28.03.2023, Kultur & Freizeit
Mit Spaß durch die Rock- und Popgeschichte
Ein gelungener Abend mit Big Willy in der Marktstube in Walldorf.
Foto: Stadt Walldorf
„Swingin‘ WiWa“: Unterhaltsamer Auftritt von „Big Willy“ in der Markstube
Es ist die 18. Auflage des Musikfestivals „Swingin‘ WiWa“, das noch bis 7. Mai in Walldorf, Wiesloch, St. Leon-Rot und Dielheim über die Bühne geht. Und wenn es ein Markenzeichen für die traditionsreiche Reihe gibt, dann ist das sicher die Vielfalt der Veranstaltungsorte. Zwischen dem Auftakt mit dem Walldorfer Sänger Klaus Thomé und der HDM-Big-Band im Staufersaal des Wieslocher Palatins und dem Auftritt von Olli Roth und Band im ungewöhnlichen Ambiente des Walldorfer AQWA-Hallenbads liegt der Gig von Big Willy in der Markstube Steinmann. Kuschelige Enge statt großer Bühne, Bierbänke statt Theatersessel oder Liegestuhl und trotzdem oder gerade deshalb beste Stimmung unter den rund fünfzig Zuhörern. Ihnen wird ein unterhaltsamer Ritt durch die Rock- und Popgeschichte geboten.
„Wir sind ja immer gespannt, ob auch Leute kommen, die uns hören wollen“, sagt Sänger und Bassist Björn Reiter mit einer gehörigen Portion Selbstironie in einer seiner launigen Ansagen. So viel Bescheidenheit muss aber überhaupt nicht sein, denn die Truppe aus dem Odenwald macht ihre Sache gut. Laut Selbstbeschreibung ist „den vier Musikern [...] nichts wirklich heilig und sie ‚verhackstücken‘ schöpferisch nahezu alles, was die letzten fünfzig Jahre nicht schnell genug in der Versenkung verschwinden konnte.“ Das ist fast ein wenig irreführend, denn Big Willy sind oft gar nicht so weit weg von den Originalen. Was ihnen tatsächlich eine eigene Note verleiht, ist vor allem das Akkordeon, gespielt von Willi Brecht. Vervollständigt wird das Quartett von Andreas Schmitt (Gitarre) und Tommy Neumann (Schlagzeug). Und die Gruppe spielt „Lieder, die jeder kennt“ und „Lieder, die man nicht kennt, aber gut sind“, wie Bandchef Reiter sagt.
Bei Bill Withers‘ „Ain’t no Sunshine“ hat der Sänger sichtlich Spaß, das „Oh No“ gefüllte 38 Mal durch den Raum zu brüllen, bei „Dust in the Wind“ (Kansas) singen die ersten lautstark mit und bei Dire Straits‘ „The Bug“ wird sogar an der Engstelle zwischen Bar und Biertischen getanzt. Der Song ist ein gutes Beispiel fürs Konzept der Band, auch unbekanntere Stücke zu präsentieren. „Gebt dem Lied eine Chance“, bittet Reiter – und das Publikum leiht ihm gerne das Ohr. Nach der Spin-Doctors-Nummer „Little Miss Can’t Be Wrong“ schwärmt Björn Reiter: „Ich finde Swingin‘ WiWa klasse.“ Auch aus ganz egoistischen Gründen, wie er mit einem Schmunzeln verrät: „Ich wohne im Odenwald, schaffe in Walldorf. Aber durch das ganze Home Office war ich seit drei Jahren nicht mehr hier.“
Insgesamt bieten Big Willy ein schönes, bunt gemischtes Programm, reißen ihr Publikum mit Hymnen wie „One“ (U2) oder „Don’t Look back in Anger“ (Oasis) mit, haben einen tanzbaren Höhepunkt wie Peter Gabriels „Solsbury Hill“ im Gepäck und direkt danach mit David Bowies „Heroes“ noch eine weitere der ganz großen Rockmelodien, die einfach jeder gerne hört. Ein gelungener Abend – die Band muss auch beim nächsten Walldorf-Besuch sicher nicht befürchten, dass keine Zuhörer kommen. Im Gegenteil.