04.04.2023, Kultur & Freizeit
Bewegungsmelder für weniger Lichtverschmutzung
In weiten Teilen von Walldorf ist die Straßenbeleuchtung bereits auf umweltfreundliche LED-Technik umgestellt. Für die anderen Bereiche soll nun geprüft werden, ob Bewegungsmelder eine Option sein könnten.
Foto: Stadt Walldorf
CDU-Antrag wird geprüft – Weite Teile der Straßenbeleuchtung sind bereits erneuert
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung die Verwaltung beauftragt, eine Umstellung der Straßenbeleuchtung auf eine intelligentere Form zu prüfen: „Licht nach Bedarf“ mit Hilfe von Bewegungsmeldern. Grundlage dafür war ein Antrag der CDU-Fraktion mit Blick auf die Energieeinsparung und CO2-Reduktion. Wie ergänzend in der Sitzung von der SPD beantragt, wird sich die Verwaltung in diesem Kontext zudem mit einer ganzheitlichen Betrachtung der Lichtverschmutzung in Walldorf beschäftigen.
Das Stadtbauamt wies in seiner Vorlage zur Sitzung darauf hin, dass die Stadt in den letzten Jahren viel Aufwand betrieben habe, um die Straßenbeleuchtung zeitgemäß zu erneuern. So seien in den letzten zehn Jahren circa 1900 Straßenlaternen auf LED-Beleuchtung umgestellt worden. Dabei wurde auch eine automatische Nachtabsenkung programmiert, um Energie einzusparen. Für jeweils vier Stunden wird die Beleuchtung auf 50 Prozent reduziert. Mit den Maßnahmen konnte die benötigte Energie gegenüber dem Verbrauch im Jahr 2010 um etwa 36 Prozent und damit ungefähr 347.000 Kilowattstunden pro Jahr reduziert werden, obwohl sich die Anzahl der Leuchten erhöht hat. Laut Stadtbauamt könnte man die Nachtabsenkung „mit etwas Aufwand“ theoretisch auch auf fünf Stunden erhöhen und die Beleuchtung auf 25 oder 30 Prozent reduzieren. Deutlich gemacht wurde aber auch, dass die Restlebensdauer der aktuellen Straßenbeleuchtung noch längst nicht erreicht ist und ein Austausch deshalb aktuell „eigentlich nicht in Frage“ komme.
Mathias Pütz (CDU) begründete den Antrag stellvertretend für seinen in der Sitzung verhinderten Fraktionskollegen Uwe Lindner neben Energie- und Kostenersparnis sowie CO2-Vermeidung auch mit einer Schonung des Tag-Nacht-Rhythmus von Mensch und Tier. Straßenbeleuchtung stelle eine wesentliche Quelle der nächtlichen Lichtverschmutzung dar und sei Mitursache für das Insektensterben. Man habe sich mit Sicherheitsfragen beschäftigt, so Pütz, und sei „zu einem positiven Fazit gekommen“. Auf „dunkle Ecken“ könne immer eingegangen werden. Und für Verkehrsteilnehmer führe reduzierte Beleuchtung „nicht zu einer erhöhten Unsicherheit im Straßenverkehr“, sagte er mit Verweis auf einen Feldversuch in einer TV-Dokumentation zum Thema. Der CDU gehe es nicht darum, neu installierte Leuchten leichtfertig auszutauschen. Stattdessen solle der Fokus auf dem dritten Bauabschnitt in Walldorf-Süd liegen, ebenso auf den Arealen, in denen der Dachständer-Rückbau erfolgt. Für den weiteren Bestand gehe es „um die Kompatibilität mit einer modifizierten Steuerungstechnik oder eine erweiterte Nachtabsenkung“, so Pütz.
Christian Schick (SPD) sagte, man nehme das Thema ernst, „weil die Lichtverschmutzung zum Insektensterben beiträgt“. Allerdings machten dabei Straßenlaternen nur etwa 20 Prozent aus, die städtische Beleuchtung sei in Walldorf bereits auf LED-Technik umgerüstet worden und dieses Licht ziehe die Insekten weniger an. „Wir müssen auch an die anderen 80 Prozent denken“, forderte Schick und nannte explizit die Parkhäuser im Industriegebiet, Schulhöfe und Werbeschilder. „Wir plädieren dafür, das Thema ganzheitlich in den Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr zu geben“, sagte er. Daraus wurde in einer längeren Diskussion später der Auftrag an die Verwaltung, das Thema Lichtverschmutzung insgesamt zu untersuchen.
Den Antrag der CDU zu prüfen, macht für Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) aus Naturschutz- und Energiespargründen Sinn. Zwar sei es ungünstig, dass viele Straßenlaternen erst in jüngster Zeit ausgetauscht worden seien, dennoch könne seine Fraktion sich eine Lösung mit Bewegungsmeldern im dritten Bauabschnitt von Walldorf-Süd und dem Areal des Dachständer-Rückbaus vorstellen. „Das ist eine Prüfung wert“, sagte er. Aber: „Wir müssen darauf achten, dass keine Angsträume entstehen.“
Die Stadt habe in den vergangenen Jahren „große Anstrengungen unternommen“, um die Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umzurüsten, sagte Günter Lukey (FDP). Bei ungefähr 30 Jahren Lebensdauer wäre es aus seiner Sicht „ein schlechter Deal“, sie nun vielleicht schon nach nur zehn Jahren wieder auszutauschen. Im dritten Bauabschnitt von Walldorf-Süd könne man sich die von der CDU angeregte Lösung aber durchaus vorstellen.