12.02.2025, Startseite
Damit es auf der Storchenwiese weiter kreucht und fleucht
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Die Storchenwiese hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zu einem wertvollen Biotop entwickelt.
Archivfoto: Stadt Walldorf
Satzungsentwurf zur Unterschutzstellung als geschützter Landschaftsbestandteil
Die Walldorfer Storchenwiese ist längst mehr als das: Durch konsequente Pflege und durchdachtes Mähmanagement ist sie in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Brut- und Rastgebiet für über 80 Vogelarten geworden. Daneben weist die Fläche inzwischen eine beachtliche Artenvielfalt auf. Über 200 Blütenpflanzenarten und mindestens 180 Insektenarten, darunter knapp 90 Schmetterlingsarten, konnten in den letzten Jahren nachgewiesen werden. Unter den dokumentierten Arten gibt es 59 Arten, die auf der Roten Liste beziehungsweise der Vorwarnliste vertreten sind.
Deshalb soll die Storchenwiese jetzt als sogenannter „geschützter Landschaftsbestandteil“ ausgewiesen und unter Schutz gestellt werden. Dafür hat die Stadtverwaltung eine Satzung erarbeitet und mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Nach vorangegangener einstimmiger Empfehlung des Ausschusses für Umwelt, Technik, Planung und Verkehr hat der Gemeinderat jetzt (bei einer Enthaltung von Dagmar Criegee, FDP) die Offenlage der Satzung sowie die parallele Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange beschlossen. Der Satzungsbeschluss könnte dann voraussichtlich im Mai gefällt werden. Erste Bestrebungen hatte es bereits im Jahr 2018 gegeben, als die NABU-Ortsgruppe Walldorf-Sandhausen vorgeschlagen hatte, die Storchenwiese als Naturschutzgebiet auszuweisen. Das war allerdings vom Regierungspräsidium Karlsruhe abgelehnt worden.
Schutzziel der Satzung ist, „den derzeitigen Zustand zu sichern, um die Storchenwiese als bedeutendes Biotop konsequent weiterentwickeln zu können“. Explizit genannt wird auch, die Bestände der Hauptzielarten Grauammer, Sumpfschrecke, Zauneidechse, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Kurzschwänziger Bläuling, Tauben-Skabiose und Roter Zahntrost zu erhalten und durch Pflegemaßnahmen weiter zu entwickeln, die Verbuschung durch Pioniergehölze einzudämmen und störende Nutzungen zu unterbinden. Letzteres bedeutet Einschränkungen für die Bevölkerung, wird doch künftig das Betreten der Fläche nicht mehr gestattet sein. Das gilt insbesondere für die Halter von Hunden und Pferden. Ausnahmen sollen die forstwirtschaftliche Nutzung der Randbereiche, die ordnungsgemäße Jagd, die naturschutzfachliche Beobachtung sowie die Durchführung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen sein. Auch den Eigentümern der privaten Flurstücke will man das Betreten des geschützten Bereichs außerhalb des Brutzeitraums der Störche nicht verbieten.
Auf der Storchenwiese befinden sich derzeit drei Storchennester, die seit 2012 durchgehend in der Brutzeit belegt waren. Ein vierter Nestturm war 2020 umgefallen. „Wir gehen dieses Jahr an einen Ersatz“, sagte Alena Müller, die Leiterin des Fachbereichs Ordnung und Umwelt. Alle vier Türme sollen nach ihren Worten durch langlebige Konstruktionen ersetzt werden. Die Entstehung der Storchenwiese geht auf einen Beschluss des Gemeinderats von 2003 zurück, der die Umsetzung eines Biotopentwicklungskonzepts für das Gewann Röhrig links der Nußlocher Straße zwischen Wald und Hardtbach eingeleitet hatte. Die anschließende Rückumwandlung von Ackerflächen in Wiesen und eine teilweise Vernässung des Gebiets verfolgte überwiegend das Ziel der Wiederansiedlung des Weißstorchs.
Der jetzige Schritt sei „nur logisch, konsequent und sinnvoll“, begrüßte Dr. Joachim Ullmann (CDU) die Satzung. Beachten müsse man die privaten Rechte, es dürfe nicht zu einer „Quasi-Enteignung“ kommen. Es sei ein „Walldorfer Kleinod mit beeindruckender Artenvielfalt“ entstanden, sagte Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD). Das Rezept sei: „Einfach in Ruhe lassen.“ Das Gelände müsse „in seiner jetzigen Einmaligkeit bestehe bleiben“, so Günter Lukey (FDP), der positiven Entwicklung von Tier- und Pflanzenwelt trage die Stadt mit der Satzung Rechnung. „Was lange währt, wird endlich gut“, meinte Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) und sagte: „Wir möchten die Bevölkerung bitten, Rücksicht auf die Natur zu nehmen.“ Mihriban Gönenç (Zusammen für Walldorf) erklärte, sie unterstütze den Vorschlag, „um ein wertvolles Biotop zu erhalten und die Artenvielfalt zu fördern“.
Abweichend argumentierte nur Dagmar Criegee: Ihr widerstrebe das Betretungsverbot. Die Storchenwiese habe sich auch ohne Verbote entwickelt und sei trotz des Betretens durch Menschen und Tiere so artenreich geworden. Die Gründe dafür liegen aus ihrer Sicht in der höheren Vernässung und in der Pflege durch den NABU.