11.10.2022, Leben in Walldorf
Das soziale Angebot ist wichtiger denn je
In der Scheune Hillesheim findet die Schuldnerberatung durch das Diakonische Werk statt. Deren weitere finanzielle Unterstützung wurde jetzt im Gemeinderat beschlossen.
Foto: Stadt Walldorf
Stadt setzte ihre Unterstützung für Beratungsstellen und Einrichtungen fort
190.000 Euro lässt sich die Stadt Walldorf auch im kommenden Jahr die Unterstützung verschiedener sozialer Angebote kosten. „Das ist gut angelegtes Geld“, sagte der Erste Beigeordnete Otto Steinmann in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Das Gremium beschloss einstimmig die Fortführung der Bezuschussung von Psychologischen Beratungsstelle, Suchtberatung und Präventionsarbeit an den Schulen, Schuldnerberatung, Frauenhäusern und Plattform. Das alles sei „Teil unseres sozialen Angebots, ohne das Walldorf so nicht mehr vorstellbar ist“, so Steinmann.
Der Erste Beigeordnete ging unter anderem auf die vom Diakonischen Werk Rhein-Neckar durchgeführte Schuldnerberatung ein, die die Stadt mit jährlich 17.000 Euro unterstützt. „Derzeit gibt es keine Wartezeiten“, allerdings werde man aufgrund der Energiekrise „von steigenden Fallzahlen ausgehen müssen“. Laut dem Zwischenbericht des Diakonischen Werks hat es im ersten Halbjahr 2022 21 Neuanmeldungen gegeben und es wurden, inklusive der aus dem Vorjahr weitergeführten Beratungen, 35 Fälle bearbeitet. 2021 waren es 40 Neuanmeldungen und insgesamt 46 Fälle. Ein Schwerpunkt, der auch bei anderen Beratungsangeboten öfter zur Sprache kommt, ist der Bedarf an kurzfristig verfügbarem und bezahlbarem Wohnraum. Neben der wöchentlichen Sprechstunde in der Scheune Hillesheim in Walldorf (dienstags, 14 bis 17 Uhr) können Klienten auch das Beratungsangebot in Schwetzingen wahrnehmen.
Die Psychologische Beratungsstelle wird 2023 mit 97.000 Euro unterstützt, aufgrund der steigenden Personalkosten eine Erhöhung von fünf Prozent. Im Bericht der Erziehungsberatungsstelle ist zu lesen, dass die Arbeit immer noch weitgehend von den Folgen der Corona-Krise und den Beeinträchtigungen des sozialen Miteinanders geprägt sei. Generell beobachte man eine Zunahme von „emotional auffälligen“ Kindern und Jugendlichen.
Mit 34.200 Euro für die Suchtberatung und 8000 Euro für die Präventionsarbeit an den Schulen wird der Baden-Württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation unterstützt. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen Menschen mit Drogen-, Alkohol-, Medikamenten- und Glücksspielproblemen sowie deren Angehörige, sowohl in Einzelgesprächen als auch in Gruppenberatungen. In diesem Jahr wurden bis Ende Juli bislang 109 Personen betreut. Außerdem wurden an den Walldorfer Schulen an mehr als 30 Terminen Präventionsveranstaltungen durchgeführt. Eine Zusammenarbeit gibt es auch mit der mobilen Jugendarbeit und der Fachberatung für Wohnungslose, der Plattform.
Seit vielen Jahren unterstützt die Stadt Walldorf die von Vereinen geführten Frauenhäuser Heidelberg und Mannheim mit einem jährlichen Zuschuss, der 2023 wieder bei 14.000 Euro liegen wird. Das sehen Verwaltung und Gemeinderat durchaus stellvertretend als Anerkennung der Arbeit der Frauenhäuser insgesamt. Beide Einrichtungen werden von Frauen aus dem Rhein-Neckar-Kreis (mit einem Anteil von ungefähr je 20 Prozent) genutzt, aber auch von Frauen aus ganz Deutschland.
Nach den Zahlen der Evangelischen Stadtmission Heidelberg wurden in der Plattform im Jahr 2021 insgesamt 266 Personen in 1755 Terminen beraten, sowohl Besucher der Begegnungsstätte als auch Menschen, die ausschließlich die Fachberatung aufgesucht haben. Das Ziel der Beratung ist es, Wohnungslosigkeit zu beenden oder zu vermeiden. Dafür gibt es Hilfestellung bei finanziellen, persönlichen und sozialen Problemen sowie Unterstützung bei Behördenangelegenheiten oder Mietschulden. „Die Situation der Betroffenen konnte in vielen Fällen verbessert oder aber eine Verschlimmerung verhindert werden“, heißt es im Bericht der Stadtmission. Außerhalb der Plattform gibt es auch eine aufsuchende Beratung mit Streetwork und Hausbesuchen.
„Wir befinden uns in sehr herausfordernden Zeiten“, unterstrich Jutta Stempfle-Stelzer (CDU) mit Blick auf Corona-Krise und Ukraine-Krieg die Notwendigkeit der sozialen Angebote. „Wirtschaftliche Notlagen werden sich in Zukunft noch verstärken“, meinte Elisabeth Krämer (SPD). „Walldorf bietet ein breites Spektrum an sozialer Hilfe“, fasste Nele Böhm (Bündnis 90/Die Grünen) zusammen und bat betroffene Bürger, das Angebot wahrzunehmen. „Die Angebote werden alle stark nachgefragt“, sagte Paula Glogowski. Es sei leider davon auszugehen, dass sie in nächster Zeit sogar noch stärker frequentiert werden müssten.