13.03.2024, Kultur & Freizeit
Stadt bezuschusst Walldorfgutscheine
Förderung des Einzelhandels und Kaufkraftbindung vor Ort
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den Verkauf von Walldorfgutscheinen mit zehn Prozent bis zu einer Summe von 10.000 Euro zu bezuschussen. Das sei „eine sinnvolle Angelegenheit für die Walldorferinnen und Walldorfer und für die Gewerbetreibenden“, sagte Bürgermeister Matthias Renschler. Angedacht ist, bezuschusste Walldorfgutscheine bei Sonderaktionen mit zehn Prozent Rabatt zu verkaufen. Das könnte aus Sicht der städtischen Wirtschaftsförderung beispielsweise beim Spargelmarkt in einer Sonderverkaufsstelle in einem Pavillon oder einer Hütte auf der Drehscheibe oder dem Marktplatz geschehen, ebenso bei der Einkaufsnacht, der Kerwe oder dem Weihnachtsmarkt, bis die Mittel aufgebraucht sind. Die Entscheidung fiel bei fünf Gegenstimmen aus der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Die Verwaltungsvorlage zur Sitzung erläutert, dass das Gutscheinsystem 2021 von der Werbegemeinschaft eingeführt worden ist, um den Einzelhandel und die Innenstadt zu fördern. Die Stadt hat das auf Beschluss des Gemeinderats durch die Kostenübernahme für die Anschaffung der Karten und für Marketingmaßnahmen unterstützt. Schon 2022 wurden 20.000 Euro für den Verkauf bezuschusster Gutscheine bereitgestellt, die damals als „Neujahrskracher“ verkauft wurden. Und die Stadt übernimmt seit Anfang 2022 die Gebühren, die die Akzeptanzstellen für die Bereitstellung der Software und der Internetseite entrichten müssen. Außerdem verschenkt die Stadt den Walldorfgutschein bei Anlässen wie Jubiläen oder Mitarbeitergeburtstagen.
Nach einer Statistik der städtischen Wirtschaftsförderung sind bislang erfreuliche 76 Prozent der Gutscheine mit einer Gesamtsumme von über 122.000 Euro in den teilnehmenden Betrieben eingelöst worden. Auch deren Zahl ist steigend: Zurzeit nehmen 36 Betriebe die Gutscheinkarten als Zahlungsmittel an. Weitere Betriebe, vor allem Gastronomen, werden laut der Vorlage je nach Kapazität in der Werbegemeinschaft laufend angesprochen und aufgenommen. Ziel bleibe, dass möglichst alle inhabergeführten Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen in Walldorf die Gutscheinkarte akzeptieren. „Hierfür ist fortlaufende Werbung und Aufmerksamkeit für das System essentiell. Diese kann durch einen erneuten Verkauf von bezuschussten Gutscheinen stark gefördert werden“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Ein Grund für die Bezuschussung sei auch, die Kaufkraft in Walldorf zu binden. „Jeder Euro, der von der Stadt als Förderung investiert wird, bewirkt neun Euro private Kaufkraft, die in Walldorf ausgegeben wird.“
„Gute Fortschritte“ mit Blick auf die Akzeptanz in der Bevölkerung bescheinigte Uwe Lindner (CDU) dem Walldorfgutschein. Das werde durch die kommunale Bezuschussung gestärkt. Um mehr Kaufkraft in Walldorf zu binden, müsse es der Werbegemeinschaft noch besser gelingen, weitere Betriebe einzubinden. Aus Sicht der CDU könne die Subvention des Gutscheinsystems „nicht auf Jahre hinaus“ gewährt werden, unter anderem auch wegen einer „potenziellen Verzerrung des Wettbewerbs“.
Der Walldorfgutschein habe sich „als erfolgreiches Instrument zur Förderung des Einzelhandels und der Innenstadt erwiesen“, sagte Petra Wahl (SPD), er sei inzwischen gut bekannt, „die Zahlen sprechen für sich“. Ihre Fraktion sehe die weitere Bezuschussung positiv, sei doch der Einzelhandel weiter in einer schwierigen Lage. Gerade auch hinsichtlich des Ziels, „ein lebendiges Treiben in der Innenstadt zu gewährleisten“, begrüße man die „direkte Wirtschaftsförderung“ ausdrücklich. „Wir brauchen unseren Einzelhandel“, sagte Petra Wahl.
„Wenn es erfolgreich wäre, würde es von alleine laufen“, begründete Wilfried Weisbrod die ablehnende Haltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Grundsätzlich sei zu überlegen, ob eine „einseitige Förderung“ sinnvoll sei. Man hätte nach inzwischen drei Jahren mehr am Gutscheinsystem teilnehmende Betriebe erwartet, so Weisbrod, ebenso, dass die Werbegemeinschaft „von sich aus mehr gemacht“ hätte. Zudem sei für ihn die Frage, „ob die Gastronomen dabei sein müssen“.
Für die FDP konnte Günter Lukey zustimmen. Der finanzielle Einsatz der Stadt sei „gut angelegtes Geld“. Seiner Fraktion sei es „ein großes Anliegen, uns für eine lebendige Innenstadt einzusetzen“. Der Walldorfgutschein „stärkt unsere Geschäfte“. Die FDP begrüße die Idee, die bezuschussten Gutscheine beim Spargelmarkt zu verkaufen, und wünsche der Aktion „viel Erfolg“.