23.10.2023, Startseite
Stilles Gedenken am Jahrestag der Deportation
Mit der Mahnwache vor der evangelischen Stadtkirche gaben mehr als 60 Menschen ein deutliches Statement gegen jede Form von Antisemitismus ab.
Foto: Helmut Pfeifer
Mahnwache sendet deutliches Signal gegen jede Form von Antisemitismus
Mit einer Mahnwache, zu der die evangelische Kirchengemeinde aufgerufen hatte, haben am Sonntagabend mehr als 60 Menschen an den Jahrestag der Deportation der Walldorfer Juden nach Gurs erinnert. Verknüpft wurde das überwiegend stille Gedenken mit einem deutlichen Signal für die Solidarität mit Israel nach dem Terror-Angriff der Hamas und gegen jede Form antisemitischer Parolen und Ausschreitungen in Deutschland.
„Wir nehmen uns eine halbe Stunde Zeit und setzen ein kleines Zeichen hier in der Stadt“, sagte Pfarrer Dr. Uwe Boch zu Beginn der Mahnwache, an der sich auch Bürgermeister Matthias Renschler, der Erste Beigeordnete Otto Steinmann und zahlreiche Gemeinderäte aller Fraktionen beteiligten. Alle hielten Kerzen, zwischendurch wurden Lieder wie „Kyrie eleison“, „Herr gib uns deinen Frieden“ und „Hevenu shalom alechem“ angestimmt. Boch erinnerte daran, dass es 83 Jahre her ist, dass am 22. Oktober 1940 rund 6500 badische, pfälzische und saarländische Juden in das Lager im französischen Gurs deportiert wurden – darunter auch 20 Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Walldorf. Die Verhältnisse im Internierungslager waren miserabel. Viele Menschen starben an Entkräftung und Epidemien. Etwa ein Drittel wurde zwischen 1942 bis 1944 in den Vernichtungslagern im Osten ermordet.
„Heute müssen wir uns wieder Gedanken über unser Verhältnis zu Israel machen“, sagte der Pfarrer und erinnerte an die „erschreckenden Bilder“, die man nach dem Terror-Angriff im Fernsehen habe sehen müssen. „Es ist wichtig, dass wir heute in Stille gedenken“, ergänzte Oliver Tuscher zwischendurch in einem Impuls und forderte zugleich: „Morgen müssen wir wieder laut sein.“ Denn Antisemitismus dürfe in der Gesellschaft keinen Platz haben. „Es ist wichtig, dass wir dagegen kämpfen“, sagte Tuscher. Menschen jüdischen Glaubens müssten sich in Deutschland sicher fühlen können.
„Ich bin innerlich erschüttert, wütend und fühle mich ohnmächtig, dass jüdisches Leben heute in Deutschland wieder bedroht wird“, sagte Pfarrer Boch. Auch er forderte dazu auf, nach der Mahnwache „wieder laut zu sein“, um sich dafür einzusetzen, dass das nicht mehr geschieht, ehe er zum Abschluss den Segen sprach und allen Teilnehmenden dafür dankte, „dass Sie da waren“.