30.11.2023, Startseite
Die Stadt weiß das Geschenk zu schätzen
Hartmuth Schweizer zeigt Heike Käller und Bürgermeister Matthias Renschler (v.li.) zur Eröffnung der neuen Ausstellung Besonderheiten in den Werken Peter Ackermanns.
Foto: Helmut Pfeifer
Werke von Peter Ackermann in der ehemaligen Synagoge und der Alten Apotheke
Dass eine Stadt wie Walldorf etwas geschenkt bekommt, ist aus Sicht von Bürgermeister Matthias Renschler nichts Ungewöhnliches. Er erinnert in seiner Begrüßung zur Vernissage der schon dritten Kunstausstellung mit Werken aus der Sammlung Ackermann an die Spenden und Zuwendungen, über die sich die Stadt oft von Privatpersonen und Unternehmen freuen darf. „Dabei geht es gar nicht darum, ob die Stadt die finanzielle Unterstützung nötig hätte oder nicht“, sagt der Bürgermeister. Vielmehr sehe er darin „eine Form der Anerkennung für die gute Arbeit, die hier in Walldorf geleistet wird, ob im Haupt- oder im Ehrenamt“. Ihn freue, dass das honoriert wird, ganz ähnlich wie durch das Engagement prominenter Mitbürger, die – der Bürgermeister erinnert an Johann Jakob Astor, nennt aber auch Anneli und Dietmar Hopp, Sonja und Gerd Oswald – „eine ganze Reihe wichtiger, nicht mehr wegzudenkender Einrichtungen ermöglicht haben“.
Was das mit der Kunstausstellung zu tun hat? Betrachte man die Schenkung der Sammlung Ackermann, die im Jahr 2020 durch die Witwe des verstorbenen Künstlers Peter Ackermann an die Stadt Walldorf erfolgt ist, als „Anerkennung für Geleistetes, wird sie zumindest besser verständlich“, meint der Bürgermeister. „Denn in Walldorf nehmen die Kunst und die Förderung von Künstlerinnen und Künstlern seit vielen Jahren einen immens hohen Stellenwert ein.“ Renschler erwähnt die städtische Ausstellungsreihe „Kunst im Rathaus“, die lokalen, regionalen, aber auch bundesweit geschätzten Kunstschaffenden ein Podium bietet. Darüber hinaus lege die Stadt Walldorf großen Wert auf Kunst im öffentlichen Raum, die Kunstwerke auch für Menschen erlebbar macht, die „sonst vielleicht keine Galerie und keine Kunstausstellung besuchen“ würden. Daraus habe sich auch der Kunstpreis der Stadt entwickelt, an dem sich schon zahlreiche hochkarätige Künstlerinnen und Künstler beteiligt haben.
„Ich bin mir sicher, dass nicht zuletzt diese der Kunst gewogene, die Kunst fördernde Haltung von Stadtverwaltung und Gemeinderat, aber auch das entsprechende Interesse der Bevölkerung an Kunst und Kultur im Vorfeld der Schenkung eine Rolle gespielt haben wird“, sagt Matthias Renschler. Gerne hätte er sich auf der Vernissage bei Monika Ackermann persönlich und im Namen der Stadt für die Schenkung bedankt, doch die Witwe des 2007 verstorbenen Künstlers musste leider ihre Teilnahme absagen. „Dass die Stadt das Geschenk zu schätzen weiß, zeigt sich im Umgang, den wir damit pflegen“, erklärt der Bürgermeister. Man eröffne bereits die dritte Ausstellung mit Werken von Peter Ackermann, an der Dokumentation der Werke und ihrer Online-Präsentation sei bereits mit großem personellen Einsatz des Kulturamts und des Kunstbeauftragten Hartmuth Schweizer, aber auch mit beträchtlichem finanziellem Aufwand gearbeitet worden. „Was die Zugänglichkeit der gesamten Sammlung angeht, ist bereits ein Konzept in Finalisierung, das in nicht allzu ferner Zukunft zunächst im Kultur-, Bildungs- und Partnerschaftsausschuss vorgestellt wird“, sagt Renschler, der viel Freude beim Betrachten der Kunstwerke wünscht, die bis 20. Dezember in der ehemaligen Synagoge und der Alten Apotheke zu sehen sind.
Für den städtischen Kunstbeauftragten Hartmuth Schweizer ist Peter Ackermann „ein großer deutscher Künstler, der heute fast vergessen ist“. Ackermann wurde 1971 mit dem renommierten Villa-Romana-Preis ausgezeichnet und war von 1977 bis 1997 Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Als er 2007 in seiner toskanischen Wahlheimat starb, kam sein Name „in deutschen Zeitungen nicht vor“, zitiert Schweizer den Lyriker Christoph Meckel. Umso mehr treibe ihn an, „seine Grafiken, seine Malerei und seine Zeichnungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, den Künstler und sein Werk zu würdigen, um seinen großen Namen wieder sichtbarer zu machen“, so Schweizer. Mit der dritten Ausstellung aus seiner Sammlung könne man „einen guten Überblick“ über sein breites künstlerisches Spektrum geben.
Schweizer zeigt in der ehemaligen Synagoge „durch eine dichte Hängung einer Gruppe von Zeichnungen und Aquarellen“, wie die Arbeitsweise des Künstlers von den siebziger bis in die neunziger Jahre von frühen naturalistischen Betrachtungen und eine differenzierte Technik realer Darstellungsmethoden zu immer weitergehenden Abstraktionen geführt hat. Auf der anderen Seite des Raums sind diesem Konvolut aus kleinformatigen Skizzen größere Radierungen und Malerei gegenübergestellt. Schweizer spricht Ackermanns literarisches Werk an, „Texte, die leider fast unbekannt blieben“, in denen der Künstler sich „der geheimnisvollen Realität seiner Bilder“ annähere. Die Materialsammlungen aus seinen Künstlerbüchern würden jetzt in Walldorf „zum ersten Mal überhaupt gezeigt“.
Ackermanns Werke haben es dem Kunstbeauftragten der Stadt angetan: Er schwärmt vom Kontrast zwischen hell beleuchteten Flächen und tiefstem Schwarz, der „Dramatik von Licht und Schatten“, einer „oftmals gefährlich aufgeladen scheinenden Atmosphäre“, der düsteren Stimmung „dystopisch anmutender Ansichten“ einer vom Menschen verlassenen Welt. Vieles künde „vom Scheitern vergangenen Lebens“ und erzähle von der Vergänglichkeit. Schweizer schließt mit einem Zitat des Kunsthistorikers Klaus Olbricht. Was auf Ackermanns Bildern zu sehen ist, könne „sowohl Gutes wie Böses verheißen“ – spannend ist die Auseinandersetzung damit allemal.
Musikalisch virtuos umrahmt wird die Vernissage von Almut Werner auf verschiedenen Flöten. Der Dank des Bürgermeisters geht dafür an die Musikerin, daneben aber auch an Heike Käller (Kulturamt) für die Organisation, Hartmuth Schweizer, Dr. Gerhard Baldes als Vorsitzenden des Kunstvereins sowie Anne und Dieter Astor, die wieder einmal die Alte Apotheke für eine Ausstellung zur Verfügung gestellt haben. Dorthin geht es nach dem offiziellen Teil in der ehemaligen Synagoge, es sind weitere Werke ausgestellt und ein kleiner Umtrunk wartet.
Info: Die Ausstellung ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet.