19.05.2023, Startseite
Mobilitätspakt geht in die Verlängerung
Freuen sich über die Erfolge des jetzt verlängerten Mobilitätspakts Walldorf/Wiesloch: (v.li.) Bürgermeister Matthias Renschler, Staatssekretärin Elke Zimmer, Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder und der Wieslocher OB Dirk Elkemann.
Foto: Stadt Walldorf
Steuerkreis beschließt Fortführung um weitere fünf Jahre
„Ich freue mich sehr, dass wir die nächsten fünf Jahre weiter zusammenarbeiten“, sagte Elke Zimmer, Staatssekretärin im Landesverkehrsministerium. Denn der Mobilitätspakt Walldorf/Wiesloch geht in die nächste Runde. Einstimmig beschlossen die Teilnehmer der Steuerkreissitzung, die im Ratssaal des Walldorfer Rathauses stattfand, die Fortsetzung des eigentlich im Oktober 2023 auslaufenden Mobilitätspakts bis zum Jahr 2028. „Der Mobilitätspakt ist für uns eine wichtige Sache“, sagte Bürgermeister Matthias Renschler. Und: „Wir in Walldorf gehen verkehrsmäßig voran.“ Als Beispiele dafür nannte er die Fahrradstraße, die Einführung des Mietradsystems VRNnextbike, das kostenlose Busfahren oder den kontinuierlichen Ausbau von Radwegen. „Wir alle sind ein ganzes Stück weitergekommen in diesen fünf Jahren“, sprach Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder von „guten Ergebnissen“.
Ziel der Mobilitätspakte, deren sechs es in Baden-Württemberg inzwischen gibt, ist laut Elke Zimmer, Akteure an den Tisch zu bringen, „die vor den gleichen Herausforderungen stehen“. Im speziellen Fall sind das die Städte Walldorf und Wiesloch, Verkehrsministerium, Rhein-Neckar-Kreis, die Unternehmen SAP, Heidelberger Druckmaschinen und MLP, die IHK Rhein-Neckar, der Verkehrsverbund Rhein-Neckar, der Verband Region Rhein-Neckar, die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), die Autobahn GmbH des Bundes und das Regierungspräsidium Karlsruhe, die den Mobilitätspakt 2018 gemeinsam gestartet hatten. Auf das bislang Erreichte könne man stolz sein, so die Staatssekretärin. Mobilität sei ein wichtiger Faktor, um die Klimaschutzziele zu erreichen. „Wir brauchen mehr Rad- und Fußverkehr, mehr ÖPNV“, sagte Elke Zimmer und forderte die Beteiligten auf: „Seien Sie weiter so mutig und kreativ wie in den vergangenen fünf Jahren.“
Ein für Bürgermeister Matthias Renschler und seinen Wieslocher Kollegen OB Dirk Elkemann wichtiges Projekt ist der zweispurige Ausbau der L723 zwischen Rauenberg und Walldorf, auf der im Berufsverkehr jeden Morgen und jeden Abend viele Pendler im Stau stehen, und die Umgestaltung des Knotens mit der B3, der dann ohne Ampeln auskommen wird. „Das ist eine wirklich zähe Angelegenheit“, erklärte Jürgen Skarke, im Regierungspräsidium Abteilungspräsident Mobilität, Verkehr, Straßen. „Das Projekt müssen wir jetzt wirklich in die Gänge bekommen.“ Die Planungen für den Ausbau des Knotenpunkts B3/L723 und für den Ostabschnitt des zweispurigen Ausbaus der L723 zwischen der B3 und Rauenberg sollen nach seinen Worten bis Anfang 2024 abgeschlossen werden. Das Baurecht für den Knotenpunktausbau werde anschließend über zwei Bebauungspläne der Stadt Wiesloch geschaffen und für den Ausbau der L723 werde es ein Planfeststellungsverfahren geben. Nach aktuellem Stand ist laut Skarke mit einem Baubeginn für den Knotenpunkt ab dem Jahr 2025 und für die Strecke ab dem Jahr 2027 zu rechnen. Der „schwierigste Abschnitt“ – in dem auch über die Bahnlinie die Zweispurigkeit geschaffen wird – soll ab 2029 beginnen. Die große Befürchtung: Bei diesem letzten Teil könnte es zeitlich zu Kollisionen mit dem Autobahnausbau kommen.
