09.09.2022, Startseite
Preisanpassung mit Augenmaß
Foto: Photocreo Bednarek – stock.adobe.com
Auch die Stadtwerke Walldorf müssen ihre Gaspreise anpassen
Lange waren die Preise stabil, doch in diesem Jahr erreichen die Kosten am Energiemarkt bisher unbekannte Höhen – wie sich das auf die Preisgestaltung auswirkt, wollen die Stadtwerke Walldorf erklären.
Egal, ob der Fernseher läuft, das Essen auf dem Herd brutzelt oder man nur kurz unter die Dusche hüpft, für fast alle Aktivitäten unseres Alltages brauchen wir eine Form von Energie. Aber warum steigen die Preise dafür gerade so stark?
Breits vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die Preise für Erdgas und Strom an den Energiemärkten gestiegen. Seit Juli sorgt Russland für weiteren Druck, indem es vertraglich vereinbarte Mindestmengen nicht liefert. Hinzu kommt der CO2-Preis als weiterer Kostenfaktor. Die Energiepreise haben somit in den letzten zwölf Monaten einen rasanten Anstieg erlebt, einen Teil dieser Kosten konnten die Stadtwerke bisher auffangen.
Als Folge der verminderten Liefermengen hat die Bundesregierung am 23. Juni die Notfallstufe Gas ausgesprochen – die Versorgungslage wird als kritisch betrachtet, die Versorgungssicherheit sei aber noch gewährleistet. Haushaltskunden und soziale Einrichtungen, wie beispielsweise Krankenhäuser, sind durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt. Am 2. September hat der russische Staatskonzern Gazprom mitgeteilt, dass der Gasdurchfluss durch Nord Stream 1 bis auf Weiteres gestoppt bleibe. Die Bundesnetzagentur beobachtet die Situation genau, betitelt in ihrem Lagebericht vom 5. September die Lage als angespannt, aber momentan stabil. Eine Verschlechterung der Situation kann aber nicht ausgeschlossen werden. Deutschland ist aufgrund seiner Vorsorgemaßnahmen besser vorbereitet als noch vor Monaten. Die Bundesregierung hat ab dem 1. September zu Sparmaßnahmen für alle Verbraucher aufgerufen.
Neben diesen Umständen, die für gestiegene Preise sorgen, hat die Politik zwei neue Gasumlagen eingeführt.
Dies ist zum einen die Gasbeschaffungsumlage, die die Mehrkosten der Importeure für die Ersatzbeschaffungen abdecken soll. Diese beläuft sich auf 2,419 Cent/kWh netto. Zu anderem wurde die Gasspeicherumlage eingeführt. Diese berechtigt den Marktgebietsverantwortlichen, die Trading Hub Europe, dazu, Gas zuzukaufen, damit die Füllstände der Speicher gesichert sind. Diese Umlage beläuft sich auf 0,059 Cent/kWh netto. Beide Umlagen werden ab dem 1. Oktober 2022 erhoben und sind befristet bis Ende September 2024 beziehungsweise April 2025. Die Stadtwerke Walldorf werden die Umlagen erstmals zum 1. November an ihre Kunden weitergeben.
Zuletzt wurde bekannt, dass zudem die Bilanzierungsumlage, die bisher bei 0,00 Cent/kWh lag, erstmals wieder in Kraft tritt. Diese dient der Deckung des zu erwartenden Fehlbetrages aus dem Einsatz von Regel- und Ausgleichsenergie. Ab dem 1. Oktober beträgt die Umlage 0,57 Cent/kWh netto für Haushaltskunden.
Aus all diesen Gründen sind die Stadtwerke Walldorf nach über zwölf Monaten Preisstabilität gezwungen, die eklatanten Preissteigerungen an ihre Kunden weiterzugeben und Gaspreise in allen Tarifen zu erhöhen. Die mittelfristige Eindeckungsstrategie war in den letzten Jahren für die Kunden immer ein großer Vorteil, da die Preise nah am Markt waren. Eben diese Strategie wird es den Stadtwerken aber auch ermöglichen, wieder zeitnah auf eine mögliche Entspannung der Großhandelspreise zu reagieren und sinkende Preise weiterzugeben.
Die Preise haben sich im Einkauf nahezu verfünffacht. Daraus folgt eine Preissteigerung um circa 200 Prozent ab dem 1. November für die Kunden. Mit diesem historischen Ausmaß bewegen sich die Stadtwerke im Wettbewerbsvergleich weiterhin im unteren Drittel.
Die Kunden selbst haben kurzfristig nur wenig Einflussmöglichkeiten auf den Preis, wohl aber auf den eigenen Verbrauch. Es gilt, bewusst Energie zu sparen. Aber auch mittelfristige und langfristige Maßnahmen wie die Hausdämmung, eine Photovoltaikanlage oder eine Wärmepumpe sind Möglichkeiten, um die Energiekosten in den kommenden Jahren zu senken.
Weiterhin hat die Bundesregierung ein Entlastungspaket erlassen, um den Bürgern zu helfen, und auch die Senkung der Mehrwertsteuer bei Gas auf sieben Prozent steht im Raum.
Zuletzt bieten aber auch die Stadtwerke Hilfe für ihre Kunden an: „Kommen Sie rechtzeitig auf unseren Kundenservice zu. Gemeinsam können wir mit Ihnen eine Lösung finden, um Zahlungsverzug zum Beispiel über einen Ratenplan zu vermeiden“, lautet das Angebot der Stadtwerke.