensiert.
Achim Freund schilderte die Maßnahmen des Forstes, den Wald fit für den Klimawandel zu machen. Dazu gehöre unter anderem, mediterrane Eichenarten auszusäen. „Das hat bisher ganz gut geklappt“, so Freund. Man habe in diesem Herbst auch reichlich Eicheln – gemeinsam mit der Bevölkerung sowie Schülern der Sambugaschule – gesammelt und ausgesät. Dank der Hähertische habe man dabei auch „tierische Unterstützung“. Man sei guter Hoffnung, dass man so Eichen in den Wald bekomme. Ein größeres Projekt sei die Erweiterung der bisher vier Hektar großen Waldweide um weitere 2,7 Hektar. Die Fläche leiste einen besonderen Beitrag zur Biodiversität, so Freund, viele Vogel- und Insektenarten würden von „dieser Art des tierischen Managements profitieren“. Man werde nun in die Winterwaldweide einsteigen: Dazu seien Ziegen und Rinder in die Fläche gebracht worden. Für 2025 plane man im Gebiet „Roter Bruch“, eine Fläche von 2,5 Hektar im Rahmen der Aufforstung zu bepflanzen. Ein Hektar davon sei der Ausgleich für die „Waldinanspruchnahme im Bereich der Waldschule“.
Der Forstwirtschaftshaushaltplan für Walldorf sei „nicht mit Überschüssen gesegnet“, führte Achim Freund aus, das sei aber auch nicht die Zielsetzung. „Wir schließen ab mit einem Minus von 305.000 Euro für das Jahr 2025.“ Es sei ein Einschlag von 2800 Festmetern geplant. In Bezug auf die Waldpädagogik informierte Freund, dass man bis zum Ende des Jahres 140 Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt Waldklassenzimmer und Waldlupe und der zuständigen Waldpädagogin Sabrina Ehnert durchgeführt haben wird, mit insgesamt über 3800 Teilnehmern. Das sei eine „absolut herausragende Zahl“. Er denke, dass niemand sonst im Rhein-Neckar-Kreis in solch einem Umfang Waldpädagogik betreibe und so viele Menschen erreiche.
Die Stadt befinde sich zum Glück noch „finanziell in der komfortablen Situation, dass sie unseren Wald eher als Stadtpark oder Naherholungsgebiet“ betrachten könne statt als Wirtschaftsunternehmen, führte Dr. Joachim Ullmann (CDU) aus. Er betonte, dass „uns die Waldpädagogik und Öffentlichkeitsarbeit weiter sehr am Herzen liegen“, auch um die Bevölkerung zu sensibilisieren und jüngere Generationen mit den Problemen der Natur vertraut zu machen.
Ein großes Lob für die Waldpädagogik sprach auch Lorenz Kachler (SPD) aus. „Wir haben den Auftrag, die frühkindliche Bildung zu pflegen“, so Kachler. Dass der Forstbetrieb einen Verlust einfahre, „das müssen wir uns leisten und das wollen wir uns auch leisten“. Man unterstütze die Maßnahmen des Forstes, um den Wald nicht nur als Erholungsgebiet, sondern auch als Schutzgebiet zu erhalten.
Die Lage im Wald sei leider weiter schlecht, stellte Günter Lukey (FDP) fest. Der Klimawandel sei sichtbar angekommen, Veränderungen der Waldstrukturen unumgänglich. Daher sei die „Fortsetzung des Waldumbaus dringend geboten“. Man brauche ein verantwortungsvolles Waldmanagement und eine naturnahe Waldbewirtschaftung, so Lukey, der außerdem die Walpädagogik lobte.
Laut Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) muss der Wald an den Klimawandel angepasst werden. Man begrüße daher die Maßnahmen des Forstes, den Wald klimafit zu machen. Wald- und Naturschutz sowie die Waldpädagogik seien besonders wichtig. Das Waldklassenzimmer sei „eine Institution, die ihresgleichen sucht“, so Himberger, der betonte, dass man den Wald nicht aus rein wirtschaftlicher Sicht betrachten sollte.
Zusammen für Walldorf unterstütze den Betriebs- und Bewirtschaftungsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2025, so Mihriban Gönenç, die begrüßte, „dass der Plan die Waldbewirtschaftung an die klimatischen Veränderungen anpasst“. Man hoffe, mit den geplanten Maßnahmen den Waldbestand langfristig zu erhalten und gleichzeitig den Naturschutz zu fördern.
Der Gemeinderat beschloss den Bewirtschaftungs- und Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2025 einstimmig.