18.04.2021, Rathaus

Verabschiedung von Bürgermeisterin Christiane Staab in der Astoria-Halle

Erster Beigeordneter Otto Steinmann, Stadtrat Wilfried Weisbrod, Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann und Landrat Stefan Dallinger (v.l.) (Fotos: Pfeifer)

„Ich hatte eine unglaublich erfüllende Amtszeit“

„Jetzt kommt doch die Wehmut“, gab Christiane Staab zu, als sie bei ihrer offiziellen Verabschiedung in der Astoria-Halle am 16. April das Wort ergriff. Ihrem Auftritt vorausgegangen waren zahlreiche Grußworte für die frisch gewählte Landtagsabgeordnete, die ihr Amt als Bürgermeisterin von Walldorf am 12. April niederlegte.

Eingeleitet wurde der Abend, welcher unter strengen Hygieneauflagen aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie stattfand, mit einem Klavierstück von Franz Schubert, welches vom Musikbeauftragten der Stadt Walldorf Dr. Timo Jouko Herrmann gespielt wurde. Dr. Herrmann untermalte die anschließenden „Bilder eines Jahrzehnts“, die auf eine große Leinwand an der Bühne geworfen wurden. Die geladenen Gäste konnten so noch einmal zusammen mit Christiane Staab und ihrer Familie die zahlreichen bewegenden Ereignisse anschauen, die sich während ihrer Amtszeit ereigneten. Die Bilder zeigten nicht nur für das Bürgermeisteramt obligatorische Handlungen wie Spatenstiche, das Halten von Reden oder Eröffnen von Neubauten. Sie zeigten vor allem die vielen Begegnungen von Christiane Staab mit Menschen aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Darunter fanden sich auch prominente Namen wie Angela Merkel, Frank Walter Steinmeier oder Norbert Lammert. Dass Christiane Staab auch mit einem Ball am Fuß, mit Boxhandschuhen oder bei der Weinlese eine gute Figur machte, veranschaulichte der unterhaltsame Rückblick ebenfalls.

Mit dem Ersten Beigeordneten Otto Steinmann ergriff die Person an dem Abend zuerst das Wort, die für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich zeichnete. Wozu am Anfang ein wenig Überzeugungskraft notwendig gewesen sei, wie Christiane Staab später lachend verriet. Die Veranstaltung nicht durchzuführen, betonte Otto Steinmann, wäre aber „nicht richtig gewesen“. Deshalb habe man den Gästen auch die entsprechenden Einschränkungen – auf Abstand sitzen, beim Kommen und Gehen Masken tragen, kein Sektempfang, kein Catering - zugemutet, um sie überhaupt stattfinden lassen zu können.

 

Bildung im Fokus

In den zehn Jahren ihrer Amtszeit habe sich Walldorf in vielen Bereichen verändert, wie Otto Steinmann ausführte und nannte als Beispiel den Start des Ganztagesbetriebes an den Schulen. Der Bildungs- und Betreuungsbereich lägen Christiane Staab naturgemäß im Herzen. „Keiner darf verlorengehen“, habe stets das Motto der Bürgermeisterin gelautet, wenn es um die Schaffung von gleichen Bedingungen für alle Kinder ging.

Steinmann nannte zahlreiche Bauprojekte, die während Christiane Staabs Amtszeit verwirklicht wurden. Mit der Ansiedlung von Betrieben wie John-Deere und Promega sei auch die bauliche Entwicklung im gewerblichen Bereich vorangetrieben worden.

Christiane Staab „ist Bürgermeisterin geworden, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, so Otto Steinmann. Die monatliche Bürgersprechstunde oder die Neubürger-Radtour zeugten davon. Deshalb sei es für Christiane Staab im vergangenen Jahr besonders schwer gewesen, als zahlreiche Veranstaltungen im Jubiläumsjahr wegen Corona abgesagt werden mussten.

