20.03.2024, Startseite
„Politik zum Anfassen“: Achterrat ging in die zweite Runde
Das Diskutieren und Ausformulieren von Ideen und Wünschen standen beim Achterrat in der Gruppenarbeit auf der Agenda.
Foto: Stadt Walldorf
Jugendliche haben im Austausch mit Experten ihre Anliegen konkretisiert
„Noch unspezifische Anliegen weiter konkretisieren“, „zeigen, dass bestimmte Anliegen bereits in der Umsetzung sind“ – so lauteten unter anderem die Ziele der zweiten Runde des Jugendbeteiligungsprojektes Achterrat, das im laufenden Schuljahr erstmals in Walldorf stattfindet. Dabei sind alle achten Klassen der Walldorfer Schulen beteiligt, in Zahlen sind das rund 350 Schülerinnen und Schüler. „Politik zum Anfassen“, fasst Manfred Bugert, Koordinator der Schulsozialarbeit, das Veranstaltungsformat zusammen. Denn die Jugendlichen sollen dabei lernen, wie sie ihre Anliegen konkret formulieren und zur Umsetzung bringen können. Die Schulsozialarbeit organisiert den Achterrat federführend, initiiert wurde das Projekt vom Rhein-Neckar-Kreis über „Dein Kreis – deine Ideen!“, einem Projekt zur Jugendbeteiligung auf Landkreisebene, das vom baden-württembergischen Sozialministerium finanziell gefördert wird.
Zum Start des Achterrats kamen die Schüler im Oktober erstmals in der Astoria-Halle zusammen, um sich über die Themen auszutauschen, die ihnen am Herzen liegen. Dafür wurden sie auf mehrere Gruppen aufgeteilt, die sich verschiedenen Themen widmeten. Die Ergebnisse wurden zusammengetragen und sollten nun beim zweiten Treffen konkretisiert werden. Dafür wurden den Schülern Experten zu den einzelnen Themengebieten zur Seite gestellt, mit denen sie in den Austausch gehen konnten. Die Experten kamen von der Stadtverwaltung, darunter der Erste Beigeordnete Otto Steinmann, Wirtschaftsförderin Susanne Nisius und Stadtbaumeister Andreas Tisch, von den Stadtwerken sowie den Schulen. Unterstützt wurden sie in den Gruppen von Mitgliedern des Gemeinderates, Mitarbeitern des Kreisjugendrings und den Schulsozialarbeitern.
„Es war schön zu sehen, dass sich die Verantwortlichen der Stadt so beteiligt haben“, freute sich Manfred Bugert. Er sei in der Stadtverwaltung mit dem Achterrat „auf offene Türen“ gestoßen. Bürgermeister Matthias Renschler bezeichnete das Projekt als „prima“ und es sei „wichtig, dass neue Ideen gefunden werden“. Er sei zuversichtlich, dass etwas dabei rauskomme, „das wir auch umsetzen können“. Mit dabei war auch sein Amtskollege aus Sandhausen, Bürgermeister Hakan Günes, der sich in der Gruppe „Sandhausen“ als Gesprächspartner zur Verfügung stellte. Günes sprach von einem „tollen Format“, das sich auch dafür eigne, Themen der Zusammenarbeit zwischen Sandhausen und Walldorf zu erörtern.
Die Themengebiete waren bei der ersten Veranstaltung herausgearbeitet worden und wurden durch den Moderator Jakob Crone sowie die Experten kurz vorgestellt. Sie lauteten zum Beispiel „Öffentlicher Raum für junge Menschen“, „Politik und Jugendbeteiligung“ und „Mountain-Bike-Park“. Die Schüler konnten sich je nach persönlichen Interessen auf die Gruppen verteilen. Anschließend zogen sich die Gruppen zur Arbeit in unterschiedliche Räume in der Astoria-Halle zurück. Die Abläufe waren recht ähnlich: Die Experten beantworteten Fragen, halfen dabei, Anliegen zu formulieren und nahmen ihrerseits Anregungen und Ideen auf. Die Punkte, die von den Jugendlichen herausgearbeitet wurden, hielten sie auf großen Plakaten fest. Sie wurden nach der Pause in großer Runde vorgestellt.
