04.12.2024, Kultur & Freizeit

Auf der Suche nach Bären und unberührter Natur

Gerald Klamer fühlte sich in den Karpaten wohl. Foto: Nora Börding/Piper Verlag

Bildvortrag mit Gerald Klamer in der Stadtbücherei

Mit seinem „Durchs wilde Herz der Karpaten“ betitelten Bildervortrag war Gerald Klamer zu Gast in der Stadtbücherei. Das Interesse an der Veranstaltung war groß und der gelernte Förster erfüllte mit zahlreichen spektakulären Bildern und Filmaufnahmen die Erwartungen. „Ich wollte mir selbst ein Bild machen von den Karpaten“, sagte Klamer über seine Motivation, eine Wanderung über rund 1000 Kilometer in den letzten großen Urwäldern Osteuropas anzutreten.

Die Reise begann für ihn im März 2022 in Slowenien, mit einer geschlossenen Schneedecke auf rund 500 Metern Höhe. „Etwas mühsam war‘s“, sagte Klamer dazu mit einem Schmunzeln, als er die Bilder dazu zeigte. Die Ernährung auf solchen Routen müsse einfach, aber kalorienreich sein: Haferflocken, Erdnüsse und Schokocreme gehören daher zur Grundausstattung. Klamer zeigte viele schöne Eindrücke, die er während seiner Wanderung mit der Kamera festgehalten hatte. Eine Frage, die sich im Laufe des Abends auftun sollte, beantwortete Klamer zum Schluss: Wie viel Gepäck hatte er denn dabei? „Rund 20 Kilo kamen schon zusammen“, lautete seine Antwort, die im Publikum staunende Reaktionen hervorrief. Zum Equipment zählte schließlich auch ein Zelt, das Klamer meistens im Wald aufschlug. Manchmal habe er aber auch Hütten für eine Übernachtung gefunden. Aber selbst da habe er das eine oder andere Mal sein Zelt aufgeschlagen, um Schutz vor Nässe oder Gerüchen („Nasse Schafswolle riecht echt unangenehm“) zu haben.

Die Hütten seien oft der Unterschlupf für die Schäfer in den jeweiligen Regionen. Und mit denen habe er unschöne Erfahrungen gemacht – oder besser gesagt mit deren Hunden. Die seien nämlich gar nicht gut auf Menschen zu sprechen, wenn sich diese zu nahe an den Herden befänden. Bei einer Begegnung habe er sogar Bisswunden davongetragen, insgesamt sei er aber noch glimpflich davon gekommen, so Klamer. Vor den Hunden habe man sich also mehr in Acht nehmen müssen als vor den Bären, die in den Karpaten ebenso unterwegs sind, aber nur sehr selten anzutreffen sind. Leider habe er lange keine Bären sichten können, meistens nur ihre Spuren und Hinterlassenschaften auf dem Weg entdeckt. Eine überraschende Begegnung habe es aber doch gegeben, in einem rumänischen Gebiet (Siebenbürgen), in dem er diese eigentlich nicht erwartet hätte.

Gerald Klamer sprach dafür über viele Begegnungen mit Menschen, die meisten von ihnen setzen sich aktiv für den Erhalt der Wälder ein. Was in manchen Regionen der Karpaten lebensgefährlich sein könne, denn illegaler Holzhandel sei ein blühendes und lukratives Geschäft und die Verantwortlichen gingen nicht gerade zimperlich mit denjenigen um, die ihnen in die Quere kämen. Gefährlich ist es bekanntermaßen gerade auch in der Ukraine, durch die ein Teil der Karpaten verläuft. Aufgrund des Krieges habe er sich entschieden, den Grenzübertritt nicht zu wagen und sich auf der Seite von Slowenien, Polen, Ungarn und Rumänien zu bewegen. Wie nahe der Krieg des Nachbarlandes ist, habe er durch eine Begegnung mit dem polnischen Grenzschutz erfahren, der ihn offensichtlich für einen ukrainischen Geflüchteten hielt.

In seinem Element war Kramer immer dann, wenn er über die biologische Vielfalt des Waldes sprach. „Totholz ist biologisches Gold“, sagte er an einer Stelle und zeigte Bilder von Tieren und Pflanzen, die teilweise sehr selten und in den Karpaten zu finden sind. „Manchmal habe ich mich einfach nur hingesetzt und gewundert, was ich zu sehen bekomme“, beschrieb er die vielen schönen Momente in der (noch) unberührten Natur. Von „fantastischer Stimmung am Morgen“, den höchsten Buchen der Welt, Begegnungen mit einem Wolf und einem Auerhahn in Balzstimmung sowie interessanten Infos über Flora und Fauna und mit nützlichen Wandererweisheiten („Urwald ist da, wo die Wege aufhören“) ließ Klamer das Publikum an seiner faszinierenden Reise teilhaben. Das zeigte sich am Ende des Vortrags begeistert und spendete viel Applaus.