04.08.2022, Rathaus
Gute Arbeit in einer schwierigen Zeit
Das Technologie- und Gründerzentrum InnoWerft fördert junge Start-ups. Dass dabei jedes Jahr ein finanzielles Minus entsteht, wird von der Stadt bewusst in Kauf genommen.
Foto: Archiv/Pfeifer
Viel Lob im Gemeinderat für die InnoWerft – Defizit von 580.000 Euro im Jahr 2021
Die InnoWerft, das Walldorfer Technologie- und Gründerzentrum, weist in ihrem Jahresabschluss für 2021 ein Minus von etwas mehr als 580.000 Euro aus. Das ist zwar sogar 100.000 Euro weniger als in der Planung vorgesehen, dennoch fällt das Defizit gut 80.000 Euro höher aus als im Jahr zuvor. „Dafür gibt es drei Gründe“, erläuterte Geschäftsführer Dr. Thomas Lindner dem Gemeinderat in dessen jüngster Sitzung. Zum einen habe man die Beteiligung an einem der Start-ups verkauft, was ein großer Erfolg sei – allerdings sind daraus als Einnahme erst 38.000 von voraussichtlich 120.000 Euro geflossen. Zudem seien 2021 die Fördermittel geringer ausgefallen. Und schließlich habe man eine Reihe offener Stellen besetzen können, was zwar erfreulich sei, sich aber in den Personalkosten niederschlage. Der Gemeinderat stellte den Jahresfehlbetrag fest, entlastete den Geschäftsführer einstimmig und fand viel Lob für die gute Arbeit der InnoWerft. „Ich kann mich nur anschließen“, sagte Bürgermeister Matthias Renschler.
„Herzlichen Dank für die positiven und ermunternden Worte“, sagte Lindner, der die aktuelle Lage kritisch sieht. „Die höhere Inflation wird die Arbeit nicht erleichtern“, die schlechtere Konjunktur bedeute eine geringere Investitionsbereitschaft, die Fördertöpfe seien leer und würden es wohl auch bleiben. „Wir haben ein hervorragend aufgestelltes Team“, will die InnoWerft den schwierigen Rahmenbedingungen aber trotzen. Auf der Einnahmenseite hat man 2021 Umsatzerlöse aus Dienstleistungen und Beratungsgebühren in Höhe von 65.000 Euro verbucht, etwa 100.000 Euro aus Förderprojekten und die 38.000 Euro als erste Tranche aus dem Verkauf der Beteiligung. Auf der Ausgabenseite stehen vor allem die Personalkosten, die sich 2021 auf 608.000 Euro belaufen haben.
Zwar müsse man Fehlbeträge grundsätzlich kritisch hinterfragen, so Mathias Pütz (CDU), doch seien die Mittel bei der InnoWerft „gut angelegt, wenn auch noch nicht kommerziell rentabel“. Zudem habe man die Verpflichtung, „der Innovation und dem Gründergeist hier vor Ort eine Chance einzuräumen“, liege der ökonomische Schwerpunkt doch gerade in Walldorf „auf moderner Technologie“. Insofern sei die InnoWerft auch weiterhin „das richtige Projekt zur richtigen Zeit“. Wie Pütz lobte auch Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) die neuen Räume des Gründerzentrums im neuen Gebäude der Firma Schweickert. Diese seien „ideal geeignet, der Umzug war goldrichtig“. Beim jüngsten Besuch hätten sich wieder „spannende Start-ups“ vorgestellt. Walldorf sei „der perfekte Ort für so eine Schmiede“, sagte Andrea Schröder-Ritzrau. „Es ist gut, dass wir die InnoWerft haben.“
„Die Arbeit der InnoWerft ist unverändert gut“, urteilte auch Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen). Man könne stolz sein, „jungen Menschen die Chance“ zu geben, „ihre Ideen zu verwirklichen“. Dabei gehe es nicht darum, zum jetzigen Zeitpunkt Profit zu machen, „das sind Investitionen in die Zukunft“. Für Günter Lukey (FDP) sucht die InnoWerft „noch immer nach der goldenen Nadel im Heuhaufen“. Irgendwann werde sie auch fündig, „die Frage ist nur wann“. Beharrlichkeit werde sich auszahlen, die InnoWerft habe sich einen guten Ruf erworben, und dass nach wie vor Landesmittel fließen, zeige, „dass auch andernorts an die InnoWerft geglaubt wird“.
Die InnoWerft – Technologie und Gründerzentrum Walldorf Stiftung GmbH wurde 2011 mit dem Ziel gegründet, die Wirtschaft Nordbadens und speziell Walldorfs zu fördern, junge Unternehmen aus dem High-Tech-Bereich gezielt zu unterstützen und am Standort Walldorf zu etablieren. Das primäre Ziel ist die Förderung der Wirtschaft, nicht die Maximierung von Gewinnen. An der Gesellschaft beteiligt sind die Stadt Walldorf und die SAP (mit je 42,5 Prozent) sowie das Land Baden-Württemberg über das Forschungszentrum Informatik (FZI) Karlsruhe mit 15 Prozent des Stammkapitals.