12.06.2023, Startseite
Rauschendes Fest an der Seebühne
Ein Bild wie gemalt: Die ZAP-Gang begeistert mehr als 600 Zuhörer mit ihrem Konzert auf der Seebühne im AQWA.
Foto: Jan A. Pfeifer
Sommerparty im AQWA mit der ZAP-Gang sorgt für riesige Begeisterung
„An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit“, stimmt die ZAP-Gang den Hit der Toten Hosen als erste Zugabe an. Und wenn aus vielen Kehlen „in dieser Nacht der Nächte … erleben wir das Beste“ mitgesungen wird, ist das keineswegs schamlos übertrieben, sondern der passende Soundtrack für das kollektive Glücksgefühl. Denn die „Sommerparty am See“ hält, was der Titel verspricht: Die mehr als 600 Zuhörer feiern drei Stunden lang ein rauschendes Fest, singen, tanzen und klatschen begeistert mit, haben Spaß und beste Laune. Veranstaltet vom Kulturförderverein Kurpfalz und den Stadtwerken Walldorf, erlebt der AQWA Bäder- und Saunapark damit ein erstes Highlight der noch jungen Saison.
„Eine junge dynamische Nachwuchsband“, kündigt Eddie Berlinghof als Vorsitzender des Kulturfördervereins mit Schalk im Nacken die ZAP-Gang an und kriegt dafür von den in Würde ergrauten Musikern einen Rettungsring verpasst. Das spöttische „Ja, ja, jung, dynamisch, erfolglos“ entpuppt sich dann auch von den ersten Tönen an als klassisches Understatement. Queens „I want it all“ donnert von der Seebühne ins weite Rund und gibt die Marschrichtung für ein mitreißendes Konzert vor. Das wird vom Publikum, das es sich auf der Naturbühne am Seeufer teils auf Picknickdecken bequem gemacht hat, mit viel Applaus goutiert. „Das sieht schön aus, wie ihr da alle sitzt“, freut sich Torsten Baier, der sich den Job am Mikro wie gehabt mit Walter Batzler teilt. Und als später bei „So Lonely“, dem alten Police-Song, La Ola um den See schwappt, schiebt er ehrfürchtig „Gänsehaut“ nach. Gemeinsam mit den beiden Sängern sorgen Ralf Hopp (Gitarre), Peter Supp (Bass), Carsten Weisbrod (Keyboard) und Alexander Fies (Schlagzeug) den ganzen Abend über für mächtig Wallung im Publikum.
Seit 32 Jahren gibt es die ZAP-Gang, wie Batzler zwischendurch verrät. Dass die Band in dieser langen Zeit keine Patina angesetzt hat, sondern immer noch Jung und Alt begeistert, liegt am viel zitierten „Zappen“ zwischen den Kanälen. Klar, räumen die Musiker mit Classic-Rock-Songs wie dem nach Längerem mal wieder ausgegrabenen „Here I Go again“ (Whitesnake), dem gern gehörten „Davy’s on the Road again“ (Manfred Mann’s Earth Band) oder einem stimmungsvollen „Don’t Stop Believing“ (Journey) gnadenlos ab. Aber das Repertoire bleibt nie einseitig: Es gibt Johnny Cashs unvermeidliches „Ring of Fire“ samt augenzwinkerndem Blues-Brothers-Zitat („Wir spielen beides: Country und Western“), Poppiges in rockigem Gewand wie „The Boys of Summer“ (Don Henley), eine Prise Reggae mit Bob Marleys „No Woman, No Cry“ und auch mal härteren Stoff wie etwa „You Shook Me All Night Long“ (AC/DC).
Vor allem aber ist die ZAP-Gang nie stehen geblieben, integriert zwischen die Klassiker auch immer wieder Songs, die eben noch keine zwanzig Jahre auf dem Buckel haben. „Cake by the Ocean“ (DNCE) oder „Uptown Funk“ (Mark Ronson) sind Beispiele dafür, die bei den Fans ebenfalls bestens zünden. So ist es auch kein Wunder, dass bei Mando Diaos „Dance with Somebody“ schon früh am Abend begeistert getanzt wird. „Rhythmisches Sportklatschen für Fortgeschrittene“ ist bei Jan Delays „Oh Jonny“ angesagt und auch bei „Black Betty“ (Ram Jam) helfen vor der kurzen Pause in der Konzertmitte zahlreiche Hände Schlagzeuger Alex Fies, in den Groove zu kommen.
Die Partystimmung wird in der zweiten Hälfte des Abends immer ausgelassener: Die ersten Übermütigen tanzen über den Steg bis hart an den Bühnenrand, gehen da auch nicht mehr weg, sondern werden immer mehr. Bei „Angels“ (Robbie Williams) leuchten die Smartphone-Lämpchen wie früher die Feuerzeuge, bei „Sex on Fire“ (Kings of Leon) tobt die Menge und bei einer stilistisch eigentlich überhaupt nicht zum Rest des Programms passenden Trip-Hop-Nummer wie „Insomnia“ (Faithless) hätte sich sicher das Dach gehoben, wäre man nicht ohnehin open air gewesen. Krönender Abschluss: das hymnische „Purple Rain“ (Prince), nach dem alle glücklich und zufrieden nach Hause gehen und sich schon aufs nächste Konzert auf der Walldorfer Seebühne freuen dürfen.