20.04.2023, Kultur & Freizeit
Ein Ort, an dem viel Leben stattfindet
Ein neuer Film soll dazu beitragen, den Menschen Berührungsängste vor dem Hospiz Agape zu nehmen.
Foto: Helmut Pfeifer
Neuer Kurzfilm zeigt das Hospiz Agape und die Menschen, die dort wirken
Der Themenkomplex Tod und Sterben ist bei den meisten Menschen verständlicherweise eher negativ besetzt. Das macht auch einer segensreichen Einrichtung wie dem Hospiz Agape in der öffentlichen Wahrnehmung zu schaffen. Von Eindrücken bis hin zur „Ablehnung“ berichtet Peter Schäfer, der Vorsitzende des Fördervereins, und von Vorurteilen wie „da wird nur gestorben“. Was die Verantwortlichen bedauern: „Wir wollen den Menschen mehr Zeit schenken“, greift Vorstandsmitglied Daniel Kahn das bekannte Motto „Der Zeit mehr Leben geben“ auf.
„Es gibt kaum einen Ort, an dem so viel Leben stattfindet“, sagt Hospiz-Geschäftsführer Stefan Weisbrod, Bürgermeister von Reilingen, als einer von vielen Protagonisten in einem neuen 13-minütigen Film, den Christian und Ute Berlinghof mit ihrer Firma Brainyard Filmproduktion verwirklicht haben. Der Film zeigt das Hospiz Agape und die Menschen, die dort wirken. Er soll als eine Art Marketingmaßnahme dazu beitragen, dass das Hospiz Agape stärker als das wahrgenommen wird, was es ist: eine Herberge für Menschen in ihrer letzten Lebensphase, in dem Raum und Zeit für Wünsche, Sorgen und Ängste gegeben, Eigenständigkeit und Selbstverantwortung gefördert sowie pflegende Angehörige entlastet werden. „Hier kann man die letzte Zeit genießen“, fasst Christian Berlinghof seine persönlichen Eindrücke zusammen. Er gibt aber gerne zu, dass er vor fünf Jahren, als er zum zehnjährigen Hospiz-Bestehen einen ersten Film drehte, anfangs ebenfalls Vorbehalte hatte. „Willst du das wirklich machen? Dann kommt man hier rein und es ist unglaublich“, schwärmt er von der „schönen Atmosphäre“. Die Erfahrung sei für ihn „eine echte Bereicherung“ gewesen. „Wir hatten einen ganz engen Bezug zu den Menschen“, ergänzt seine Frau Ute.
„Es geht nicht darum, dass es uns an Anfragen mangelt“, sagt Hospizleiterin Kirsten Karran. Eher ist das Gegenteil der Fall, auch deshalb läuft derzeit die Umgestaltung der Erdgeschossräume des Gebäudes in ein Tageshospiz. Allerdings führen ihrer Erfahrung nach die bestehenden Vorurteile dazu, dass viele Menschen den Gang ins Hospiz hinauszögerten. Der kleine Film soll eine Chance sein, das zu ändern: „Bei uns melden sich oft Angehörige“, erzählt Kirsten Karran. „Aber der Betroffene selbst hat nicht die Möglichkeit, sich das Haus anzuschauen. Da ist es toll, dass jetzt der Film existiert.“ Denn dieser transportiere die Atmosphäre im Hospiz und die Absichten des Teams. „Wir möchten, dass die Gäste sich wohl- und nicht abgeschoben fühlen.“ Durch den Film, so Daniel Kahn, könne man auch aus der Distanz „die Hospizidee und die Menschen hier kennenlernen“, er könne auch Ängste vor dem Hospiz nehmen. Die Verantwortlichen bei Brainyard seien sofort „Feuer und Flamme“ für die Idee gewesen und hätten „das Projekt auf allen Ebenen unterstützt“, freut sich Kahn.
Im Film sprechen Pflegekräfte, Therapeuten und ehrenamtliche Mitarbeiter über das, was sie im Hospiz tun. „Uns war es wichtig, die vielfältigen Bereiche zu präsentieren“, erläutert Kahn. Dabei legte man Wert auf spontane Antworten, niemand wusste vorher, was er gefragt werden würde. „Wir wollten, dass es authentisch rüberkommt“, zeigt sich Christian Berlinghof mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Aktuell ist der Film auf der Homepage des Hospiz Agape zu finden, Peter Schäfer kann sich vorstellen, ihn künftig auf Veranstaltungen zu präsentieren, vielleicht auch an Schulen zu zeigen. Der Förderverein, der sich mit zahlreichen Veranstaltungen und der aktiven Einwerbung von Spendengeldern seit 15 Jahren erfolgreich darum kümmert, das gesetzlich vorgeschriebene Defizit des Hospizes zu decken, will derzeit auch verstärkt neue Mitglieder gewinnen. „Das ist die Basis des Vereins“, sagt Schäfer und verweist auf die Mitgliedsbeiträge von 30 Euro im Jahr für Einzelpersonen beziehungsweise 60 Euro für Familien.
Gesellschafter der Hospiz Agape gGmbH sind die Ökumenische Hospizhilfe Südliche Bergstraße, die Städte Walldorf und Wiesloch sowie das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN). Ermöglicht wurde die im Jahr 2008 im ehemaligen „Bierkeller“ in Wiesloch eröffnete Einrichtung durch eine großzügige Spende von Anneli und Dietmar Hopp. Ihnen gilt auch heute noch der Dank aller Verantwortlichen.
Info: www.hospiz-agape.de