20.11.2024, Startseite
Ein Tag der Trauer und des Erinnerns
Bürgermeister und VdK-Vorsitzender Matthias Renschler (am Pult) hielt die Ansprache in der
Friedhofskapelle.
Foto: Helmut Pfeifer
Feierliches Gedenken am Volkstrauertag mit Ansprache des Bürgermeisters
„Heute ist ein Tag der Trauer, ein Tag der Erinnerung, der Einkehr und der Besinnung“, sagt Bürgermeister und VdK-Vorsitzender Matthias Renschler. Am Volkstrauertag hält er die Ansprache in der gut besuchten Friedhofskapelle. Man gedenke gemeinsam aller Opfer von Gewalt und Krieg, der Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, der Opfer von Hass und Gewalt, der Menschen, die ums Leben gekommen seien, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten, sowie der Menschen, die verfolgt worden seien, weil sie einer Minderheit oder einer anderen Ethnie angehörten oder weil ihr Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet worden sei, sagt Renschler. Pfarrer Dr. Uwe Boch von der evangelischen Kirchengemeinde spricht die Fürbitten und Gebete, die Stadtkapelle und der Gesangverein Eintracht-Germania umrahmen das feierliche Gedenken mit Musik und Gesang. Ihnen dankt der Bürgermeister ebenso wie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt für die Organisation sowie der Reservistenkameradschaft Walldorf und der Freiwilligen Feuerwehr, die die Ehrenwache übernehmen.
Matthias Renschler legt in seiner Rede den Schwerpunkt auf die Geschehnisse der Gegenwart. „Der Krieg in der Ukraine erfüllt uns nach wie vor mit großem Schmerz“, sagt er und erwähnt „Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, Kinder, die ohne ihren Vater aufwachsen müssen, Mütter, die um ihre Kinder weinen, Soldaten, die sterben“ – und das mitten in Europa. „Der Krieg in Nahost entsetzt uns“, blickt Renschler auf Israel und Palästina. Man erlebe „Terror, Aufrüstung, immer weitere Eskalation“, Verhandlungen und eine Lösung schienen in weite Ferne gerückt. „Krieg bringt immer nur neues Leid, neue Opfer, Krieg ist nie die Lösung“, sagt der Bürgermeister und VdK-Vorsitzende.
Er nennt erschütternde Zahlen: Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk seien Ende 2023 weltweit 117 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen, darunter 47 Millionen Kinder – Tendenz steigend. Weltweit seien laut UNICEF 370 Millionen Mädchen Opfer sexualisierter Gewalt, ganz besonders in Kriegs- und Krisenregionen. „Wir denken an die Menschen, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben, an die Menschen, die gerade jetzt auf der Flucht sind, Angst haben, Hunger leiden“, sagt Renschler. Und: „Wir sind in Gedanken bei diesen Mädchen und Frauen, den Opfern sexualisierter Gewalt.“ Der VdK, gegründet von den Opfern der Nazi-Herrschaft, den Kriegsversehrten, Witwen und Waisen, stehe seit bald 80 Jahren für Zusammenhalt und Solidarität, für den uneingeschränkten Schutz der Würde jedes einzelnen Menschen, egal welcher Nationalität, welchen Geschlechts, welcher Religion oder Hautfarbe, für Menschen mit Behinderung und ohne. „Wir stehen für den demokratischen und sozialen Rechtstaat und für ein friedliches Europa“, sagt Matthias Renschler und nimmt auch jeden Einzelnen in die Pflicht: „Wir alle tragen Verantwortung für den Frieden und ein gutes Zusammenleben in unserem Land“, deshalb sei es „unsere Aufgabe, allen Menschen, die unsere Werte mit Füßen treten, den Populisten und Extremisten, entschieden entgegenzutreten, damit sie keinen Rückhalt in unserer Bevölkerung erfahren“.
Der Bürgermeister spricht vom Friedhof als „Erinnerungsort“ und erwähnt die von dreisten Dieben im Juni entwendeten Bronzetafeln, auf denen die Namen der in den beiden Weltkriegen gefallenen Walldorfer sowie der Opfer der Nazi-Herrschaft aufgeführt waren. Der Diebstahl sei wie die Taten auf weiteren Friedhöfen und in Kirchen der Region ein Beispiel für „die schleichende Verrohung unserer Gesellschaft“. Um Entwicklungen wie dieser entgegenzuwirken, müsse man immer wieder „das Gespräch suchen, diskutieren und mutig einstehen für den Frieden und das soziale Miteinander zwischen den Menschen“, man müsse „Menschen unterstützen, die unsere Hilfe brauchen“, und „gemeinsam Verantwortung tragen für den Frieden in unserem Land“. Renschler schließt, wie er begonnen hat: „Heute ist ein Tag der Einkehr, der Besinnung und der Erinnerung an Krieg und Gewalt“, sagt er. „Wir gedenken der Toten und verneigen uns vor ihnen. Wir bleiben ihnen tief verbunden in unserer Verpflichtung für Frieden, Freiheit, Demokratie und Solidarität.“