Otto Steinmann ging auch auf die Weiterentwicklung der Stadt in Bezug auf Nachhaltigkeit („Klima- und Fairtrade-Stadt“, „European Energy Award“), der Stadtwerke sowie von Kunst und Kultur ein. Mit dem Revierleiter Gunter Glasbrenner habe man forstliche Vorzeigeprojekte auf den Weg gebracht, die Verbindung von Wiesloch und Walldorf sei bei regelmäßigen Treffen im Rahmen des Doppelzentrums gestärkt worden. Auch „Stunden des emotionalen Gedenkens an die Opfer der Weltkriege“ wurden laut Otto Steinmann gepflegt.

Persönliche Worte der Anerkennung für Christiane Staabs Leistung fand der Erste Beigeordnete der Stadt. „Sie haben das Amt in einer Weise interpretiert, wie ich es bisher nicht kannte: mütterlich, kaum hierarchisch und politisch.“ Christiane Staab habe im Rathaus eine Kultur des Zuhörens und des „in-den-Arm-genommen-Gefühls“ geprägt. Mit Anordnungen und Anweisungen sei sie eher sparsam umgegangen und habe vielmehr auf die Kraft ihres Wortes und ihrer Argumente gesetzt. Die politische Dimension ihrer Amtsausführung machte Steinmann im intensiven Einsatz in den kommunalen Spitzenverbänden und überregionalen Organisationen aus. Den direkten Weg zu den Ministerien habe sie nicht gescheut. Otto Steinmann dankte Christiane Staab im Namen der Stadt, des Personalrates und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadt und Stiftung für ihre zehnjährige Tätigkeit und wünschte eine „stets glückliche Hand“ in ihrer neuen Funktion.

 

„Ermöglicherin“ und „Löwin“

Landrat Stefan Dallinger eröffnete den Reigen der Redner, die ihre Grußworte an Christiane Staab richteten. Seinen Glückwünschen zur erfolgreichen Wahl in den Stuttgarter Landtag ließ er viele lobende Worte für die Bürgermeisterin a.D. folgen. „Du bist eine Ermöglicherin“, brachte Stefan Dallinger seine Sichtweise auf ihre Amtsführung auf den Punkt.  Mit den Stichworten „innoWerft“ und „Mobilitäts-Hub“ nannte Stefan Dallinger zwei Ankerpunkte aus dem Beginn und dem Ende der Amtszeit von Christiane Staab, anhand derer der Landrat die Stärken der ehemaligen Bürgermeisterin aufzeigte. Als eine „Frau, die dynamisch die Dinge angeht und auch nicht nachlässt“, habe er Christiane Staab kennen- und schätzen gelernt. Außerdem mache er in ihr eine „Löwin“ aus, die immer für ihre Anliegen gekämpft habe, zu denen Dallinger vor allem Bildungschancen und Bildungsgerechtigkeit zählte. Und Christiane Staab mache vor allem aus, immer die Menschen im Blick zu haben, in all ihren Facetten. „Das ist etwas sehr wertvolles und wunderbares“, so Dallinger. Der Landrat verdeutlichte, dass er der Lokalpolitik einen hohen Stellenwert zuordne. „Hier vor Ort wird alles umgesetzt“, auch wenn es in Brüssel oder Berlin oder Stuttgart vorgegeben werde. Daher finde er es gut, dass von nun an mit Christiane Staab eine „starke kommunalpolitische Verankerung in Stuttgart da ist“.

Wilfried Weisbrod sprach als dienstältester Gemeinderat die Grußworte für den Gemeinderat. Weisbrod warf dabei einen ganz persönlichen Blick auf die Historie der Bürgermeisterin, deren Gegenkandidat er bei vergangenen Wahlen selbst gewesen ist, wie er schmunzelnd anmerkte. Mit zahlreichen Zitaten der ehemaligen Bürgermeisterin sowie prominenter Parteikollegen schmückte Wilfried Weisbrod seine Rede aus. Christiane Staab habe stets versucht, sich in den „Wirren der politischen Agenda zurechtzufinden und zu schauen, dass die Bürgerinnen und Bürger sie wahrnehmen wie sie sind und für die Politik, die sie machen.“ Viel „Glück, Standvermögen und Freude im Amt und Erfolg“ wünschte Weisbrod der Landtagsabgeordneten im Namen des Gemeinderates.

