13.03.2024, Kultur & Freizeit
Ein hauptamtlicher Kommandant für die Feuerwehr
Gemeinderat stimmt der Schaffung einer Stelle ab 2027 einhellig zu
Braucht die Freiwillige Feuerwehr einen hauptamtlichen Kommandanten? Ja, sagt die Wehr selbst, und Ja sagen auch Stadtverwaltung und Gemeinderat. In dessen jüngster Sitzung ist der einstimmige Beschluss gefallen, ab dem Jahr 2027 die Leitung der Wehr „als hauptamtliche Stelle auszubilden“. Dann steht dort „altersbedingt ein Führungswechsel“ an, wie der amtierende Kommandant Frank Eck der Stadt in einem Schreiben mitgeteilt hat, mit dem die Feuerwehr die Schaffung der Stelle beantragt. Der Umfang der Arbeiten werde immer größer und könne künftig nicht mehr auf ehrenamtlicher Basis gestemmt werden, heißt es darin.
„Das Aufgabenfeld der Walldorfer Wehr hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert“, sagt der Erste Beigeordnete Otto Steinmann in seinen Ausführungen zum Tagesordnungspunkt. Sie sei Stützpunktwehr für die Autobahnen A5 und A6, betreue das Industrie- und Gewerbegebiet West, sei neben dem Stadtgebiet auch für rund 520 Hektar Wald zuständig und werde vermehrt im Rahmen der Überlandhilfe zu Einsätzen über Walldorf hinaus angefordert. Das mache deutlich, „dass eine hauptamtliche Stelle im Kommando nahezu unausweichlich ist“, so Steinmann, der aus der Nachbarschaft die Beispiele Hockenheim und Wiesloch nennt.
Steinmann spricht auch an, dass gerade die Walldorfer Feuerwehr „von einem breiten ehrenamtlichen Engagement getragen“ werde, sieht mit einer hauptamtlichen Kommandantenstelle aber „keineswegs eine Abkehr von der grundsätzlichen ehrenamtlichen Struktur“. Das Gegenteil sei der Fall. „Auch hier gilt, dass das Hauptamt das Ehrenamt braucht, aber umgekehrt braucht das Ehrenamt auch ein stabiles Hauptamt“, sagt der Erste Beigeordnete. Mit den laufenden Planungen für das neue Feuerwehrhaus und der Entscheidung für eine hauptamtliche Kommandantenstelle „stärken wir die Walldorfer Wehr und machen sie hier am Standort zukunftssicher“. Das gebe Gemeinderat und Verwaltung, Bürgerschaft und Unternehmen „ein nachhaltig sicheres Gefühl“.
„Ohne Zweifel ist die Walldorfer Feuerwehr personell und technisch stark beansprucht“, sagt Mathias Pütz (CDU) und sieht angesichts des angekündigten altersbedingten Führungswechsels den richtigen Zeitpunkt für die Entscheidung. Er schränkt aber ein: „Bedenkt man Engagement, Erfahrung und Führungskompetenz unseres jetzigen Kommandanten Frank Eck, so ist es keineswegs selbstverständlich, diese Fußstapfen mit einem Hauptamtlichen zu füllen.“ Ohnehin sehe man es nicht ohne Sorge, „ein Ehrenamt durch eine Vollzeitstelle abzulösen“, könne angesichts der „Zahlen und Fakten“ aber zustimmen.
„Für uns war das nur eine Frage der Zeit“, sagt Manfred Zuber (SPD), werde doch für die Feuerwehr „der Umfang der Arbeiten immer größer“. Die Entscheidung, einen hauptamtlichen Kommandanten einzusetzen, sei „konsequent“ und ermögliche 2027 „einen reibungslosen Übergang an der Spitze der Wehr“. Zuber empfiehlt, das Thema Feuerwehr „weiter zu denken“, auch mit Blick auf die Entwicklung im Landkreis. Aus seiner Sicht war die Korrektur der Standort-Entscheidung für das neue Feuerwehrhaus – das nun am Friedhof gebaut werden soll – „der erste Schritt“, der Beschluss einer hauptamtlichen Stelle sei „der zweite“, damit die Wehr „gut in die Zukunft“ komme.
Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) betont, der Gemeinderat sei „immer aufgeschlossen“, wenn es darum gehe, der Feuerwehr die notwendige Ausstattung zu genehmigen. „Man sieht, die Zusammenarbeit klappt“, in der Wehr arbeite „ein Team, das sich versteht“. Angesichts der Aufgabenfülle gebe es aber „bestimmte Tätigkeiten, die nicht mehr ehrenamtlich zu leisten“ seien – Weisbrod spricht den bürokratischen Aufwand an und nennt als Beispiele den Kostenersatz für Einsätze auf der Autobahn oder den Zwist mit Versicherungen. „Für uns ist klar, dass man diesen Weg gehen muss“, sagt er. Und: „Wir sind froh, dass wir diese Feuerwehr haben.“
Günter Lukey (FDP) weist ebenfalls darauf hin, dass die Aufgabenvielfalt der Feuerwehr „immer mehr zugenommen“ habe und die Erledigung im Ehrenamt „nicht mehr aufrechterhalten werden“ könne. Ein Kommandant müsse heute „im Prinzip dauerhaft erreichbar“ sein, er müsse „alles im Blick“ behalten und trage die Verantwortung für das Budget. Um das im selben Maß zu garantieren, wie es bisher erledigt worden ist, sei die Entscheidung für eine hauptamtliche Stelle „unumgänglich“, so Lukey.