17.06.2024, Startseite
Integrationsmanagement bleibt in städtischer Regie
Arbeiten erfolgreich an der Integration Geflüchteter: (v.li.) der Leiter des Fachdiensts Soziale Hilfen Marco Schirmacher, die Integrationsmanager Kpatcha Sogoyou und Gabriele Dörflinger sowie der Erste Beigeordnete Otto Steinmann.
Foto: Stadt Walldorf
Das Angebot für Geflüchtete wird in bewährter Form fortgeführt
Die Stadt Walldorf wird ihr Integrationsmanagement in der bisherigen Form und in eigener Regie fortführen. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Hintergrund der Entscheidung ist eine Änderung einer Verwaltungsvorschrift des Sozialministeriums, nach der ab 1. Januar 2025 die Stadt dann ihre Förderanträge beim Land nicht mehr selbst stellen kann, sondern dies über den Rhein-Neckar-Kreis erledigen lassen muss. Statt das Integrationsmanagement weiter in eigener Zuständigkeit zu behalten, hätte damit auch die Möglichkeit bestanden, es in die Hände des Kreises zu legen. Da das Land allerdings seine Fördermittel reduzieren wird, hat der Rhein-Neckar-Kreis laut dem Ersten Beigeordneten Steinmann bereits angekündigt, dass er „über die Förderung des Landes hinaus keine Eigenmittel einsetzen wird“. Das würde in Walldorf „eine deutliche Einschränkung des Leistungsangebots“ bedeuten.
Als Integrationsmanagerin der Stadt ist seit November 2017 Gabriele Dörflinger tätig. Anfang 2023 wurde angesichts der erhöhten Anforderungen durch die Geflüchteten aus der Ukraine eine zweite Stelle mit dem Integrationsmanager Kpatcha Sogoyou besetzt. Zu den Aufgaben der beiden gehören unter anderem die Beratung und Begleitung der Geflüchteten im Integrationsprozess in Kindergarten, Schule und Beruf, die Unterstützung bei der Suche nach Wohnungen und beim Stellen von Anträgen oder die Anmeldung in Sprachkursen. Der städtische Integrationsbeauftragte Marco Schirmacher ist darüber hinaus auch Ansprechpartner für den Rhein-Neckar-Kreis im Bereich der Anschlussunterbringung, Ansprechpartner für Vereine und sonstige Einrichtungen, er koordiniert die zur Verfügung stehenden Wohneinheiten und kümmert sich um die Erfüllung der Zuteilungsquote des Kreises. „Wir sind mit der Präsenz vor Ort sehr gut in der Lage, die Aufgaben und Herausforderungen des Integrationsmanagements niederschwellig auszuführen und schnell zu reagieren“, sagte Steinmann. Dass man dies in bewährter Weise in Zusammenarbeit mit dem Begegnungshaus und dem Verein Begegnungen in Walldorf tun könne, sei „im Interesse der Geflüchteten unendlich fruchtbar und zielführend“.
Die Verwaltungsvorlage zur Sitzung gewährt einen Blick auf die Beratungszahlen. Demnach wurden im Jahr 2023 insgesamt 2176 Beratungsgespräche geführt – persönlich, telefonisch oder per E-Mail sowie in Form von Begleitungen zu Terminen. Es wurden 65 Integrationspläne erstellt oder fortgeschrieben. Themen waren Ausbildung, Arbeit und Transferleistungen, Wohnungssuche oder Teilhabe für Kinder. Die Nachfrage nach Beratung sei seit 2018 um fast das Doppelte angestiegen, erklärt die Vorlage. Die Praxis zeige, dass die Unterstützung von Seiten des Integrationsmanagements über einen längeren Zeitraum – in der Regel über zwei bis fünf Jahre – in Anspruch genommen werde. Bislang werden die beiden Stellen aus unterschiedlichen Fördertöpfen bezuschusst: Aus dem Landesprogramm „Pakt für Integration“ sowie der „Soforthilfe für die Integration von Vertriebenen aus der Ukraine“ für Kommunen durch das Land. Daraus waren an die Stadt zusammen jährlich etwa 58.000 Euro geflossen. Die künftige Fördersumme steht noch nicht fest, die Stadt geht derzeit von ungefähr 37.000 Euro jährlich aus.
Katrin Siebold (CDU), die auch Vorsitzende des Vereins Begegnungen in Walldorf ist, bescheinigte dem städtischen Team im Integrationsmanagement „viel Engagement und Herzblut“, die Arbeit funktioniere „hervorragend“. Beide „machen einen tollen Job“, Verein und Geflüchtete brauchten „ihre wertvolle Arbeit dringend“. Von einem „Erfolgsmodell“ sprach Lorenz Kachler (SPD), der dank der beiden städtischen Mitarbeiter und der Unterstützung aus dem Ehrenamt eine „direkte Betreuung“ und „hohe Effektivität“ sieht. Daran etwas zu ändern, „wäre nicht sinnvoll“.
Nele Böhm (Bündnis 90/Die Grünen) verlas die Stellungnahme ihres Fraktionskollegen Wilfried Weisbrod, der in der Sitzung nicht anwesend sein konnte – auf seine Initiative hin wurde das Thema im Gemeinderat behandelt, weil es aus seiner Sicht einer „kommunalpolitischen Entscheidung“ bedurfte, worin die Verwaltung, die es nach früheren Beschlüssen unter „Geschäfte der laufenden Verwaltung“ eingeordnet hatte, kein Problem sah, zumal sich am Ergebnis nichts änderte. „Der Beschluss ist ein politischer, keine Interpretation der Verwaltung“, machte Nele Böhm Weisbrods Standpunkt deutlich, der aber auch meinte: „Es bestand und besteht bei uns kein Zweifel“, am Integrationsmanagement in der bisherigen Form festzuhalten. Das werde „uneingeschränkt als sehr gut empfunden“.
Aus Sicht von Dagmar Criegee (FDP) arbeitet der aus dem ehemaligem Arbeitskreis Asyl hervorgegangene Verein Begegnungen in Walldorf „sehr gut mit dem Integrationsmanagement zusammen“. Es habe sich „ein funktionierendes Netzwerk gebildet“, auch um diese Strukturen zu erhalten, sollte man die Arbeit in der bisherigen Form fortführen. Das wurde vom Gremium dann auch einstimmig beschlossen.