19.12.2023, Startseite
Radverkehrsdaten liefern Antworten auf viele Fragen
Das Pilotprojekt mit der SimRa-App hat den Experten viele Daten über den Radverkehr geliefert.
Foto: Stadt Walldorf
Pilotprojekt mit der SimRa-App: Ergebnisse im Ausschuss vorgestellt
„Das Fahrrad ist in Walldorf kein Schönwetter-Verkehrsmittel.“ Das ist eine der Erkenntnisse, die Andreas Konrad, im Stadtbauamt für das Radverkehrskonzept zuständig, dem Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr jetzt nach der Auswertung der mit der SimRa-App gesammelten Daten präsentierte. „SimRa“ steht für „Sicherheit im Radverkehr“, und das war auch ein Hauptziel des gemeinsamen Pilotprojekts der Städte Walldorf und Wiesloch mit Unterstützung des Rhein-Neckar-Kreises und der Metropolregion Rhein-Neckar. „Wir haben versucht, eine quantitative Erhebung mit einer qualitativen zu verknüpfen“, sagte Konrad. Dabei sei es um das „tatsächliche Nutzerverhalten der Radfahrer“ gegangen. Und die seien, Stichwort Schönwetter, oft eben auch bei schlechterem Wetter unterwegs, zu Beginn der kälteren Jahreszeit seien die Zahlen nur um etwa 25 Prozent zurückgegangen.
Mehr als eintausend Bürgerinnen und Bürger haben sich über fünf Monate hinweg an dem Pilotprojekt beteiligt und über die App mehr als viertausend Fahrten mit einer Gesamtstrecke von fast 25.000 Kilometern aufgezeichnet. Das sei laut der Technischen Universität Berlin, die sich unter anderem um die Visualisierung der Daten in einem Dashboard kümmerte, „ein guter Schnitt“, so Konrad. Dabei habe man festgestellt, dass „eher die älteren Semester“ teilgenommen hätten, „eher weniger Schüler“, und mehr Männer als Frauen. Die meisten seien mit einem City- oder Trekkingrad gefahren, lediglich 16 Prozent mit einem E-Bike. Viele hätten sehr kontinuierlich teilgenommen. „Es werden nach wie vor Daten gemeldet, wir werden das Dashboard fortführen“, kündigte Andreas Konrad an. Es ist auf der Homepage der Stadt Walldorf unter dem Menüpunkt „Radverkehrsdaten-App“ (Umwelt- und Klimaschutz/Mobilität/Radverkehr) zu finden. Festgestellt wurde auch, dass Dienstag und Mittwoch „die Hauptverkehrstage“ für Radfahrer sind und die meisten aus einem Einzugsbereich von maximal 20 bis 30 Kilometern kommen – vereinzelt wurden Fahrten bis und von Germersheim, Karlsruhe, Weinheim, Speyer oder in Richtung Eppingen dokumentiert.
Zum Thema „Sicherheit im Radverkehr“ sollten mit der App besondere Ereignisse und aktive Gefahrenstellen aufgezeichnet werden. Dabei ist laut Konrad aufgefallen, dass vor allem entgegenkommende Verkehrsteilnehmer als „Gefahr“ festgestellt worden seien. Das sei sehr häufig der Konflikt „Radfahrer versus Radfahrer“ – etwa an Engstellen oder beim Fahren auf der falschen Seite –, aber auch die Begegnung mit Gassigehern und anderen Fußgängern sowie mit dem Auto als größtem Konflikt in der Hälfte aller Fälle. „Auf Walldorfer Gemarkung hat es 28 subjektiv beängstigende Ereignisse gegeben“, berichtete Konrad, davon seien 20 Ereignisse oder 70 Prozent „Konflikte mit Pkw“ gewesen. Der Rest verteilte sich auf andere Fahrräder, einen Bus und ein Motorrad. „Auffällig“ laut Konrad ist, dass die Konflikte vor allem in der Wohnstadt gemeldet wurden, weniger in der Arbeitsstadt. „Die Bahnhofstraße stellt einen Schwerpunkt dar“, sagte er. Und die E-Bike-Fahrer seien mit einem Drittel der Fälle im Vergleich zur Nutzerzahl überproportional stark vertreten.
Zu den Erkenntnissen für die Verwaltung gehöre unter anderem, dass man jetzt einen Überblick über potenzielle Gefahrenstellen habe. Zum Beispiel am Mühlwegkreisel, an dem bereits Maßnahmen geplant seien. Dass die Brücke am Bahnhof in Richtung Wiesloch ein „Hotspot“ ist, werde durch die Daten belegt. „Das zeigt, dass es eventuell noch eine zweite Verbindung braucht“, sagte Konrad. Insgesamt habe das Projekt „wesentliche Fragestellungen beantwortet“. Und: „Die App hat gezeigt, dass wir mit unserem Radverkehrskonzept und dem engen Radwegenetz richtig liegen.“
Dr. Gerhard Baldes (CDU) monierte, dass man das Projekt offiziell schon im Oktober beendet habe und nicht über den Winter führe. In dieser Jahreszeit sind seiner Ansicht nach „die Gefahrenpotenziale höher“. Sein Fraktionskollege Mathias Pütz sah eine „für Walldorfer Verhältnisse“ beachtliche Datenmenge, die eine gute Grundlage für weitere Maßnahmen sei. Manfred Wolf (Bündnis 90/Die Grünen) dankte den über tausend Radfahrenden, die sich beteiligt haben. Die Ergebnisse bestätigten die Stadt in ihren Konzepten, „das scheint auch valide“. Für Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) sieht „Walldorf relativ sicher aus“, die Daten bestätigten auch die Entscheidung für die Kurpfalzstraße als Fahrradstraße. Dagmar Criegee sah ebenfalls „sehr interessante“ Daten und Ergebnisse, kritisierte allerdings die schwerfällige Bedienbarkeit der App. Grund dafür ist laut Andreas Konrad die „Abwägung zwischen Datenschutz und Nutzerfreundlichkeit“, die man im Vorfeld lange diskutiert habe.