14.01.2025, Kultur & Freizeit
„Das ist einzigartig in Deutschland“
Gastredner Jörg Albrecht spricht beim Neujahrsempfang über Anpfiff ins Leben
Jörg Albrecht, bis Ende August Oberbürgermeister von Sinsheim, spricht als Gastredner beim Neujahrsempfang der Stadt Walldorf in der Astoria-Halle als neuer Vorsitzender von Anpfiff ins Leben über die Arbeit des Vereins und dessen Schwerpunkte in der Jugendförderung. Sein zweites neues Amt als Präsident der TSG Hoffenheim hat dem 54-jährigen allerdings zumindest teilweise die Laune verhagelt. „Nach dem Spiel gestern“, der 0:1-Niederlage gegen Wolfsburg, solle man ihm besser keine Fragen zu Hoffenheim stellen, meint er und lobt lieber, was in Walldorf passiert: Der „beeindruckende Vortrag“ von Bürgermeister Matthias Renschler (siehe separaten Artikel) habe ihn „fast animiert, mich am Montag umzumelden“, sagt der in Mauer lebende Sandhäuser mit einem Schmunzeln. Grüße überbringt er vom Walldorfer Ehrenbürger Dietmar Hopp. „Wir sind froh, dass es ihn gibt.“
Mit dem Amt bei Anpfiff ins Leben, 2001 von Hopp und Anton Nagl aus der Taufe gehoben, habe er nach seinem freiwilligen vorzeitigen Abschied als OB „eine neue Aufgabe“ gefunden, so Albrecht, in der er „noch Gutes“ bewirken könne. „Wer an der Jugend spart, kann sich die Zukunft sparen“, zitiert er Hopp und sagt: „Ich weiß um die Bedeutung der Vereine für unsere Gesellschaft.“ Dazu heißt es in der Anpfiff-Vision: „Sportvereine sind gesellschaftlich relevante Bildungsorganisationen und unterstützen ihre jungen Mitglieder dabei, sich bestmögliche Perspektiven für ihr Leben zu schaffen.“ An diesem Punkt setzt, in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern, die laut Albrecht „berühmte 360-Grad-Förderung“ ein, die auf den vier Säulen Sport, Schule, Beruf und Soziales ruht. So komme man über den Sport zu weiteren für junge Menschen wichtigen Themen. Daran wirken 60 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 120 Lernbegleiter und 330 Trainer mit. „Sportvereine können Teil der Lösung von gesellschaftlichen Problemen sein“, zeigt sich Jörg Albrecht überzeugt.
„Das ist einzigartig in Deutschland, das geben wir gerne weiter“, sagt der Gastredner. Anpfiff ins Leben arbeitet in neun Jugendförderzentren und gemeinsam mit elf Partnersportvereinen – neben der Hauptgeschäftsstelle in Walldorf auch in Hoffenheim und Zuzenhausen, St. Leon-Rot, Kronau und Heidelberg-Kirchheim, Mannheim, Ludwigshafen und Speyer, aber auch in Heilbronn und Gimbsheim/Rheinland-Pfalz. Zum Fußballtraining gesellen sich für die bis heute rund 25.000 geförderten Kinder und Jugendlichen sowohl schulische Betreuung als auch Berufsorientierung und die Beteiligung an sozialen Projekten. Mit der im Jahr 2019 als zweites Standbein aufgesetzten Vereinsberatung wird das Know-how an andere weitergegeben. „Wir beraten über 200 Vereine“, erklärt der Anpfiff-Vorsitzende, die Themenpalette reiche vom Fehlen ehrenamtlicher Helfer über die Digitalisierung bis hin zu Fragen der Finanzierung des Sportbetriebs. Und: „Wir konnten über die Dietmar-Hopp-Stiftung zwei Millionen Euro an Förder- und Sponsorengeldern an Sportvereine weitergeben.“ Dabei sei man „bis weit über die Region hinaus“ tätig. „Aus der Vereinsberatung kreiern wir die Anpfiff-Community“, sagt Jörg Albrecht. Das sei ein Netzwerk, in dem sich die Vereine auch untereinander austauschen könnten und so voneinander profitierten.
„Diese Entwicklung ist aus meiner Sicht gigantisch“, nennt Albrecht den ersten Anpfiff-Partnerverein FC-Astoria Walldorf als Beispiel. 2003 kickten nach seinen Worten in neun Jugendteams etwa 200 Kinder, betreut von 15 Trainern ohne Lizenzen. Einen Jugendkoordinator habe es damals mit einer 50-Prozent-Stelle gegeben. 20 Jahre später, 2023, waren es beim FCA 29 Teams mit etwa 485 Spielerinnen und Spielern, denen 77 Trainer – fast die Hälfte mit A- bis C-Lizenz –, dreieinhalb Hauptamtliche und zwei FSJler zur Seite stehen. „Das zeigt, wie toll Anpfiff ins Leben für Ihre Stadt ist und was dadurch bewegt werden kann“, sagt Albrecht. Man arbeite sehr gerne daran, das auch künftig weiter zu entwickeln.