18.06.2024, Kultur & Freizeit
Reichen auch weniger Parkplätze?
Das Parkhaus am Bahnhof wird relativ wenig genutzt – eine Parkraumbewirtschaftung soll geprüft werden.
Foto: Stadt Walldorf
Ideen für bessere Auslastung des Parkhauses werden geprüft
Der Zweckverband Metropolpark wird prüfen, wie und ob eine Parkraumbewirtschaftung am Bahnhof Wiesloch-Walldorf umgesetzt werden kann. Das ist das Ergebnis der Vorstellung eines Parkraumkonzepts in der jüngsten Zweckverbandsversammlung durch Dr.-Ing. Frank Gericke vom Planungsbüro Modus Consult. Er kommt zu dem Fazit, dass aktuell in Bahnhofsnähe zu viele kostenlose Parkplätze vorhanden sind und mit einer Reduzierung des Angebots die kostenpflichtigen Parkplätze im Parkhaus besser genutzt würden. Auf den frei werdenden Flächen werde dann „eine städtebauliche Entwicklung möglich“, so der Planer – sprich Gewerbenutzungen.
Nach Gerickes Untersuchung gibt es aktuell 806 Parkmöglichkeiten rund um den Bahnhof, darunter sind 256 gebührenpflichtige Stellplätze im Parkhaus, das im Jahr 2012 gemeinsam mit dem neu erbauten Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in Betrieb genommen worden war. Modus Consult hatte bereits 2022 eine erste Erhebung durchgeführt, bei der eine vergleichsweise geringe Anzahl an Fahrzeugen festgestellt wurde – möglicherweise noch eine Nachwirkung der Corona-Pandemie. Nun ergab eine zweite Zählung im Herbst 2023 zur Auslastung in den Spitzenstunden, dass inzwischen wieder mehr Fahrzeuge, aber auch Fahrräder am Bahnhof abgestellt werden. Allerdings stehen laut Gericke „zu wenige Fahrzeuge“ im Parkhaus trotz der aus seiner Sicht moderaten Preise.
Die Zahlen vom Herbst zeigen bei damals 832 Parkmöglichkeiten für Pkw eine Auslastung von 72 Prozent – 539 von 576 kostenfreien waren belegt, allerdings nur 61 von 256 gebührenpflichtigen Stellplätzen. Eine „geringe Auslastung“, so der Planer. Aus seiner Sicht ist das „Vermeiden des Parkhauses nur eine Frage des Geldes“. Wenn man kostenfreie Parkplätze zur Verfügung stelle, müssten diese „möglichst weit“ vom Bahnhof entfernt liegen. Gericke meinte: „Wir brauchen wahrscheinlich 500 bis 600 Stellplätze“, also deutlich weniger als aktuell angeboten werden, dafür aber mehr Möglichkeiten für Fahrräder. Die 680 Fahrrad-Stellplätze waren zum Zeitpunkt der Herbst-Zählung zu 61 Prozent ausgelastet – belegt waren 272 von 392 kostenfreien und 143 von 288 gebührenpflichtigen Abstellmöglichkeiten. Nach Gerickes Feststellungen sind „vor allem die Fahrradboxen auf Wieslocher Seite stark nachgefragt“. Dennoch seien aktuell gerade die Fahrradabstellplätze „vergleichsweise teuer“.
Der Planer denkt, dass mit attraktiven Alternativangeboten der Bedarf an Pkw-Stellplätzen gemindert werden kann. Mittelfristig und in kleinen einzelnen Schritten könnten aus seiner Sicht vier Flächen mit rund 400 Stellplätzen entfallen, wenn die Bewirtschaftung aller Stellplätze zu einer deutlich besseren Auslastung des Parkhauses führe. Diese Flächen könnten dann anderweitig genutzt werden, etwa für Gewerbeansiedlungen. Sei der Bedarf doch größer, könne durch ein zusätzliches Parkhaus mit rund 200 Stellplätzen auf Walldorfer Seite ein ergänzendes Angebot geschaffen werden – darin könne man auf einer kleineren versiegelten Fläche mehr Fahrzeuge unterbringen als jetzt auf den ebenerdigen Parkplätzen.
Der Walldorfer Gemeinderat Wilfried Weisbrod (Grüne) erklärte, man müsse vor allem die Attraktivität des Radfahrens erhöhen. Es könne nicht sein, dass die monatliche Miete eines Platzes in der Fahrrad-Einzelbox mit zehn Euro beim halben Preis eines Pkw-Stellplatzes im Parkhauses (20 Euro) liegt. Hier müsse in Relation das Fahrrad besser abschneiden. Das sieht Gerickes „Diskussionsgrundlage“ zu den künftigen Preisen bereits vor. Sein Vorschlag: Die Fahrrad-Einzelbox bleibt bei zehn Euro im Monat (und wird fürs ganze Jahr mit 100 statt 120 Euro günstiger), der Platz in der Fahrrad-Sammelgarage könnte monatlich vier statt sechs und im Jahr 40 statt 72 Euro kosten und für Pkw und Motorrad würden im Parkhaus 30 statt 20 beziehungsweise 300 statt jetzt 200 Euro anfallen. Entschieden ist aber noch nichts, das erfolgt erst nach der Prüfung der weiteren Rahmenbedingungen einer Parkraumbewirtschaftung.