08.02.2024, Startseite
Den richtigen Umgang mit Demenzerkrankten finden
Andrea Münch von der städtischen IAV-Stelle (li.) und Saskia Gladis von der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg begrüßten die Gäste im Rathaus zur dritten Denkwerkstatt Demenz.
Foto: Stadt Walldorf
Dritte Denkwerkstatt Demenz stellt empathische Kommunikation in den Mittelpunkt
„Validation“ war bei der dritten Denkwerkstatt Demenz das große Stichwort. Dabei geht es um eine empathische Kommunikation mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Das Thema beleuchtete die Demenzexpertin Maria Dursy in ihrem Vortrag. Zuvor begrüßte Andrea Münch von der IAV-Stelle der Stadt die Besucher zur dritten Auflage der Veranstaltung, die ihren Ursprung im Modellprojekt „Demenz im Quartier“ hat und 2022 erstmals stattfand.
„Wie können Menschen mit Demenz möglichst lange in der Gesellschaft teilhaben“, das sei eine der Kernfragen gewesen, denen man sich in Walldorf gewidmet habe, so Andrea Münch. Es sei dafür wichtig gewesen, „breit zu sensibilisieren und zu beteiligen“. Beim Thema Demenz brauche es einen geschützten Rahmen, den eine Veranstaltung wie die Denkwerkstatt Demenz biete. Hier fänden Menschen eher den Mut, sich offen auszutauschen. Eine wichtige Erkenntnis, die man aus dem Modellprojekt gewonnen habe: „Je mehr Schultern es gibt, auf die sich Last und Verantwortung verteilen, desto besser.“ Daher sei Vernetzung sehr wichtig. In Walldorf sei es gelungen, Netzwerke zu bilden, die es Betroffenen ermöglichen, kurze Wege zu gehen.
Zur Einstimmung auf den Abend wurde ein Film gezeigt, der Demenzerkrankte zu Wort kommen lässt. Saskia Gladis von der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg – Selbsthilfe Demenz sprach ein Lob dafür aus, was in Walldorf zum Thema Demenz entstanden ist. Die Erkenntnisse der letzten Jahre, die aus dem Modellprojekt gewonnen wurden, „sind in unsere Arbeit eingeflossen“, so Gladis. Über 60 Quartiere und Kommunen habe man seit dem Ende des Modellprojekts bereits beraten. Projekte wie der gezeigte Film, der von einem ähnlichen Filmprojekt in Walldorf inspiriert wurde, würden dazu beitragen, eine Leichtigkeit in das schwere Thema zu bringen.
„Wir wollen heute gerne ungezwungen mit Ihnen ins Gespräch kommen, wir wollen dranbleiben“, schlug Andrea Münch den Bogen sowohl zur Veranstaltung im Rathaus als auch zum zukünftigen Umgang mit dem Thema Demenz in Walldorf. Auf die Frage, wer sich von den Gästen aus beruflichen Gründen mit Demenz beschäftigt, standen einige Besucher auf und stellten sich vor. Aber auch im privaten Bereich Betroffene fanden den Mut, sich zu ihrer persönlichen Situation zu äußern. „Es ist sehr schwer, die richtige Hilfe zu finden“, wandte etwa ein Besucher ein. Ein anderer berichtete von der Problematik des sehr eingeschränkten Bewegungsradius seiner an Demenz erkrankten Frau. Auch die Frage nach der Lebensqualität einer Person mit Demenz in hohen Stadium wurde thematisiert. „Es gibt Potenziale, die bis zum Schluss da sind: die Hand halten, Berührungen, ein freundliches Wort“, sagte dazu Saskia Gladis.
Die gelingende Kommunikation mit Demenzerkrankten war auch Thema der Demenzexpertin Maria Dursy. Sie lehrt Validation, was so viel wie „unbedingte Wertschätzung“ bedeutet und eine Kommunikationstechnik im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen ist. Die Methode wurde von Naomi Feil entwickelt und bedeutet, die „Leute da abzuholen, wo sie gerade stehen“, wie es Maria Dursy ausdrückte. Es gehe darum, „ein Stück in den Schuhen des anderen zu gehen“, das gehe nur mit viel Empathie. Dursy sprach auch von gängigen Fehlern, die in der Kommunikation mit Demenzerkrankten gemacht werden und stellte die Ziele von Validation vor: Stress reduzieren, Rückzug verhindern, das Selbstwertgefühl wiederherstellen. „Jeder sehr alte Mensch ist einzigartig und wertvoll“, warb Dursy für ein „empathisches Zuhören“, das Vertrauen schaffe.
Die Demenzexpertin stellte die vier verschiedenen Phasen einer Demenzerkrankung vor und wie jeweils darauf kommunikativ reagiert werden sollte. Dursy lud die Gäste auch zu einer Übung ein, in der sich zwei fremde Menschen gegenüberstehen und langsam aufeinander zugehen und dabei die Signale des anderen beachten. So könne man gegenseitiges Vertrauen schaffen und Grenzen ausloten.
Andrea Münch bedankte sich am Ende des Abends für die aufschlussreichen Ausführungen der beiden Referentinnen und verwies auf den Kurs „Validation“, der ab Dienstag, 12. März, mit Maria Dursy als Fachreferentin und in Kooperation von der Stadt Walldorf mit der Barmer Pflegekasse kostenlos angeboten wird. Der Kurs findet insgesamt vier Mal jeweils von 17 bis 20.30 Uhr im Wintergarten des Pflegezentrums Astorstift statt. Die Teilnahme ist über eine Anmeldung bis Montag, 4. März, bei Andrea Münch, Telefon 06227/351168, E-Mail andrea.muench@walldorf.de, möglich.