14.07.2023, Kultur & Freizeit
„Geflatter in Omas Kopf“
Mit einer Mischung aus Ernst und Heiterkeit begeisterten die Kinder mit ihrem Programm zu
„Kultur am Wald“ in der Waldschule.
Foto: Stadt Walldorf
Kultur am Wald begeistert mit Theater, Kunst und Musik
Ein ernstes Thema wie Demenz in einem Theaterstück mit Schülerinnen und Schülern umsetzen, geht das? Was zunächst nicht unbedingt naheliegend klingen mag, war für Claudia Gottuk-Brede eine Selbstverständlichkeit. „Wir setzen immer wieder schwere Themen um“, sagt die Leiterin der Theater-AG der Waldschule. In der Vergangenheit waren das beispielsweise die Depression oder alleinerziehende Eltern. Das Theaterstück mit dem Namen „Geflatter in Omas Kopf“ wurde nun im Rahmen von „Kultur am Wald“ in der Aula der Waldschule aufgeführt. Zur Veranstaltung gehörten außerdem eine Kunstausstellung, an der mehrere Grundschulklassen beteiligt waren, sowie ein Auftritt der AG Sound meets Voices. „Kultur am Wald“ geht auf eine Idee der Lehrerinnen Petra Bienhaus, Nadine Bruder und Claudia Türk sowie Claudia Gottuk-Brede zurück. Das Ganze habe im Mai konkrete Formen angenommen und konnte nun schon umgesetzt werden. „Das war ziemlich spontan“, so Claudia Gottuk-Brede, die sich im Nachgespräch über die positive Resonanz sehr freute. Über 200 Besucherinnen und Besucher säumten den Platz vor der Bühne, darunter vor allem viele Eltern. Mit dem Theaterstück wurde die Veranstaltung eröffnet. Die Theater-AG habe sich von verschiedenen Kinderbüchern zu dem Thema Demenz inspirieren lassen, und auch ihre eigenen Erfahrungen und Ideen mit einfließen lassen. So gab es eine Szene, in der die Oma viele Dutzend Mal am Tag bei der Enkelin anruft – auch nachts. Ähnliches habe eine Schülerin mit dem Opa erlebt, erzählt Claudia Gottuk-Brede. Das Stück zeigte auf, wie die Gedanken der Oma sich immer mehr verflüchtigen, also sinnbildlich wegflattern wie ein Schmetterling. Dass dabei auch Konflikte mit dem näheren Umfeld vorkommen können, griff die Theater AG ebenfalls auf. Und trotzdem hatte ihr Stück auch eine gewisse Leichtigkeit und Verspieltheit, mit der die Kinder dieses ernste Thema umsetzten. Es dufte auch gelacht werden. „Jeder hat jede Rolle einmal gespielt. Die Kinder haben das auf und hinter der Bühne selbst organisiert. Da gehört ganz viel dazu, das war eine tolle Leistung“, fasste Claudia Gottuk-Brede die Leistung ihrer AG zusammen. Dieser Beurteilung schloss sich auch das Publikum an, das sich begeistert zeigte und lang anhaltenden Applaus spendete. Damit war ein perfekter Übergang geschaffen für einen Rundgang durch die Ausstellung der Grundschulklassen drei und vier, für die Nadine Bruder und Claudia Türk verantwortlich zeichneten. Die beiden Lehrerinnen sorgten in der Pause auch für den Getränkeausschank. Die Klasse 4a hat sich mit ihren Bildern von Kadinsky inspirieren lassen, „verrückte Vögel“ gab es mit Plastiken aus Gips von der 4a und der 4b. So gab es bunte Geschöpfe, die Namen wie „Flopi“, „Kautzi“ oder „Krummschnabel“ trugen. Die Klasse 2a hatte sich künstlerisch der „Namensmonster“ angenommen. Und die Klasse 2b schickte einen malerischen Gruß an den Künstler Abel Marcias mit „Tiere und Landschaften“.
Gefüttert mit reichlich bunten Eindrücken war für das Publikum wieder Programm auf der Bühne angesagt: Die AG Sound meets Voices lud zur Vorstellung unter dem Motto „Ich – Du – Wir“. Unter der Leitung von Petra Bienhaus und der Gitarrenbegleitung von Jochen Haberkorn sangen die Schülerinnen und Schüler Lieder über Einsamkeit, die Beziehung zwischen Menschen und wie man sich gut fühlen kann. Zunächst galt es aber, dem Publikum zu zeigen, wie sich der Chor üblicherweise warmmacht – trotz tropischer Temperaturen im Saal. Aber „singen ist ne coole Sache“ fanden die Kids und klatschten, hüpften und tanzten fröhlich dazu, um ihrer Freude am Singen Ausdruck zu verleihen. Das wirkte ansteckend und das Publikum klatschte gerne mit. Mit Liedern wie „Kann mich irgendjemand hör'n“ ging es aber auch mal melancholisch zu. Was durchaus passte, um musikalisch den Bogen zum Theaterstück zu Beginn des Abends zu spannen. Auch dort gab es Musik zu hören: „Der Geist wechselt sanft den Ort“ hieß es in einer Zeile und hätte im übertragenen Sinne als Beschreibung für den gelungenen Ablauf des dreiteiligen Abends dienen können. Die Verantwortlichen haben zusammen mit den Kindern mit viel Gefühl eine kulturelle Veranstaltung auf die Beine gestellt, die sich ernsten Themen angenähert hat, ohne die Heiterkeit dabei zu verlieren.