31.10.2022, Leben in Walldorf
Standorte für Trinkwasserbrunnen werden geprüft
Antrag der SPD-Fraktion sorgt für lange Diskussion im Gemeinderat
Braucht die Stadt Walldorf Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum? Ja, sagt die SPD-Fraktion im Gemeinderat und hat bereits im August einen entsprechenden Antrag gestellt, der nun behandelt wurde. Nach längerer Diskussion wurde zwar noch keine Installation von Trinkwasserbrunnen beschlossen, mit dem leicht modifizierten Antrag aber die Prüfung geeigneter Standorte und die Erstellung einer Kostenkalkulation. Das geschah bei elf Ja-Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Bürgermeister Matthias Renschler und zehnmal Nein seitens der CDU und FDP. Möglicherweise ergibt sich noch eine Verknüpfung des Themas mit dem Hitzeaktionsplan, den die Fraktion der Grünen beantragt hat und der demnächst im Gremium behandelt wird. „Ich persönlich fände eine Verortung der Trinkwasserbrunnen in diesem Rahmen sinnvoll“, sagte der Bürgermeister. Die Intention des Antrags sei „sehr gut“.
„Der letzte Sommer hat gezeigt: Es wird schlimmer mit der Hitze“, begründete Dr. Andrea Schröder-Ritzrau den Antrag ihrer Fraktion. Sie verwies auf einen Beschluss der Bundesregierung, „dass Trinkwasser aus dem Leitungsnetz an möglichst vielen öffentlichen Orten frei verfügbar sein muss“. Man sehe den Bedarf an etlichen Stellen in Walldorf, etwa im Tierpark, im Bereich des Marktplatzes oder an der Drehscheibe, wolle die Auswahl der Standorte aber gerne „den Experten der Stadtwerke“ überlassen. „Die Hitzewellen werden zunehmen“, mahnte Andrea Schröder-Ritzrau. Deshalb benötige man ein „niederschwelliges Angebot“, auch für Besucher von außerhalb. Natürlich müsse eine regelmäßige Überwachung durch das Gesundheitsamt erfolgen, erklärte die SPD-Sprecherin zu den in der Verwaltungsvorlage genannten Bedenken aus hygienischer Sicht. Und die Investition in die Trinkwasserbrunnen sei finanziell „überschaubar“.
„Besteht tatsächlich Bedarf?“, fragte Uwe Lindner (CDU). Trinkwasserbrunnen seien „grundsätzlich auf stark frequentierten Plätzen sinnvoll“. Walldorf verfüge jedoch weder über große Parks noch über Fußgängerzonen, auch „Touristenfluten“ seien nicht zu erwarten. Zudem könnten aktuell noch keine Kosten beziffert werden. Deshalb lehne seine Fraktion den Antrag ab. Für Pino Gaetani (FDP) sind Trinkwasserbrunnen „aus hygienischer Sicht sehr umstritten“. Er nannte Kosten von ungefähr 16.000 bis 17.000 Euro für die Anschaffung und 6000 bis 7000 Euro für die jährliche Unterhaltung. Ob ein sogenannter „Dauerläufer“ oder ein sensorgesteuerter Brunnen: „Es fließt eine enorm große Menge an Trinkwasser ab“, das sei kein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen. Bei beiden Typen müsse zudem eine hohe Abnahme erfolgen, „die werden wir in Walldorf nicht haben“, so Gaetani.
„Die Klimakrise schreitet immer weiter voran, bereits dieser Sommer war kaum auszuhalten“, meinte Maximilian Himberger (Grüne). Er sah die Stadt in der Verantwortung, „entsprechende Maßnahmen zu ergreifen“. Seine Fraktion sehe die Installation von Trinkwasserbrunnen als „ersten Baustein“, dem mit dem beantragten Hitzeaktionsplan weitere folgen müssten.
In der sich anschließenden Diskussion wurden zahlreiche Punkte pro und contra genannt. Es könne „kein Hexenwerk sein“, einen Brunnen so zu gestalten, dass die hygienischen Vorgaben eingehalten werden, sagte etwa Andrea Schröder-Ritzrau. „Denken Sie an kleine Kinder“, deren Wasserflaschen man öfter unterwegs auffüllen müsse, appellierte Manfred Wolf (Grüne). „Es gibt auch Kleinstädte, die das haben“, forderte Wilfried Weisbrod (Grüne), die Einwände zu prüfen und eine vernünftige Lösung zu finden.
Den sorgsamen Umgang mit Ressourcen sprach dagegen Mathias Pütz (CDU) an. „Für mich ist das unökologisch“, sagte auch Jutta Stempfle-Stelzer (CDU), die sich eher Stationen in Geschäften oder Gaststätten wünscht, an denen man sich kostenlos Wasser holen könnte. „Ich möchte auch wissen, was es kostet“, erklärte Günter Lukey (FDP). Und sein Fraktionskollege Gaetani erwähnte, dass es früher in der Hauptstraße einen öffentlichen Trinkbrunnen gegeben habe. Warum dieser nicht mehr existiert, soll jetzt ebenfalls noch in Erfahrung gebracht werden.
Nach einer kurzen Sitzungsunterbrechung konnten trotz der Modifizierung des Antrags weder CDU noch FDP zustimmen. „Wir können das mit in den Hitzeaktionsplan nehmen, aber heute werden wir es ablehnen“, sagte Fredy Kempf (FDP). „Der Hitzeaktionsplan ist für uns am plausibelsten“, meinte Mathias Pütz. Die Standortprüfung und Kostenkalkulation werden jetzt aber dennoch gemacht.