26.03.2025, Leben in Walldorf

Die energetische Sanierung wird teuer, ist aber notwendig

Mehrheitsentscheidung im Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr

Macht es Sinn, ein älteres Gebäude für viel Geld energetisch zu sanieren? Mit dieser Frage beschäftigte sich in seiner jüngsten Sitzung der Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr. Nach einer längeren Diskussion kam das Gremium mehrheitlich zur Entscheidung: Das Anwesen Sudetenstraße 5, 1962 erbaut, wird im Sinne eines Effizienzhauses 70 „EE“ für Gesamtkosten von 488.000 Euro energetisch modernisiert, wobei Fördermittel in Höhe von 180.000 Euro beantragt werden, sodass rund 300.000 Euro an Kosten beim städtischen Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft verbleiben. Die Entscheidung fiel bei vier Gegenstimmen von Uwe Lindner, Christian Winnes, Mathias Pütz und Dr. Gerhard Baldes (alle CDU).

Im Zug der Modernisierung wird zusätzlich zu den beiden bestehenden Wohnungen eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Dachgeschoss mit einer Größe von rund 60 Quadratmetern geschaffen. Die Dämmung wird erneuert, die Fenster werden ausgetauscht und der irreparable Gas-Heizkessel mit Baujahr 1983 durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe plus Photovoltaikanlage ersetzt. „Wir möchten mit gutem Beispiel vorangehen“, sagte David Högerich, der Leiter des Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft. Aktuell habe das Haus einen höheren Endenergieverbrauch als beispielsweise das 13-Familien-Haus des Eigenbetriebs in der Bürgermeister-Willinger-Straße. Diesen Endenergiebedarf senke man mit der Maßnahme um 86 Prozent, die Energiekosten um 84 Prozent und die CO2-Emissionen um 83,5 Prozent. Bürgermeister Matthias Renschler sprach von einer „umfänglichen Sanierung“.

„Eine stattliche Summe für ein kleines Gebäude“, urteilte Mathias Pütz (CDU) über die „Altlast“, die „seit 40 Jahren im Portfolio des Eigenbetriebs schlummert“. Zwar sei seine Fraktion „absoluter Befürworter einer energetischen Sanierung“, notwendig sei aber auch eine zumindest teilweise Refinanzierung. Pütz zog deshalb das Fazit: „Das ist ein Gebäude, das zurück in den privaten Markt müsste.“ Auch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat sich nach den Worten von Nele Böhm angesichts der hohen Kosten „gefragt, warum kein Verkauf im Raum steht“.

Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) sprach den „hohen Bedarf“ an bezahlbarem Wohnraum an, den es in Walldorf gebe. Ihrer Ansicht nach bekomme man für die im Raum stehenden Kosten „keine drei Wohnungen“, deshalb sei das „eine Milchmädchenrechnung“. Die vorgestellten Zahlen seien zudem „ein Wort, was an Geld und Energie gespart“ werde. 

Überrascht“ von den Ausführungen der CDU und der Grünen zeigte sich Paula Glogowski (FDP). Natürlich handle es sich um eine größere Summe. Aber „wir haben eine Verantwortung für den Bestand“, zudem schaffe man eine zusätzliche Wohneinheit.
„Wir sollten die finanziellen und personellen Ressourcen bündeln“, unterstrich Mathias Pütz die Haltung seiner Fraktion, lieber andere Projekte umzusetzen. David Högerich wandte ein, eine Re-Privatisierung müsse auch realisierbar sein, was bei einer Grundstücksgröße von 526 Quadratmetern schwierig werde. Das ergebe einen entsprechend hohen Kaufpreis „und dann ist es noch nicht saniert“, sagte er. Auch eine alternative Lösung mit Abbruch und Neubau würde „keine zehn Wohnungen bringen“ und sich somit auch nicht mehr lohnen. Bürgermeister Renschler ergänzte: „Bei einem Privaten würden wir die Sanierung fordern.“
Für Maximilian Himberger (Grüne) blieb „ein schlechtes Bauchgefühl“, dennoch lasse man sich durch das Argument umstimmen, dass das Haus auf dem freien Markt „wahrscheinlich nicht saniert“ werde. Ganz anders argumentierte Dagmar Criegee (FDP): „Wir bekommen ein sehr gut saniertes Haus. Das neu zu bauen, wäre sehr viel teurer.“