22.11.2023, Startseite
Stromnetz für die Anforderungen der Zukunft
Die Stadtwerke Walldorf haben jetzt im Ratssal über den Dachständerrückbau im sogenannten Cluster 12, einem von 15 Bauabschnitten, informiert.
Foto: Stadt Walldorf
Stadtwerke Walldorf informieren über Dachständerrückbau im Cluster 12
Für Matthias Gruber ist es „ein Dekadenprojekt“, das die Stadtwerke Walldorf „vor der Brust“ haben. Der Co-Geschäftsführer und seine Mitarbeiter informieren im Ratssaal des Rathauses eine große Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern über den Dachständerrückbau. Eingeladen sind etwa 140 Haushalte aus dem sogenannten Cluster 12, einem von insgesamt 15 Abschnitten der Gesamtmaßnahme, der die Neue Heimat und Teile von Nußlocher und Wilhelmstraße umfasst. Verbunden mit dem Dachständerrückbau ist ein Ausbau des Stromnetzes, auch Glasfaser wird gleich mitverlegt. „Das Netz wird für alle Anforderungen der Zukunft gewappnet sein“, verspricht Gruber ein „zukunftsfähiges Strom- und Telekommunikationsnetz“. Die Gesamtlaufzeit des Projekts wird laut den Stadtwerken bei etwa sieben bis zehn Jahren liegen, wobei die eigentlichen Baumaßnahmen in den jeweiligen Straßen in der Regel innerhalb weniger Wochen abgeschlossen sein sollen. Die Kosten beziffert Gruber bei der Informationsveranstaltung auf nach aktuellem Stand voraussichtlich 27 Millionen Euro.
Für die Bürger ist das neue Netz ebenso kostenlos wie der Rückbau der Dachständer, der laut Gruber allerdings erst erfolgen kann, wenn alle Häuser den sogenannten „Innenumschluss“ vollzogen haben – die Anbindung der vorhandenen Stromverteilung, die bisher häufig im Dachgeschoss liegt, an den neuen Hausanschluss im Keller. Diese Arbeiten haben die Eigentümer auf eigene Kosten vorzunehmen, da sie „hinter“ der Eigentumsgrenze liegen. Die Stadtwerke steuern dafür zwei „Zuckerl“ bei: Zum einen erhalten die Eigentümer eine Liste mit 25 regionalen Elektrofachbetrieben, die dafür die Zulassung haben und auch bereits abgefragt wurden, ob sie derartige Arbeiten in Walldorf durchführen wollen. Zudem wurde das Förderprogramm Innenumschluss aufgelegt, mit dem 25 Prozent aller anrechenbaren Kosten, maximal aber 500 Euro je Innenumschluss bezuschusst werden. Diese Förderung muss nicht separat beantragt werden. Es reicht, die gesammelten Rechnungen auf der Homepage der Stadtwerke Walldorf hochzuladen.
Hintergrund des im März gestarteten Projekts Dachständerrückbau ist, dass noch immer ein großer Teil der Haushalte im Walldorfer Stadtgebiet über Freileitungen an das Stromnetz angebunden ist. Diese entsprechen jedoch nicht mehr den Anforderungen an ein zukunftssicheres Stromnetz und eine moderne Lebensqualität, unter anderem mit Ausblick auf das Laden einer Vielzahl von Elektrofahrzeugen an privaten Stromanschlüssen. Mit der Erdverkabelung werden die Stadtwerke vorausschauend die Anschlussleistung verdoppeln und somit auch die Grundlage bilden, moderne Energiedienstleistungen in Anspruch zu nehmen.
Heinz-Peter Braems, Projektleiter für den Dachständerrückbau, geht auf die bereits erfolgten Vorarbeiten ein. Man habe in den Gebäuden bereits mit den Eigentümern jeweils eine Hausschau durchgeführt, um nach Lösungen zu suchen, wo der Anschluss ins Haus geführt wird. Bei Bedarf werde neben Strom und Glasfaser auch ein Gas- und Wasseranschluss mit verlegt. Mit dem Stadtbauamt sei abgestimmt, „wo aufgegraben“ werden dürfe. Denn trotz der in Walldorf oft beengten Verhältnisse „müssen wir die Leitungen in den Boden bekommen“. Im Cluster 12 wolle man im März/April mit den Arbeiten beginnen und hoffe, Ende 2024 fertig zu sein. In diesem Bereich investieren die Stadtwerke laut Braems zwei Millionen Euro. Erneuert werden nach seinen Worten auch Teile der Straßenbeleuchtung. Auf Nachfrage erklärt Braems, bei den später notwendigen Arbeiten zur Wiederherstellung von Gehwegen oder Straßen arbeite man mit regionalen Firmen zusammen. Ziel sei, dass der Zustand „hinterher besser“, keineswegs schlechter sei. Das bestätigt Stadtbaumeister Andreas Tisch: „Wir begleiten das als Stadt intensiv.“ Sollte die Qualität nicht stimmen, auch während der vierjährigen Gewährleistungsfrist, „gehen wir auf die Stadtwerke zu“.
Wichtig war den Verantwortlichen, dass man zunächst „keinen Druck“ auf die Bürger ausüben wolle, was den Zeitpunkt des Innenumschlusses angeht. Andererseits können alle Haushalte erst dann ans neue Netz angeschlossen werden, wenn im jeweiligen Versorgungsstrang (der auch übers jeweilige Cluster hinausgehen kann) alle Haushalte den Umschluss vollzogen haben. Und erst danach können dann auch die Dachständer oder vereinzelt auch Masten in Gärten zurückgebaut werden. Matthias Gruber hält maximal 18 Monate für einen realistischen Zeitraum, bis in allen Häusern der Innenumschluss erledigt sein sollte – auch wenn es aus Stadtwerke-Sicht gerne schneller gehen dürfe. Gruber sagt aber auch: „Wir werden sicher keine ganzen Straßenzüge dunkel schalten, weil die 18 Monate rum sind.“
„Wir hoffen, dass die Arbeiten störungsfrei ablaufen“, sagt Braems. Auf „Lärm und Dreck“, wie bei Bauarbeiten nun mal üblich, müssten sich die Anwohner allerdings dennoch einstellen.