18.10.2023, Startseite
Der Mobilitätspakt hat noch nicht fertig
Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung wurde der Mobilitätspakt Walldorf/Wiesloch um weitere fünf Jahre verlängert.
Foto: Helmut Pfeifer
Partner verlängern die Vereinbarung um weitere fünf Jahre
„Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass wir in die Verlängerung gehen?“, fragt der Wieslocher Oberbürgermeister Dirk Elkemann und meint: „Dass wir hier sind, spricht für den Mobilitätspakt.“ Die Partner des 2018 gestarteten Mobilitätspakts haben sich am Mittwochnachmittag im Veranstaltungssaal der Volksbank Kraichgau in Wiesloch eingefunden, um die gemeinsame Vereinbarung zur Fortsetzung ihrer Arbeit bis 2028 zu unterzeichnen. „Es ist positiv, dass wir diese Plattform haben“, sagt für die Stadt Walldorf Stadtbaumeister Andreas Tisch. Um Veränderungen zu erreichen, „braucht es einen langen Atem“. Und um an „großen Schrauben“ zu drehen, müsse man zwischen den Beteiligten vermitteln. Dafür sei der Mobilitätspakt das richtige Werkzeug, sitzen doch hier die verschiedenen Akteure an einem Tisch. Für OB Elkemann hat der Pakt „Behörden, Wirtschaft und die Öffentlichkeit an einen Tisch gebracht“ und man habe „gemeinschaftlich an übergreifenden Lösungen gearbeitet“.
„Wir wollen weitermachen“, bekräftigt Elke Zimmer, Staatssekretärin im Verkehrsministerium Baden-Württemberg. Der Mobilitätspakt sei der zweitälteste im Land, man habe vieles angestoßen, „aber wir sind einfach mit vielem noch nicht fertig“. Es sei „wichtig und wertvoll, dass sich alle Beteiligten auch in den nächsten Jahren aktiv einbringen, damit die Menschen im Wirtschaftsraum Walldorf/Wiesloch nachhaltig unterwegs sein können“. Für ihr Ministerium sei auch von großer Bedeutung, was es brauche, um die Ziele der Verkehrswende und die Klimaziele zu erreichen. Denn der Plan des Landes, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein, sei „eine Herkulesaufgabe“, so Elke Zimmer. Zu den Themen, mit denen man sich verstärkt beschäftigen müsse, gehören nach ihren Worten das betriebliche Mobilitätsmanagement, aber auch die datenbasierten Entscheidungsgrundlagen, wie sie mit dem SimRa-Projekt bereits durchgeführt wurden. „Wenn es wirklich gut sein soll, kann es nur funktionieren, wenn wir es gemeinsam tun“, freut sich die Staatssekretärin weiter „auf ein gutes Miteinander“.
Für Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder ist die Fortführung des Mobilitätspakts „ein weiterer Meilenstein für die Mobilität in diesem bedeutenden Wirtschaftsraum“. Sie hebt die „große Beteiligung der Öffentlichkeit“ hervor und die Vielzahl an wichtigen Maßnahmen, die angestoßen und teils auch schon umgesetzt worden seien. Dazu zählen nach ihren Worten in Walldorf unter anderem das kostenlose Busfahren und die Einführung des Mietfahrradsystems VRNnextbike, aber auch die Umsetzung von drei Regiobuslinien. „Der Mobilitätspakt kann keine Planungsprozesse aushebeln“, seien dem Format aber auch Grenzen gesetzt. „Wir können nicht zaubern, aber gut zusammenarbeiten“, sagt die Regierungspräsidentin. Und das mit dem Anspruch, „weitere Maßnahmen zu entwickeln, um die Mobilität zu verbessern“.
Moderator Kai Weidlich stellt vor der Unterzeichnung der Vereinbarung einigen der Akteure gezielte Fragen. Auslöser für den Mobilitätspakt sei angesichts der Verkehrsprobleme in der Region „ein Hilferuf“ der Unternehmen, der Städte und des Kreises an das Land angewesen, blickt Landrat Stefan Dallinger zurück und findet es „gut, dass wir weitermachen“. Denn: „Dieser Mobilitätspakt fokussiert, strukturiert und diszipliniert alle.“ Mario Klein (IHK Rhein-Neckar) warnt vor dem weiter zunehmenden Verkehr. Die dafür notwendige Infrastruktur dürfe „nicht vergessen werden“. Und die Baumaßnahmen müssten gut aufeinander abgestimmt werden. Matthias Grimm sieht für die SAP das entstandene Netzwerk unter den Partnern als „große Errungenschaft“ des Paktes. Mit der Stadt Walldorf habe das Unternehmen ohnehin einen „sehr guten, sehr vertrauensvollen Austausch“. Die Region Wiesloch/Walldorf sei „ein wichtiger Pendlerstandort“, sagt Dr. Michael Winnes (VRN). Er hoffe, die Planungen für den Stadtbahnring „gemeinsam vorantreiben zu können“. Für Volker Heepen (NVBW) sind oft Kleinigkeiten für die Nutzung des ÖPNV entscheidend, Infrastruktur und Informationen müssten passen.
Es gibt positive Beispiele zu hören: „Der Mobilitätspakt hat uns den wesentlichen Anstoß für das betriebliche Mobilitätsmanagement gegeben“, sagt Angelika Zinkgräf für den Wieslocher Finanzdienstleister MLP. Und Orhan Bekyigit schildert, wie die Heidelberger Druckmaschinen es geschafft haben, dass statt früher 120 bis 150 heute ungefähr 1500 Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. „Der Einzelne muss einen Vorteil haben, dann steigt er um.“ In diesem Fall ist das die Möglichkeit, mit dem Rad auf dem einen Quadratkilometer großen Werksgelände schnell und direkt an den Arbeitsplatz, aber nach Feierabend auch wieder nach Hause zu kommen.
Zu Beginn begrüßt als Hausherr der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Kraichgau, Matthias Zander, die Gäste. Dann schreiten die Akteure zur Unterzeichnung, für die Stadt Walldorf übernimmt das der Erste Beigeordnete Otto Steinmann.