03.07.2024, Startseite
Refill-Stationen statt Trinkwasserbrunnen
14 Geschäfte und Einrichtungen (hier die Central Apotheke) gehören bereits dem Refill-Netzwerk an und sind durch einen Aufkleber im Eingangsbereich markiert.
Foto: Stadt Walldorf
14 Geschäfte und Einrichtungen beteiligen sich bislang am Netzwerk
„Wir sind im Innenstadtbereich gut ausgestattet“, sagt Christian Horny (Fachdienst Umwelt) über die Möglichkeiten der Versorgung mit Trinkwasser. Im Rahmen des Hitzeaktionsplans, den der Gemeinderat im Oktober 2023 beschlossen hat, waren zwei Maßnahmen genannt worden, um an Hitzetagen die Trinkwasserversorgung sicherzustellen: Die von der SPD beantragte Installation von Trinkwasserbrunnen hatte die Ratsmehrheit im Februar zwar abgelehnt. Dafür gibt es inzwischen ein breites Netz von 14 sogenannten „Refill“-Stationen – mit einem Aufkleber markierte Geschäfte und andere Einrichtungen bieten kostenfreies Leitungswasser für mitgebrachte Trinkgefäße an. „Wir glauben, dass das ausreicht“, sieht die Verwaltung laut Horny die von CDU und FDP zusätzlich beantragte Untersuchung der Ausgabe von Wasserflaschen „kritisch“.
Der Aufbau des Refill-Netzwerks in Walldorf wurde nach Hornys Worten von der städtischen Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein vorangetrieben. Alle Geschäfte oder Institutionen mit einem Wasserhahn und klaren Öffnungszeiten können Refill-Station werden. Hierzu ist lediglich ein Eintrag auf der Karte von Refill Deutschland (https://refill-deutschland.de/) sowie das Anbringen eines Aufklebers an der Eingangstür notwendig. Die „Refill Station“-Aufkleber wurden von der Verwaltung angeschafft und an interessierte Betriebe und Institutionen ausgegeben. Mit deren Öffnungszeiten sei man vor allem tagsüber und damit „während der heißen Tageszeit“ gut gewappnet, so Horny. Neben der Innenstadt sind auch das Industriegebiet und das Schul- und Sportzentrum mit Stationen vertreten.
Die bisher gewonnenen Teilnehmer sind: lieber unverpackt (Sambugaweg), Hotel Vorfelder, JUMP (beide Bahnhofstraße), Tari Bikes (Wieslocher Straße), KVM Kadel Versicherungsmakler (Hebelstraße), Fachwerk Kunst und Kitsch, Astoria Apotheke (beide Nußlocher Straße), Fitbox (Johann-Jakob-Astor-Straße), Der Werkstattladen, Stadt-Apotheke, Central Apotheke (alle Hauptstraße), Bettenfachgeschäft Gröner (Kleinfeldweg), Stadtbücherei (Hirschstraße) und AQWA (Schwetzinger Straße). Weitere Interessierte können sich gerne bei der Wirtschaftsförderung der Stadt melden.
„Klimafolgenanpassung in Walldorf heißt für uns, nicht überstürzt Maßnahmenpakete aus Großstädten zu übernehmen“, sagt Mathias Pütz für die CDU-Fraktion. Trinkwasserbrunnen habe man auch wegen des Wasserverbrauchs und Instandhaltungsaufwands abgelehnt. Mit dem Refill-Netzwerk habe man dagegen „eine ganze Reihe von kostenlosen Trinkwasser-Ausgabe-Stationen“. Für die CDU stehe in der Klimafolgenanpassung „die Sensibilisierung und Information der Bevölkerung an oberster Stelle“, so Pütz.
Die SPD nehme die Informationen „zur Kenntnis“, sagt Dr. Andrea Schröder-Ritzrau. Sie verweist auf mögliche hygienische Probleme der Refill-Lösung: „An öffentlichen Trinkwasserbrunnen würde regelmäßig die Hygiene überprüft werden, bei privaten gibt es das nicht.“ Hier sieht sie die Stadt in der Pflicht und zählt eine Reihe von Punkten auf, die aus ihrer Sicht sichergestellt werden müssten, um die Hygiene zu garantieren. Auch die „zeitnahe Erreichbarkeit“ der Stationen sehe die SPD nicht. Für Bündnis 90/Die Grünen erklärt Maximilian Himberger, man sei ebenfalls weiter der Meinung, die Versorgung „am besten durch die Aufstellung von Trinkwasserbrunnen“ zu gewährleisten. Die Refill-Stationen seien aber „grundsätzlich eine gute Sache“ und es sei „sehr erfreulich“, dass sich schon viele Betriebe zur Mitwirkung bereiterklärt hätten, deshalb könne man das unterstützten. „Was die Bedenken angeht“, könne man aber mit der SPD mitgehen, so Himberger.
„Wir begrüßen die Informationen zum Refill-Netzwerk“, sagt Pino Gaetani (FDP). Trinkwasserbrunnen seien „unnötig“, die Refill-Stationen dagegen „sinnvoller und nachhaltiger“. Man hoffe auf „viele weitere Teilnehmer“ und könne sich beispielsweise auch vorstellen, „mit den Kirchen ins Gespräch zu gehen“. Die FDP bittet laut Gaetani um Evaluation, in welcher Frequenz die Stationen genutzt werden, „um gegebenenfalls nachzusteuern“.