05.03.2024, Startseite
Meilenstein Tageshospiz
Freuen sich über die Eröffnung des Tageshospiz: (v.li.) PZN-Finanzdirektorin Bahar Petmezci, Pflegedienstleiterin Johanna Helfrich, Bürgermeister Matthias Renschler, Architekt Martin Vorfelder, Hospiz-Geschäftsführer Stefan Weisbrod, OB Dirk Elkemann, Franz Schaidhammer, Hedwig Merklinger, Hospizleiterin Kirsten Karran und Heinz Merklinger.
Foto: Helmut Pfeifer
Neue Einrichtung für schwerstkranke Menschen im Hospiz Agape eröffnet
„Auf das Gefühl der Angst versuchen wir, mit einem neuen Angebot Antworten zu finden“, sagt Kirsten Karran. Die Leiterin des Hospiz Agape in Wiesloch kennt die Ausnahmesituation, in der Menschen stecken, denen der Arzt mitgeteilt hat, dass sie sterben müssen. „Sie tragen ab diesem Moment die gesamte Last“, sagt sie. Und: „Es ist eine Last, die kaum zu tragen und kaum zu ertragen ist.“ Im in dieser Situation vorprogrammierten „Gedanken- und Gefühlschaos“ brauche der palliativ Erkrankte „Unterstützung von außen“, so Kirsten Karren, „um die inneren Ressourcen in einer schweren Zeit zu stärken“.
An diesem Punkt setzt das neue Tageshospiz an, das jetzt im Erdgeschoss des Hospiz Agape mit acht Plätzen neu eröffnet worden ist. Die Einrichtung, in der man gemeinsam mit anderen Betroffenen bei vielfältigen Angeboten von der Ruhe bis zur Kreativität einen Tag in den hellen und freundlichen Räumlichkeiten verbringen kann, biete „Unterstützung, Hilfe und soziale Teilhabe“, sagt die Hospizleiterin. Und das nicht nur für „Menschen, die eine lebensbegrenzende Diagnose haben“, sondern gleichermaßen für ihre Angehörigen, die durch die Situation oft „an den Rand der Erschöpfung“ geraten. Das Konzept: Die Gäste besuchen das Tageshospiz, erhalten die Möglichkeit zu Begegnungen und Kreativität sowie die Zeit für Gespräche und verbringen den Abend wieder zuhause in ihrer vertrauten Umgebung. „Das Leben leben“, heißt es auf der Titelseite einer kleinen Broschüre, die das Tageshospiz vorstellt. Genehmigt die Krankenkasse den Aufenthalt, trägt sie 95 Prozent der Kosten, den Rest übernimmt der Förderverein.
Zum Angebot im Tageshospiz gehören unter anderem die gemeinsame Tagesgestaltung, das gemeinsame Einnehmen von Mahlzeiten, kunst-, musik- oder tiergestützte Angebote, medizinische Angebote wie Physio- oder Atemtherapie sowie die Betreuung durch ehrenamtliche Hospizbegleiter und „Palliative Care“-Pflegekräfte beziehungsweise -Mediziner. Die neuen Räume jetzt in Betrieb nehmen zu dürfen, sei „für mich ein geradezu unermessliches Geschenk“, sagt Kirsten Karran. Sie freue sich darauf, das jetzt „unseren Gästen übergeben zu dürfen“.
Mit dem Tageshospiz wird das stationäre Angebot des Hospiz Agape ergänzt, das 2008 nach einer großzügigen Spende des Walldorfer Ehrenbürgers Dietmar Hopp und seiner Frau Anneli unter Trägerschaft der Städte Wiesloch und Walldorf, des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden (PZN) und der Ökumenischen Hospizhilfe Südliche Bergstraße im denkmalgeschützten Gebäude des ehemaligen Bierkellers in Wiesloch eröffnet worden war. Ziel ist, mit dem Tageshospiz die Lücke zwischen einem vollstationären Aufenthalt und der ambulanten Betreuung in der Hospizlandschaft zu füllen. Dafür wurden die Räume, in denen zuvor die Evangelische Erwachsenenbildung und das evangelische Dekanat untergebracht waren, mit viel Aufwand komplett umgestaltet. An den großen Gemeinschaftsraum wurde ein Wintergarten angebaut, der es den Gästen erlaubt, der Natur nahe zu sein oder den Weg in den Hospizgarten zu suchen.
Hospiz-Geschäftsführer Stefan Weisbrod, Bürgermeister von Reilingen, begrüßt zur Feier der offiziellen Eröffnung eine Reihe von Gästen, darunter neben Walldorfs Bürgermeister Matthias Renschler auch dessen Kollegen OB Dirk Elkemann (Wiesloch) und Jens Spanberger (Mühlhausen), die Gründungsväter des Hospiz, den Walldorfer Ehrenbürger und Altbürgermeister Heinz Merklinger sowie den ehemaligen Wieslocher OB Franz Schaidhammer, beide nebst Gattinnen, sowie die früheren Fördervereinsvorsitzenden Dr. Gerd Grossmann und Hans Klemm. Weisbrod dankte Kirsten Karran als „Mutter des Gedankens“, ohne deren Einsatz man die Einrichtung nicht hätte schaffen können, und allen Mitarbeitern, „die hier segensreich wirken“. Dem Architekten Martin Vorfelder bescheinigt er „eine Meisterleistung“ und ein großes Dankeschön geht an den Förderverein für die großzügige finanzielle Unterstützung.
„Wir wünschen den künftigen Nutzern alles Gute und viel Freude in den neuen Räumen“, sagt Architekt Vorfelder, der einen Hefezopf in Form des symbolischen Schlüssels überreicht. „Es ist wirklich großartig geworden“, sagt OB Elkemann und erinnert mit einem großen Dankeschön daran, dass Familie Hopp das Hospiz und andere segensreiche Einrichtungen in der Region überhaupt erst möglich gemacht habe. „Ein großer Meilenstein für unser Bundesland“ sei das erst zweite Tageshospiz in Baden-Württemberg – und das 19. in ganz Deutschland –, meint Ute Epple vom Hospiz- und Palliativverband Baden-Württemberg. Sie wünsche allen Beteiligten, dass es „zu einem Ort der Geborgenheit und des Wohlbefindens wird“.
Dank und Glückwünsche des Fördervereins überbringen der Vorsitzende Peter Schäfer und sein zweiter Stellvertreter Daniel Kahn. Schäfer spricht von einem „sehr erfolgreichen Jahr“ für den Förderverein und wünscht „viel Kraft und Erfolg“ bei der Bewältigung der Aufgaben. „Wir sind bereit mit unseren Köpfen und unseren Herzen, die Menschen bestmöglich auf ihrem Weg zu begleiten“, sagt abschließend Johanna Helfrich, die Pflegedienstleiterin des Tageshospizes. Musikalisch umrahmt wird die Feierstunde mit einem Klavierbeitrag von Gwendolin Gräfe, die im Hospiz ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Und es gibt ausreichend Gelegenheit, die neuen Räume zu besichtigen.