19.02.2025, Startseite

Mit Windenergie zur Klimaneutralität

Mit der Errichtung von Windkraftanlagen könnte die Stadt ihrem Ziel, bis 2040 den Strombedarf
zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen zu decken, wesentlich näher kommen.
Foto: Pixabay

Gemeinderat gibt grünes Licht: Unternehmen kann Planungen starten

Wann auf Gemarkung Walldorf das erste Windrad errichtet wird, kann heute noch niemand seriös sagen. Zwar hat sich der Gemeinderat schon mehrfach mit den Potenzialen für Windkraft auf der Gemarkung befasst, die Stadt ist in der Umsetzung aber von der Fortschreibung des Teilregionalplans Windenergie durch den Regionalverband abhängig. Der wird derzeit noch erstellt und enthält bislang ein circa 33 Hektar großes Vorranggebiet in den Gewannen Roter Bruch und Schlangenwedel im Großen Feld. Jetzt hat der Gemeinderat mehrheitlich entschieden, für die dortigen städtischen Grundstücke mit dem Unternehmen Trianel Wind und Solar GmbH (Aachen) Nutzungsverträge zur Errichtung einer Windenergieanlage zu schließen. Damit kann die Firma zunächst einmal den Planungsprozess samt der notwendigen Untersuchungen starten. „Das ist der Einstieg in die Projektierung, aber noch kein Beschluss zum Bau“, erklärte Stadtbaumeister Andreas Tisch. Er machte auch deutlich: „Nicht jedes Windpark-Projekt kommt in die Realisierung.“

Zweifel, ob die Entscheidung überhaupt notwendig war, äußerte Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen). Er wies auf eine „neue Planvariante“ hin, die in der kommenden Sitzung des Planungsausschusses des Verbandes Region Rhein-Neckar zu finden ist (die am 26. Februar in Lampertheim stattfindet). „Unser Gebiet wird nicht mehr weiterverfolgt, weil es einen Konflikt mit dem Luftverkehr gibt“, fasste Weisbrod die „vorläufige Bewertung“ zusammen, die „negativ“ ausfalle. Er bedaure diese Entwicklung, die nach seiner Kenntnis mit den Routen des Walldorfer Flugplatzes zusammenhänge. „Den Gemeinderatsbeschluss können wir trotzdem fassen“, sagte Bürgermeister Matthias Renschler. Aus seiner Sicht kann der Konflikt bis zur für September geplanten Entscheidung über den Teilregionalplan „beseitigt werden“, darum müsse sich aber neben der Stadt auch der Projektierer kümmern. Für die Stadt sei aktuell „das Signal nach außen wichtig“.

Walldorf verfolgt das ambitionierte Ziel, dass der Strombedarf bis 2040 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt und die Stromerzeugung den Bedarf bilanziell zu mehr als 80 Prozent auf der eigenen Gemarkung abdecken soll. Das wäre nur mit Photovoltaikanlagen nicht zu erreichen. Trianel würde nach seinen ersten Planungen vier Windräder auf der Fläche platzieren, die zusammen den jährlichen Strombedarf von 24.000 Zwei-Personen-Haushalten lokal erzeugen könnten. Damit das Unternehmen überhaupt tätig werden kann, brauche es den städtischen Schritt „im Sinne der Flächenverfügbarkeit“, so der Stadtbaumeister. Damit könne sich Trianel „auf den Weg machen“, auf private Eigentümer zugehen, aber auch die weiteren Faktoren der Machbarkeit prüfen.

Die mehrheitliche Zustimmung der CDU-Fraktion sprach Uwe Lindner aus. Er sah neben dem Ziel der Klimaneutralität auch mögliche Vorteile für die Bürger durch günstigere Energiepreise. Ohnehin sollten die Bürger sich selbst beteiligen und in die Windkraftanlagen investieren können. Nicht zustimmen konnte sein Fraktionskollege Dr. Gerhard Baldes. Das Große Feld sei „Walldorfs letzte freie Fläche“. Außerdem hinkten das Leitungsnetz und die Entwicklungen im Speicherbereich dem Windkraft-Anlagenbau „zehn Jahre hinterher“. Die „Negativstunden“ – in denen nicht nutzbarer Strom erzeugt wird – „werden wachsen“, so Baldes‘ Befürchtung.

„Wenn wir noch die Windkraft dazu nehmen, dreht sich bei uns das Rad der erneuerbaren Energien noch weiter“, sagte dagegen optimistisch Dr. Andrea Schröder-Ritzrau für die SPD. Man habe die Flächen ausgewählt, weil sie weit genug weg von der Wohnbebauung seien und „den geringsten Eingriff“ in die Natur mit sich brächten. „Vielleicht dreht sich der Wind doch noch in die richtige Richtung“, sah Günter Lukey (FDP) den Ausschluss der Walldorfer Flächen ebenfalls als noch nicht endgültig an. Seiner Fraktion sei eine Beteiligung der Landwirte, die die Grundstücke zur Verfügung stellten, und der Bevölkerung am Projekt wichtig. Wenn die Stadt tatsächlich bis 2040 klimaneutral sein wolle, „verfügt nur die Windkraft über das Potenzial“.

„Es ist notwendig und sinnvoll, Windenergie zu erzeugen“, sagte Wilfried Weisbrod. Wenn man die Bürger daran beteilige, seien auch keine Widerstände zu erwarten. Seine Fraktion spreche sich ebenfalls dafür aus, „diese Verträge zu machen“. Und mit Blick auf den Teilregionalplan hoffe er, „dass der Wind sich dreht“. Einen „wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität“ sah Mihriban Gönenç (Zusammen für Walldorf) im Beschluss. Sie regte an, dass die Stadt proaktiv die Kommunikation mit den Bürgern suchen solle, „um die Akzeptanz zu fördern“.