13.04.2023, Kultur & Freizeit
Ein ergreifendes Passionskonzert
Timo Jouko Herrmann, Philipp Schädel, Henriette Freidhof und Patrick Mörtel (v.li.) gaben gemeinsam das Passionskonzert in der evangelischen Stadtkirche.
Foto: Pfeifer
Werke barocker Komponisten erklangen in der Stadtkirche
Der Ökumenische Arbeitskreis Walldorfer Kirchenmusiken lud am Karfreitag zu seinem traditionellen Passionskonzert in die evangelische Stadtkirche ein. Auf dem Programm standen vornehmlich Werke barocker Komponisten. Zu Beginn des Konzerts erklang ein Block mit Orgelkompositionen von Georg Muffat, Dieterich Buxtehude und Johann Sebastian Bach, die Patrick Mörtel an der Steinmeyer-Orgel mit viel gestalterischer Fantasie präsentierte. Mit gutem klangfarblichem Gespür setzte er die unterschiedlichen Register der Orgel ein und sorgte so für eine überaus plastische Darstellung der Werke.
Den Übergang zur zweiten Hälfte des Programms markierte die 1915 entstandene Vocalise von Sergei Rachmaninow, der in diesem Werk der affektreichen Gestik des barocken Ariosos nachspürte. An der Violine trat in dieser Komposition Timo Jouko Herrmann hinzu, der die kantablen Linien mit warmem und strahlendem Klang erfüllte.
Im Chorraum kam schließlich das ganze Ensemble zusammen, zu Patrick Mörtel und Timo Jouko Herrmann gesellten sich nun noch der Sänger Philipp Schädel und Pfarrerin Henriette Freidhof am Violoncello hinzu. Zusammen präsentierte das Quartett zunächst die Arie „Wo bist du, Trost der Heiden?“ des Darmstädter Hofkapellmeisters Christoph Graupner, in der der solistischen Bassstimme eine Viola d‘amore zur Seite gestellt wird. Herrmann ließ in dem virtuosen Solopart alle klanglichen Facetten dieses selten zu hörenden Instruments zur Geltung kommen.
Einen Ruhepunkt markierten die beiden darauffolgenden Bach‘schen Choralbearbeitungen „Christus, der uns selig macht“ und „Da Jesus an dem Kreuze stund“ aus dem sogenannten Orgel-Büchlein, die hier in einer Version für Viola d‘amore, Violoncello und Orgelpositiv erklangen. Die kanonische Stimmführung der Rahmenstimmen kam in dieser Instrumentenkombination besonders gut zur Geltung.
Den Abschluss und gleichsam den Höhepunkt des Konzerts bildete zweifellos die Solokantate „Ich will den Kreuzweg gerne gehen“ von Georg Philipp Telemann. Den anspruchsvollen Gesangspart gestaltete Philipp Schädel mit perfekt ausbalancierter Stimme und absoluter Stilsicherheit hinsichtlich der unterschiedlichen Affekte. Dabei fiel zudem die hervorragende Textverständlichkeit auf. Das begleitende Trio war ihm durchweg ein verlässlicher Partner. In den instrumentalen Zwischenspielen verbreitete die Violine einen geradezu überirdischen Glanz. Aufmerksam und mit feinem Gespür für die von Schädel einfühlsam interpretierten textlichen Nuancen begleiteten Henriette Freidhof und Patrick Mörtel die Rezitative. Das überaus zahlreich erschienene Publikum spendete begeisterten Applaus für dieses ergreifende Passionskonzert.