10.04.2025, Startseite
„Engagiert euch und bringt euch ein“

Bürgermeister Matthias Renschler (links) stand den Schülern Rede und Antwort.
Foto: Stadt Walldorf
Realschüler machten mit beim Projekt „Schule trifft Rathaus“
Welche Entscheidungen auf der kommunalen Ebene getroffen werden und wie diese zustande kommen, aber auch welche Personen dahinterstehen – darum geht es beim Projekt „Schule trifft Rathaus“, das von der Heidelberger Außenstelle der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB) angeboten wird.
„Wir wollen damit erreichen, dass die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten kennenlernen“, sagt Lukas Müller, Ansprechpartner für das Projekt. Etwa zehn bis 15 Schulen im Regierungsbezirk Karlsruhe, dem Zuständigkeitsbereich der Außenstelle Heidelberg, nehmen laut Müller seit März und noch bis Ende des Schuljahrs daran teil. Angesprochen sind die Schulklassen sieben bis neun aller weiterführenden Schulen. In Walldorf wurde „Schule trifft Rathaus“ mit den achten Klassen der Realschule an drei Tagen durchgeführt. An jedem Projekttag waren jeweils andere Klassen an der Reihe.
Zunächst vermittelte ein Team der LpB Grundwissen durch eine Einführung in die Kommunalpolitik. Anschließend erarbeiteten die Schüler in Kleingruppen Ideen und Wünsche für ihre Schule und die Stadt. „Das muss nicht unbedingt etwas Großes sein. Die Schüler sollen sich vor allem Gedanken machen, was ihnen im Alltag in ihrem Ort wichtig ist“, erklärte Müller. „Wir wollen vermitteln, was vor der Tür mitgestaltet werden kann.“
Wichtig ist bei dem Projekt auch der direkte Kontakt zu den Entscheidungsträgern – im Fall von Walldorf zu Bürgermeister Renschler, der sich an allen drei Tagen jeweils für eine knappe Stunde Zeit nahm und den Schülern Rede und Antwort stand. Renschler freute sich über das Engagement der Schüler und verwies auf das Schulprojekt „Planspiel Kommunalpolitik“ der Klasse 10b der Theodor-Heuss-Realschule, das im Februar 2023 im Ratssaal stattfand. Die Schülerinnen und Schüler spielten darin eine Gemeinderatssitzung nach und brachten Anträge ein. Eine Idee war, Pfandringe an Mülleimern im Stadtgebiet anzubringen, die für mehr Sauberkeit sorgen würden – und Pfandsammler könnten die Flaschen einfach aus den Ringen herausnehmen und abgeben. Das wurde nur wenige Monate später auch umgesetzt. Deswegen betonte der Bürgermeister bei seinen Gesprächen mit den Schülern im Rahmen von „Schule trifft Rathaus“, dass es sich lohne, sich einzubringen. „Ihr könnt mich auch direkt anschreiben, wenn ihr etwas habt“, warb Renschler. Die Ideen und Wünsche, die an den drei Projekttagen jeweils gesammelt wurden, könnten ihm auch gerne zugeschickt werden. Dann könne man schauen, ob und was davon umsetzbar sei.
Ideen hatten die Schülerinnen und Schüler viele: Besonders häufig wurden Probleme mit dem ÖPNV, insbesondere den Busverbindungen zu den Schulen, genannt. Der Wunsch nach einer höheren Taktung, mehr Haltestellen oder anderen Abfahrtzeiten war für Renschler zwar stets verständlich, er verwies jedoch auf den Rhein-Neckar-Kreis und den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), die für das Busliniennetz letztendlich zuständig sind. Er bot aber an, Anregungen oder Probleme in Bezug auf den ÖPNV an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten.
Es wurden aber auch Probleme und Anregungen angesprochen, die sich laut dem Bürgermeister leichter beheben oder umsetzen lassen beziehungsweise bereits in der Umsetzung sind. Dass man etwa das Toilettenpapier im Schulzentrum von einlagig auf dreilagig umstelle oder die Anschaffung von Tastaturen für die Schultablets prüfe, sei gut vorstellbar. Der Wunsch nach mehr Begrünung – beispielsweise durch Pflanzung von Bäumen – kam beim Bürgermeister ebenfalls gut an.
„Da sind wir auch schon dabei – bei der Neuen Sozialen Mitte oder dem Rathausvorplatz“, nennt Renschler zwei konkrete Orte, deren klimagerechte Umgestaltung derzeit durch die Stadtverwaltung geprüft oder bereits vorbereitet wird.
Die Schüler stellten auch persönliche Fragen an den Bürgermeister. Etwa, wie er dazu diesem Beruf gekommen sei („Ich habe mich schon immer für Politik interessiert und ich möchte etwas gestalten“), ob es ihm Spaß mache („Ich liebe dieses Amt“) oder ob seine Arbeit abwechslungsreich ist („Das Spektrum ist jeden Tag ein anderes“). Zum Abschluss hatte Matthias Renschler einen Rat an die Schüler: „Engagiert euch und bringt euch ein, denn ihr seid die Zukunft.“