„Unser Ziel ist, ab 2030 zu bauen“, sagte Ruben Meinzer für die Autobahn GmbH. Neben dem sechsspurigen Ausbau der A5 auf rund 6,5 Kilometern zwischen dem Walldorfer Kreuz und der Anschlussstelle Walldorf/Wiesloch umfasst das Projekt auch den Ausbau der A6 im Bereich des Autobahnkreuzes Walldorf auf rund 2,6 Kilometern. Das Kreuz selbst soll mit zwei neuen Überleitungsspuren deutlich leistungsfähiger ausgebaut werden. Aktuell sei man noch in der Entwurfsplanung, so Meinzer, wolle aber bis Ende des Jahres mit dem Planfeststellungsverfahren starten. Er sprach auch eine „Kostensteigerung von 50 Prozent“ gegenüber der ursprünglichen Planung an.
Skarke und die Regierungspräsidentin ließen eine Reihe erfolgreicher Maßnahmen Revue passieren, die im Rahmen des Mobilitätspakts schon umgesetzt worden sind. Dazu gehören beim ÖPNV unter anderem die Buslinie Walldorf – Nußloch (749), die im Sommer 2022 nach Leimen verlängert wurde und auch über den SAP Campus verläuft, die Umsetzung von drei Regiobuslinien und das kostenlose Busfahren in Walldorf. „Das wird sehr gut angenommen, wir waren selbst überrascht“, sagte dazu Bürgermeister Matthias Renschler angesichts von täglich rund 270 Nutzern. In Sachen Schienenverkehr steht seit Anfang 2023, zusätzlich zur S-Bahn, mit dem Regionalexpress 73 für die Verbindung Heidelberg – Karlsruhe eine schnelle Verbindung im Stundentakt mit Halt am Bahnhof Wiesloch-Walldorf zur Verfügung und für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Verlängerung der Straßenbahnlinie Heidelberg – Leimen über Wiesloch nach Walldorf liegt inzwischen eine Förderzusage des Landes vor.
Beim Radverkehr wurden die Planungen für die beiden potenziellen Radschnellverbindungen im Raum Walldorf/Wiesloch weiter vorangetrieben: Beim Radschnellweg Mannheim – Schwetzingen – Walldorf – Wiesloch ist man mit dem Vorentwurf zur Machbarkeitsstudie „noch ziemlich am Anfang“, so Skarke, „etwas weiter“ dagegen beim geplanten Radschnellweg Heidelberg – Walldorf/Wiesloch, für den eine Planungsvereinbarung zwischen dem Rhein-Neckar-Kreis und dem Regierungspräsidium unterzeichnet wurde. Die Maßnahmen aus den Radverkehrskonzepten in Walldorf und Wiesloch werden außerdem „Schritt für Schritt angegangen“. Aktuell werden zudem mittels einer App Radverkehrsdaten im Raum gesammelt, um für mehr Sicherheit und bessere Radwege zu sorgen. Nach dem Fußverkehrscheck (2021) soll noch in diesem Jahr ein Fachbüro für weitere Maßnahmen, von denen Fußgänger profitieren, beauftragt werden.
Für die beteiligten Unternehmen berichtete Matthias Grimm (SAP) vom Ausbau der E-Ladestruktur für die wachsende Zahl an Elektro-Dienstfahrzeugen. Derzeit seien das 10.000 E-Autos, die Zahl der Ladepunkte soll bis nächstes Jahr von 1100 auf 1700 steigen. Alexander Eckhardt stellte das am 1. April gestartete Mobilitätsbudget „Flexible Mobility“ der SAP vor. Mitarbeiter können sich jetzt als Alternative zum Dienstwagen für ein festes monatliches Budget für die Nutzung privater Mobilität entscheiden – vom ÖPNV über den Mietwagen bis zum Fahrrad. Mit der Frage eines Mobilitätsbudgets beschäftige man sich auch bei MLP, sagte Angelika Zinkgräf. Beim Finanzdienstleister habe man unter anderem das Fahrradleasingangebot und die Abstellplätze erweitert, Duschen und Umkleiden ausgebaut und einen kleinen Pool an Diensträdern angeschafft. Orhan Bekyigit kündigte für die Heidelberger Druckmaschinen an, dass man demnächst ebenfalls Jobräder anbieten könne und es mit der Installation von Fahrradschleusen schon vor vier Jahren geschafft habe, dass die Mitarbeiter mit dem Rad auch übers große Gesamtareal praktisch bis zu ihrem Arbeitsplatz fahren können. „Sie haben einen unheimlich großen Hebel über Ihr betriebliches Mobilitätsmanagement“, sagte Elke Zimmer und zeigte sich beeindruckt, „was für Vorzeigebeispiele Sie haben“.