14.04.2022, Kultur & Freizeit
Das mobile Geschichtslabor zum KZ Kislau in der Stadtbücherei
Das mobile Geschichtslabor bietet Wissenswertes zu Geschichte und Gegenwart
Foto: Pfeifer
Vanessa Weigerding von der Stadtbücherei, Peer-Guide Laura Pastal, Bürgermeister Matthias Renschler, Anja Schuller-Müller vom Verein Lernort Kislau und Aylin Baskale (v.l.)vom Fachdienst Kultur und Sport
Foto: Pfeifer
Raum zum Entdecken und Mitmachen
Das mobile Geschichtslabor zum KZ Kislau macht bis zum 23. April Halt in der Stadtbücherei. Träger des Projekts ist der Verein Lernort Kislau e.V. Bei der Eröffnung am 6. April nahmen unter anderem Bürgermeister Matthias Renschler und Mitglieder des Gemeinderats teil. Als er von dem Projekt erfahren habe, sei ihm klar gewesen, „das muss nach Walldorf kommen“, so Bürgermeister Renschler in seiner Ansprache. Man müsse aus den Taten der Vergangenheit lernen. Auch bei uns in Deutschland gibt es ein Erstarken des Rechtsradikalismus. Umso mehr gelte es, die demokratischen Strukturen zu verteidigen, so Matthias Renschler, der auch Bezug zum Krieg in der Ukraine nahm. Das mobile Geschichtslabor leiste einen wichtigen Beitrag dazu, indem es vor allem für junge Menschen Geschichte greifbar macht und einen Bezug zur Gegenwart herstellt.
Anja Schuller-Müller, pädagogisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Projekt Lernort Kislau, dankte der Stadt und allen Beteiligten für die Unterstützung bei der Ausstellung, insbesondere Aylin Baskale und Heike Käller vom Fachdienst Kultur und Sport sowie Barbara Grabl, Leiterin der Stadtbücherei, und ihrem Team. Bei dem mobilen Geschichtslabor gehe es vor allem darum, die Geschichte zum KZ Kislau bei Bruchsal bekannt zu machen. Die Ausstellung steht unter dem Titel „Wo fängt Unrecht an“. Besucherinnen und Besucher können an acht Doppelstationen, die jeweils Vergangenheit und Gegenwart verknüpfen, kompakte Informationen erfahren. Es sei aber keine klassische Ausstellung, wie Anja Schuller-Müller betonte. Die Stationen sind so konzipiert, dass sie zum Mitmachen einladen. Man kann abstimmen, Schieberegler und Drehelemente bedienen, sich selbst zu Themen positionieren. Das fördere auch den Austausch zwischen den Besuchern. Zum neuartigen Format des Geschichtslabors KZ Kislau gehört auch das Peer-to-Peer-Programm, welches die Möglichkeit bietet, im Projekt Vermittlungsarbeit zwischen gleichaltrigen jungen Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren zu fördern. Die Vermittlung übernehmen dabei ausgebildete Peer-Guides. Eine von Ihnen ist Laura Pastal, die beim Verein Lernort Kislau e.V. ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert. Sie hat im Rahmen ihrer Arbeit eine umfangreiche Recherche zu den Ausstellungsorten betrieben. So konnte sie bisher 38 Personen ermitteln, die in Walldorf und Umgebung im KZ Kislau von den Nazis inhaftiert wurden. Sie gehörten damit zu den rund 1.500 Männern, die in dem Konzentrationslager zwischen 1933 und 1939 festgehalten wurden. Lager wie das KZ Kislau würden im Vergleich zu den großen bekannten Lagern wie Buchenwald oder Auschwitz-Birkenau öffentlich kaum wahrgenommen, sagte Anja Schuller-Müller. Dabei spielten Lager wie das KZ Kislau gerade in der Anfangszeit für die Nazis eine wichtige Rolle, um deren Macht zu festigen. Daran wolle man mit dem mobilen Geschichtslabor erinnern.
Auf dem Areal des frühen Konzentrationslagers Kislau bei Bruchsal wird derzeit ein Lernort geplant. Dafür hat der baden-württembergische Landtag Mittel in Höhe von 750.000 Euro zur Verfügung gestellt. „Wir hoffen auf weitere Unterstützung“, so Anja Schuller-Müller.