19.03.2024, Umwelt- und Klimaschutz
Die ersten dreißig Minuten gratis radeln
Ab 1. April können in Walldorf mit dem Mietradsystem VRNnextbike die ersten dreißig Minuten kostenlos geradelt werden.
Foto: Stadt Walldorf
Gemeinderat beschließt auch zehn zusätzliche Mietfahrräder
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einen 30-Minuten-Gratistarif für das Mietradsystem VRNnextbike beschlossen. Diese kostenfreie Nutzung der Räder für die erste halbe Stunde hatte es bereits zum Start des Angebots ab Ende April 2023 für drei Monate gegeben. Der jetzt einstimmig beschlossene erneute Gratistarif soll ab 1. April und für die gesamte restliche Laufzeit bis Ende 2025 verfügbar sein. Der Stadt entstehen dafür zusätzliche Kosten von rund 25.000 Euro, nachdem man zuvor von Gesamtkosten von 130.000 Euro ausgegangen war.
Weniger Einigkeit herrschte im Gremium bei zwei weiteren von der Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH (VRN) angebotenen Leistungsbausteinen. Mehrheitlich beschlossen wurde, die bislang 50 Fahrräder um zehn weitere zu ergänzen, da vor allem am Bahnhof oft keine oder nur wenige Räder vorhanden sind. Das kostet die Stadt bis Ende 2025 knapp über 8000 Euro. Die Entscheidung fiel mit den Stimmen der Gemeinderäte von SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Mit Nein votierten Bürgermeister Matthias Renschler, Pino Gaetani (FDP) sowie die CDU-Räte Katrin Siebold, Mathias Pütz, Christian Winnes und Uwe Lindner. Enthaltungen kamen vom Rest der FDP-Fraktion. Abgelehnt wurde der Vorschlag des VRN, mit sogenannten „Werbeflügeln“ für den neuen 30-Minuten-Gratistarif und das Angebot der Mieträder durch die Stadt zu werben. Das hätte Kosten von fast 2000 Euro verursacht. Tenor im Gemeinderat: Derartige Werbeaktionen seien Sache des Anbieters, also des VRN selbst.
Wie die Verwaltungsvorlage zur Sitzung aufzeigte, war der stärkste Monat der Juli 2023 mit etwa 1000 Fahrten. Im September und Oktober wurde noch je rund 750 Ausleihen gezählt. Im Dezember 2023 und Januar 2024 waren es 420 und 350 Leihen. Im Februar 2024 war schon wieder ein leichter Anstieg erkennbar. Bei den Stationen zeigt sich eine starke Frequentierung an der Station „Bahnhof-West“. Laut den Daten dauern die meisten Fahrten aufgrund der Kompaktheit des Stadtgebiets weniger als 15 Minuten.
Christian Winnes sagte für die CDU, die Mieträder seien vor allem dann sinnvoll, wenn der kostenlose Bus nicht zur Verfügung stehe. Nach reger Diskussion innerhalb der Fraktion könne man dem 30-Minuten-Gratistarif zustimmen. Dieser sei vor allem für Jugendliche „eine kostenfreie Gelegenheit, vom Bahnhof nach Hause zu kommen“. Mit zehn zusätzlichen Rädern sah Winnes dagegen das „Ungleichgewicht“ nicht gelöst. Stattdessen müsse der VRN „in die Pflicht genommen werden“, die vorhandenen Räder so an den Stationen zu verteilen, dass sie effektiver genutzt werden könnten. „Ich sehe den Mehrwert nicht“, pflichtete Bürgermeister Renschler Winnes bei, das sei „eher ein Verteilungsproblem des VRN“, deshalb seien die Kosten „nicht gerechtfertigt“. Winnes sprach darüber hinaus auch das „Dilemma“ an, dass in Walldorf zwei Mietradsysteme parallel angeboten werden – neben dem städtischen auch das der SAP. „Ein offener Pool für beide Systeme wäre eine vernünftigere und sicherlich eine effizientere Lösung“, sagte er, auch wenn man wisse, dass dieses Problem „heute nicht“ zu lösen sei.
Elisabeth Krämer (SPD) bezeichnete das Mietradsystem als „einen Baustein im gut funktionierenden Nahverkehr“ und zeigte sich über die Zahlen erfreut. Ihre Fraktion könne nicht nur dem Gratistarif zustimmen, sie halten auch die zusätzlichen Räder für „nützlich und gut“, allerdings mit der Einschränkung „aber nur am Bahnhof“. Man freue sich, wenn – wie von Stadtbaumeister Andreas Tisch angekündigt – der VRN es schaffe, die an anderen Stationen abgestellten Räder wieder zum Bahnhof zu bringen. Gelinge das nicht, seien diese bald wieder übers Stadtgebiet verteilt und man habe das Problem erneut.
Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) sprach von einem „wichtigen Baustein für die Mobilitätswende vor Ort“, das Mietradsystem werde „rege genutzt“. Gerade wenn der Zug mal wieder Verspätung habe und der letzte Bus bereits abgefahren sei, seien die Räder „Gold wert“. Seine Fraktion wolle, dass das System „noch attraktiver“ werde, dafür erscheine es „uns angemessen“, die Nutzung für die ersten 30 Minuten kostenlos zu ermöglichen. Auch zehn zusätzliche Räder halte man für sinnvoll, wenn sie tatsächlich am Bahnhof zur Verfügung stehen. Das würde gerade am Wochenende „sicher Abhilfe schaffen“, so Himberger. Man rege auch an, von weniger frequentierten Stationen zusätzlich Räder abzuziehen und am Bahnhof zu platzieren.
Die FDP sehe das Nextbike-Angebot „analog zum kostenlosen Busfahren“, sagte Dagmar Criegee und unterstütze deshalb die kostenlosen 30 Minuten. Zusätzliche Fahrräder lösen aber aus Sicht ihrer Fraktion das Problem nicht. Deshalb schlage man vor, „einen Teil von den nicht ausgelasteten Stationen“ an den Bahnhof zu bringen, und das besonders in den Abendstunden. „Wir können vom VRN erwarten, dass genug Räder bereitstehen“, sagte Dagmar Criegee.
Info: Die Registrierung ist kostenlos online über www.vrnnextbike.de oder die nextbike-App möglich. Zur Verifizierung der Kontodaten wird einmalig ein Startguthaben von einem Euro fällig. Die Bezahlung erfolgt per Kreditkarte, Lastschrifteinzug, Paypal, Apple Pay oder Google Pay. Im Hauptmenü der App kann man unter „Gutscheine“ den Code Walldorf30 eingeben, um ab 1. April die erste halbe Stunde kostenfrei zu fahren.