Auch ein amtierender Ex-Kollege von Christiane Staab ergriff an diesem Abend das Wort. Dirk Elkemann, Oberbürgermeister der Stadt Wiesloch, blickte auf die gemeinsam erlebte Zeit zurück. Davon zeugten Treffen im Vorstand der Volkshochschule oder bei den Zweckverbandversammlungen der Musikschule. An einem Strang ziehe man bei der Entwicklung gemeinsamer Flächen der Heidelberger Druckmaschinen. „Klar war immer, dass jeder für seine Stadt arbeitet, aber ich habe es immer sehr geschätzt, dass dabei niemand das große Ganze, das Gemeinsame aus dem Blick verlor und durchweg fanden wir einvernehmliche Lösungen“, zog Dirk Elkemann ein positives Fazit. Persönlich habe er den vertrauensvollen und offenen Umgang mit Christiane Staab sehr geschätzt. Er freue sich, nun eine Fürsprecherin der Kommunen im Landesparlament zu haben.

 

Erfüllende Amtszeit

Natürlich kam die Protagonistin des Abends zum Schluss selbst noch zu Wort und zeigte sich ergriffen. „Wir haben eine wunderbare und sehr würdige Veranstaltung bekommen“, sagte sie in Bezug auf ihre Verabschiedung und bedankte sich bei Otto Steinmann dafür. Ihr Abschied bringe Wehmut und Vorfreude mit sich, so Christiane Staab. „Ich habe das gewollt, ich war immer ein politischer Mensch“, sagte sie in Bezug auf ihren Wechsel nach Stuttgart. Auch wenn sie nun in „ihrer Astoria-Halle“ stehe und Tschüss sagen müsse, wolle sie doch betonen, dass es kein Abschied im eigentlichen Sinne sei. Sie bleibe als Kreisrätin, sagte sie in Richtung von Landrat Stefan Dallinger. „Ich bleibe als Christiane Staab und Familie Staab in Walldorf“, führte sie fort. „Wir haben in diesen zehn Jahren ganz großartige Zeiten erlebt“, blickte die Bürgermeisterin a.D. zurück. „Ich hatte eine unglaublich erfüllende Amtszeit mit unglaublich erfüllenden Begegnungen.“ Das sei es, was für sie das Amt ausgezeichnet habe, mit den Menschen zu leben, für die Menschen da zu sein, zu schauen, dass es allen gut geht.

Bezugnehmend auf Stefan Dallingers Bezeichnung als „Ermöglicherin“ sagte Christiane Staab: „Genau Stefan, ich möchte ermöglichen. Das möchte sie nun in einer anderen Funktion tun und für die Kommunen gute Rahmenbedingungen schaffen. „Damit diese die Luft haben, weiterhin gut mit den Menschen vor Ort arbeiten zu können. Mit bewegter Stimme bedankte Christiane Staab sich von ihren zahlreichen ehemaligen Amtskolleginnen und Kollegen, die in der Astoria-Halle anwesend waren, bevor sie sich mit den Worten „Ich bin dann mal (nicht ganz) weg“ begleitet von zustimmendem Applaus von der Bühne verabschiedete.

 

Im Namen der Stadt und der Astorstiftung dankte der Erste Beigeordnete der ehemaligen Bürgermeisterin für ihre 10-jährige Tätigkeit

 

Als "Ermöglicherin, die Chancen und Wege suche, um Dinge umzusetzen" bezeichnete Landrat Stefan Dallinger die ehemalige Bürgermeisterin

 

Stadtrat Weisbrod wünschte Staab viel Glück, Standvermögen, Freude im Amt und Erfolg

 

Wieslochs Oberbürgermeister Elkemann freut sich, in Christiane Staab eine "Fürsprecherin der Kommunen im Landesparlament zu haben"

 

Oberbürgermeister Dirk Elkemann, die Bürgermeister Ludwig Sauer, Georg Kletti, Thomas Glasbrenner, Peter Seithel, Joachim Förster, Jens Spanberger, Erster Beigeordneter Otto Steinmann und Oberbürgermeister Hans D. Reinwald (v.l.)