12.08.2022, Startseite
Mit Olli Roth macht Musik Spaß
Hier lässt es sich aushalten: In entspannter Atmosphäre lauschen die Zuhörer der Musik.
Foto: Pfeifer
Beste Stimmung beim zweiten #summersound-Konzert im AQWA
Olli Roth liebt es, Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel die von seiner Begegnung mit Gary Lightbody, dessen Namen laut Roth kein Mensch kennt. Denn als die beiden einst gemeinsam bei einem Benefizkonzert in Dublin auf der Bühne standen, hatte er selbst auch keine Ahnung, dass es sich bei dem Kollegen um den ungleich berühmteren Sänger der Gruppe Snow Patrol handelte. Prompt coverte Roth an diesem Abend ausgerechnet deren größten Hit „Chasing Cars“ und musste sich von Lightbody hinterher auf die Schippe nehmen lassen, bis sich dieser dann als Autor des Songs offenbarte. „Sing doch mal eins von mir“, hätte der peinlich berührte Roth gerne gesagt und stimmt beim #summersound-Konzert im AQWA nach seiner Version von „Chasing Cars“ die Eigenkomposition „I always be your Friend“ an. Ein schöner Song, den man sich tatsächlich auch aus berühmteren Kehlen vorstellen könnte, ob nun von Gary Lightbody oder vielleicht sogar Bruce Springsteen, zu dem die Nummer sicher prima passen würde.
„Musik muss Spaß machen“, sagt der „jetzt wieder zugezogene Walldorfer“ – und das macht sie auch. Das nach dem Auftakt mit Cool Breeze zweite von der Stadt Walldorf auf die Beine gestellte #summersound-Konzert im AQWA, Fortführung der letztjährigen „Kultur trotz Corona“-Reihe, lockt ein bunt gemischtes Publikum an, von den Freibadgängern in Bikini oder Badehose, die bei herrlichem Sommerwetter einfach noch ein bisschen länger den Abend am Ufer des Badesees genießen, bis hin zu den Olli-Roth-Fans, die eigens seinetwegen zum Konzert gekommen sind. Auf der Liegewiese, den mitgebrachten Sitzgelegenheiten oder der großzügigen Terrasse des Seerestaurants Mint Dine & Bar tummeln sich die Menschen und lassen sich vom Sänger und Gitarristen „auf eine Reise durch meinen Kopf“ mitnehmen. Durch den Kopf deshalb, weil ein leichter Wind die Textblätter vom Notenständer weht und sich Roth auf die Songs beschränkt, die er auch ohne Gedächtnisstütze drauf hat („alles aus’em Kopp“). Und das sind eine ganze Menge, wie sich in den über zweieinhalb Stunden Programm zeigt.
Seit fast 40 Jahren ist der Musiker aktiv, mal mit Band, mal solo. Ins AQWA hat er sein „kleines Raumschiff um mich rum“ mitgebracht, wie er sein Equipment liebevoll bezeichnet. Dank der Loop-Station begleitet sich Roth quasi selbst, spielt gleich zum Auftakt mit Steve Millers „The Joker“ nach der Gitarre auch eine Bass-Spur ein, klopft mit den Händen den Rhythmus auf den Resonanzkörper seines Instruments und hat dank der technischen Unterstützung prompt Zeit für ein entspanntes Solo. „Wenn man alles allein machen muss, überrascht man sich immer ein bisschen selber“, meint Roth und behauptet, er habe „dieselbe Loop-Station wie Ed Sheeran“. Der kleine Unterschied: „Ich habe meine gekauft, als er sieben Jahre alt war.“ Danach spielt er konsequenterweise keine Nummer aus der Feder des britischen Hitlieferanten, sondern lieber einen Song „einer meiner absoluten Lieblingsbands“, nämlich „Tequila Sunrise“ von den Eagles. Dank der Loop-Station, vor allem aber dank Roth selbst folgt eine klasse Version von Jethro Tulls „Locomotive Breath“ – erstaunlich, aber das funktioniert auch ohne Flöte.
„Falls jemand einen Wunsch hat, immer gerne“, fordert Olli Roth seine Zuhörer auf, gesteht aber gleich: „Ich kann’s meistens nicht.“ Und wie zum Beweis wünscht sich ein kleines Mädchen den „Bibi und Tina“-Song, den der Sänger sehr zu seinem Bedauern leider nicht im Repertoire hat. Dafür spielt er so unterschiedliche Nummern wie „Ride like the Wind“ von Christopher Cross, Dean Martins „That’s Amore“, „Papa was a Rolling Stone“ (Temptations) oder „Valerie“ von Amy Winehouse. Ja, bestätigt Roth, „ich spiele auch Klavierstücke oder Frauensongs“, und er schreckt auch vor musikalischen Ausflügen nach Kuba nicht zurück – da wird im Publikum sogar getanzt. Ohnehin ist die Stimmung prächtig, die Zuhörer kommen auch beim zweiten #summersound-Konzert absolut auf ihre Kosten und dürfen sich schon auf die Fortsetzung freuen: Weiter geht es am Montag, 15. August, 18 Uhr, mit dem Trio BLU. Das Finale der Reihe im AQWA steigt dann am Dienstag, 16. August, 18 Uhr, mit Tara & Sten.