„Ich fand es interessant, die Sicht und die Wünsche der Jugendlichen bezüglich der Innenstadt aufzunehmen“, so Wirtschaftsförderin Susanne Nisius, die als Expertin in der Gruppe „Stadtzentrum und Infrastruktur“ zur Verfügung stand. Aufgefallen sei ihr in den Gesprächen mit den Jugendlichen, dass das Wissen über bestehende Angebote verbessert werden müsse. Außerdem sei unter anderem der Wunsch nach Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang geäußert worden. „Darüber kann man nachdenken“, so Susanne Nisius zu einer möglichen Umsetzung.
„Es war eine sehr dankbare Veranstaltung für mich“, sagte Stefan Gottschalk, Leiter des AQWA Bäder- und Saunaparks, im Nachgang. Das Interesse an der Gruppe „Schwimmen im Hallenbad/Freibad“ war mit über 40 Teilnehmern besonders groß. „Es gibt einige Rückmeldungen, die wir näher betrachten werden, zum Beispiel den Wunsch nach einem Obstangebot im Gastrobereich oder einer Textilsauna für Personen ab zwölf Jahren.“ Für Erheiterung habe die Wortmeldung eines Schülers gesorgt, dass „das Problem in Walldorf ist, dass alles so gut ist“. Tatsächlich sei er sehr erfreut über das insgesamt positive Feedback gewesen, dass „wir mit vielen unserer Aufgaben und Prozesse richtig liegen“, sagte Gottschalk. So setze man aktuell die Wünsche nach einer neuen Rutschbahn sowie nach mehr Liegezonen mit Sonnenschutz um. Den direkten Austausch mit den Jugendlichen möchte Stefan Gottschalk auch in Zukunft gerne beibehalten. „Ich werde versuchen, einmal im Jahr in die Walldorfer achten Klassen zu gehen, um Feedback dieser für uns sehr wichtigen Zielgruppe einzuholen“, so Gottschalk, der dafür noch in den Austausch mit den Schulleitungen gehen möchte.
Die Kommunikation rückte in den Mittelpunkt der Diskussionen in der Gruppe „Politik und Jugendbeteiligung“ mit Otto Steinmann als Experten. Es sei intensiv diskutiert worden, so Steinmann. Der Schwerpunkt der Diskussionen habe nicht auf der aktiven Teilnahme, beispielsweise mittels eines Jugendgemeinderats, gelegen, sondern darauf, dass es gelingen müsse, jugendgerechte Portale über die sozialen Medien zu schaffen.
Das Thema der Kommunikation mit den Jugendlichen kam auch in der Gruppe Soziale Hilfen und Bildung mit dem Experten Marco Schirmacher auf. Schirmacher, Leiter des Fachdienstes Soziale Hilfen, stellte fest, dass einige der sozialen Angebote der Stadt bei den Jugendlichen kaum bekannt sind. In der Gruppe kam der Vorschlag auf, eine App anzubieten, mit der Jugendliche unter anderem über die sozialen Angebote informiert werden könnten. Hier müsse man sehen, ob das dann Zuspruch finde, so Schirmacher. Auch ein Chatangebot wurde angeregt.
„Wir sind sehr zufrieden und haben mit den Erfahrungen aus dem ersten Achter-Rat-Forum auch einige Punkte in den Abläufen verbessern können. Es war eine runde Sache“, zog Manfred Bugert ein positives Fazit der zweiten Veranstaltung. Man werde nun die Plakate mit dem Ziel auswerten, die Jugendlichen in der Umsetzung ihrer Anliegen weiter zu unterstützen.