26.03.2025, Startseite
Melodien strahlten in warmen Farben

Henrike von Heimburg (Klavier), Nadia Steinhardt (Mezzosopran) und die weiteren Musikerinnen des Le Beau Ensembles boten ein abwechslungsreiches Programm, das beim Publikum für Begeisterung sorgte.
Foto: Helmut Pfeifer
Le Beau Ensemble begeistert beim Konzert der Stadt
Die dritte Veranstaltung im Rahmen der Konzerte der Stadt Walldorf bescherte dem Publikum eine spannende Begegnung mit der Musik der 1850 in Rastatt geborenen Komponistin Luise Adolpha Le Beau. Das junge Le Beau Ensemble mit Henrike von Heimburg (Klavier), Nadia Steinhardt (Mezzosopran), Ruth Gierten-Hollingshaus (Violine), Liese Mészàr (Viola) und Trude Mészàr (Violoncello) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die lange vernachlässigte Musik dieser Ausnahmekünstlerin wieder in die Konzertsäle zu bringen. Eine CD des Ensembles wird im April erscheinen.
Das in Walldorf vorgestellte Programm erwies sich als ausgesprochen vielgestaltig und abwechslungsreich. Die Musikerinnen spielten in immer neuen Kombinationen, bis sie am Ende des Konzertes alle fünf gemeinsam auftraten. Liederzyklen wechselten dabei mit Instrumentalkompositionen ab. In den aus unterschiedlichen Schaffensperioden stammenden Liedern offenbarte sich besonders Le Beaus Begabung als Vokalkomponistin. Sie konzipierte diese Werke als intensive Momentaufnahmen, in denen sie den Geist der jeweiligen Gedichtvorlage in wenigen Takten einzufangen versuchte. Keine Note erschien da zu viel, alles war perfekt ausbalanciert.
Diese Lieder verlangen ein breites Ausdrucksspektrum, sowohl von der Singstimme als auch vom Klavier. Nadia Steinhardt nahm im eröffnenden Zyklus op. 4 mit ihrer warmen und wandlungsfähigen Mezzosopranstimme vom ersten Ton an für sich ein. Mühelos gelang der opernerfahrenen Sängerin der Spagat zwischen volksliedhafter Schlichtheit, Mendelssohnscher Eleganz und romantisch-dramatischer Attitüde. Die Textverständlichkeit war exzellent. Henrike von Heimburg war am Klavier mehr als bloße Begleiterin, mit einfühlsamem Spiel gab sie dem klangschönen Klavierpart die ihm zustehende Bedeutung.
Als Brücke in den instrumentalen Teil des Programms bot sich die Romanze für Violoncello und Klavier aus den Vier Stücken op. 24 perfekt an. Sie wurde von Trude Mészàr und Henrike von Heimburg hinreißend schön gestaltet. Die kantablen Melodielinien der Rahmenteile strahlten in warmen Farben, die sich im etwas dramatischer gehaltenen Mittelteil zu leidenschaftlicher Glut steigerten. Als Kabinettstück erwies sich die folgende Polonaise für Viola und Klavier aus den Drei Stücken op. 26, das mit vollem Recht einen Platz im ohnehin spärlichen Viola-Repertoire verdient. Begleitet von Henrike von Heimburg gestaltete Liese Mészàr dieses Werk mit sichtlichem Vergnügen und viel Sinn für den etwas knorrigen Humor der Komposition, die den Ambitus des Instruments bis in hohe Lagen genüsslich auskostet.
Besondere Erwähnung verdient das vor der Pause gespielte Klavierquartett f-Moll op. 28, das zeigte, dass Le Beau auch in zyklischen Großformen Herausragendes zu leisten im Stande war. Mit viel Energie und Sinn für klangfarbliche Abstufungen gestalteten die Musikerinnen dieses gewichtige und kompositorisch dichte Werk. Die Hauptaufgabe hatte Henrike von Heimburg am Klavier zu leisten, die ihren äußerst virtuosen Part mit ebenso viel Brillanz wie Einfühlungsvermögen gestaltete. Perfekt aufeinander eingespielt und mit klarer Artikulation sorgten die drei Streicherinnen für eine gute Durchhörbarkeit der von Le Beau ersonnenen kompositorischen Strukturen. Das Publikum schwelgte in reinem Kammermusikglück und nach dem fulminanten Abschluss des Werks wurde das Ensemble mit ersten Bravorufen in die Pause entlassen.
Der zweite Teil begann mit dem eher ernst geprägten Liederzyklus op. 39 sowie dem feinsinnigen Lied „Frühlingsnacht“ aus Le Beaus op. 18, die von Nadia Steinhardt eindringlich und mit vielen stimmlichen Nuancen und Valeurs gestaltet wurden. Ähnlich wie im ersten Teil folgte hierauf ein von vokalen Gesten inspiriertes Instrumentalwerk: In der Elegie g-Moll op. 45 bezauberte Ruth Gierten-Hollingshaus mit elegantem Geigenton, der selbst in den höchsten Höhen noch warm glänzte und der Komposition so einen Ausdruck jenseitiger Schönheit verlieh.
Als echte Repertoireentdeckung erwiesen sich die im Anschluss präsentierten Drei Lieder op. 45 in der ungewöhnlichen Besetzung für Altstimme, Violine und Klavier. Hier zeigte die Komponistin eine besondere Bandbreite des Ausdrucks, die thematisch verschlungenen Instrumentalparts boten ein echtes kompositorisches Gegengewicht zur Singstimme. Viel Freude bereitete dem Publikum insbesondere der volkstümliche Humor des letzten Liedes „Ich habe die Blumen so gern“.
Den Abschluss des Programms bildete der von Henrik Ajax eigens für das Ensemble arrangierte Liederzyklus op. 11. Der 1980 geborene schwedische Komponist hat sich ausgesprochen gut in die Klangwelt Le Beaus hineingedacht, so dass diese Bearbeitung nicht im Mindesten aus dem klanglichen Rahmen des übrigen Programms herausfiel. Besonderes Raffinement zeigte seine Behandlung der Streichinstrumente im Lied „Der Spielmann“.
Nach langem begeisterten Beifall gaben die fünf Musikerinnen dem Publikum noch Le Beaus choralartig-intimes „Abendlied“ mit auf den Nachhauseweg.