26.07.2023, Startseite
Gaskessel wird durch Holzpellets ergänzt
Die Heizanlage in der Waldschule muss teilweise erneuert werden.
Foto: Stadt Walldor
Gemeinderat ringt lange um Entscheidung für Heizanlage der Waldschule
„Es gibt keine optimale Lösung“, stellte Bürgermeister Matthias Renschler schon vor Beginn der ebenso engagierten wie kontroversen Diskussion um die Heizungssanierung an der Waldschule fest. „Eine Kröte müssen wir schlucken“, sagte er mit Blick darauf, dass die Einstufung von Holzpellets unter die erneuerbaren Energien nicht unumstritten ist. Der Entscheidung waren bereits mehrere Vorberatungen vorangegangen und wenige Tage zuvor auch eine Informationsrunde mit dem planenden Ingenieur. Am Ende gab es drei unterschiedliche Standpunkte. Mehrheitlich beschlossen wurde der Vorschlag von Verwaltung und Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr, einen bestehenden Gaskessel zu belassen und den zweiten, der dringend ausgetauscht werden muss, durch eine Holzpelletanlage mit Außenlager zu ersetzen. Dafür entstehen Kosten von voraussichtlich rund 500.000 Euro. Der weitergehende Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, die Pelletanlage größer zu dimensionieren, wurde zuvor mehrheitlich abgelehnt. Die SPD hatte angesichts des neuen Gebäudeenergiegesetzes (GEG), das erst nach der Sommerpause vom Bundestag beschlossen werden soll und aktuell nur noch Heizungen auf einer Basis von mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien vorsieht, dafür plädiert, mit der Entscheidung noch so lange abzuwarten.
„Wichtig ist, möglichst früh zu wissen, was kommt“ machte Stadtbaumeister Andreas Tisch aus Sicht der Planer deutlich, dass die Zeit drängt. Denn an der Waldschule stehen ab Anfang 2024 umfangreiche Arbeiten zur Sanierung und Erweiterung an. Dazu zählen der Neubau eines Mensagebäudes und eines weiteren Grundschulpavillons, ein Anbau ans Hauptgebäude, die Neugestaltung der Außenanlagen sowie verschiedene Infrastrukturmaßnahmen auf dem Schulcampus. Mit der jetzt getroffenen Entscheidung könne man bis Ende des Jahres die Ausschreibung für die Heizanlage erstellen, so Tisch. Leider seien die Lieferzeiten „relativ lang“. Warte man noch länger, werde voraussichtlich „noch ein Winter verstreichen“. Das ist aus Sicht der Stadtverwaltung allerdings keine Option, da einer der beiden vorhandenen Gaskessel „am Ende seiner Nutzungszeit angekommen“ ist und dringend ersetzt werden muss. Beim zweiten Gaskessel geht man davon aus, dass er noch einige Jahre betrieben werden kann. Im Vorfeld waren mehrere technische Varianten untersucht worden, darunter auch Lösungen, die auf eine Kombination aus Gas und Wärmepumpen oder nur auf Wärmepumpen setzen, diese wurden jedoch aufgrund des notwendigen Temperaturniveaus für die Bestandbauten als weniger geeignet oder nicht durchführbar eingestuft. Bei einer Versorgung ausschließlich mit Holzpellets müsste man auch den noch funktionierenden Gaskessel ausbauen.
„Wir stoßen an die Grenzen des rechtlich Zulässigen oder des technisch Machbaren“, konstatierte Mathias Pütz (CDU) angesichts eines „Gebäudeenergiegesetzes in der Schwebe“. Deshalb stehe für seine Fraktion fest, den funktionierenden Gaskessel „vorwiegend aus Gründen der Versorgungssicherheit“ nicht auszutauschen. Gegen den Brennstoff Holzpellets gebe es jedoch „größte Vorbehalte“, so Pütz, unter anderem auch deshalb, weil aufgrund des Raubbaus in den Wäldern auf EU-Ebene erwogen werde, die Erneuerbare-Energien-Richtlinie diesbezüglich zu reformieren. Angesichts der Dringlichkeit könne man aber „mehrheitlich mit Bauchschmerzen und Vorbehalten“ zustimmen. Man bestehe aber „auf die Verwendung von möglichst zertifiziertem Brennstoff mit nachgewiesener Herkunft und möglichst kurzen Transportwegen“.
„Wir können und dürfen heute nicht entscheiden“, meinte dagegen Lorenz Kachler (SPD), für den zu viele Fragen offen blieben und die „rechtssichere Grundlage“ fehlte. So könne man aktuell nicht „guten Gewissens“ davon ausgehen, dass bis zum Einbau der Heizung Holzpellets noch als regenerativer Brennstoff eingestuft würden. Auch das Thema Wärmepumpe habe seine Fraktion noch nicht ad acta gelegt: „Wir sagen: dran bleiben“, erklärte Kachler. Sein Fraktionskollege Christian Schick monierte unter anderem „zu viele offene Fragen“ hinsichtlich einer industriellen Wärmepumpe, bei der er nicht nachvollziehen könne, warum diese als nicht geeignet eingestuft wird. Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) sprach die Ungewissheit an, ob Holzpellets nach dem neuen Gebäudeenergiegesetz noch nutzbar seien. „Ich werde nicht dafür die Hand heben“, wolle sie eine Fehlinvestition vermeiden.
„Nur die Variante mit Holzpellets ist innerhalb eines Jahres umsetzbar“, fasste Hans Wölz die Haltung der Grünen zusammen. „Für die Erzeugung von Pellets wird in Deutschland derzeit kein Baum gefällt“, erklärte er außerdem, diese stammten hauptsächlich aus Sägemehl und nicht verwertbarem Restholz. Seine Fraktion habe sich auch eine reine Pelletslösung vorstellen können, plädiere aber letztlich für den größer dimensionierten Pelletskessel, dessen Mehrkosten von rund 70.000 Euro sich in spätestens vier Jahren amortisiert hätten. Damit decke man 90 Prozent des Heizbedarfs ab und müsse den vorhandenen Gaskessel „nur noch für die Spitzenlasten“ nutzen. Dieser Antrag wurde jedoch bei 14 Gegenstimmen abgelehnt.
„Es gibt keine Patentlösung“, stellte Fredy Kempf (FDP) fest. Man wisse nicht, „was die Zukunft bringt“. Nur auf Holz zu setzen, sei der falsche Weg, meinte Kempf. Der zweite Gaskessel müsse erhalten bleiben, „solange er funktioniert“. Mit der Pellets-Lösung sei man zwar nicht glücklich, da man aber für die Waldschule Versorgungssicherheit wolle, müsse man zweigleisig fahren. „Wir müssen pragmatisch vorgehen“, erklärte Kempf.
Am Ende wählte dann auch die Mehrheit des Gremiums (13 Ja-Stimmen) den Weg Gaskessel und Holzpellets. Die SPD-Räte Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, Petra Wahl, Elisabeth Krämer und Christian Schick stimmten dagegen, Enthaltungen kamen von Dr. Gerhard Baldes (CDU), Hans Wölz (Grüne) und Manfred Zuber (SPD).