21.04.2024, Startseite

Zurücklehnen, lauschen und genießen

Wolfgang Sing, Stefan Buchholz und Stefan Zirkel (v.li.) begeistern die Cool-Breeze-Fans im Rathaus.
Foto: Helmut Pfeifer

Cool Breeze machen ihr Publikum im Rathaus restlos glücklich

Cool Breeze sind einfach eine Bank. Dass die Band mit ihrem Auftritt im Rahmen des Musikfestivals Swingin‘ WiWa die Plätze im Walldorfer Rathaus restlos ausverkauft, gilt längst als Selbstverständlichkeit. Dass die Zuschauer einen wunderschönen Abend verbringen und glückselig nach Hause gehen, ebenso. Auch deshalb zählen Cool Breeze „quasi zum musikalischen Inventar“, wie Bürgermeister Matthias Renschler in seiner Begrüßung sagt – zum Inventar des Rathauses, aber auch der Bühnen der Region. Da wundert es nicht, dass die Band schon dreißig Jahre auf dem Buckel hat, wozu der Bürgermeister herzlich gratuliert, aber noch kein bisschen angestaubt daherkommt. Das gilt auch für die Songs in ihrem Repertoire: Die sind nicht gealtert, sondern in Würde gereift.

„Das ist der Wahnsinn, die Zeit ist galoppiert“, sagt Stefan Zirkel (Gesang und Gitarre) über „ereignisreiche“ 30 Jahre mit Cool Breeze, einer Band, in der es immer spannend bleibe, nie langweilig werde. Da sein kongenialer Partner Fabian Michel aktuell aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegt (und im Mai wieder an Bord sein will), stehen mit ihm – genau wie im vergangenen Jahr – wieder Stefan „Buchi“ Buchholz (Cajón, Gesang) und Wolfgang „Wolli“ Sing (Gitarre, Gesang) auf der Rathausbühne, die wunderbar miteinander harmonieren.

Der Schwerpunkt der Songauswahl liegt in der ersten Hälfte des Abends auf den Eagles. Ihr Westküsten-Rock, eine lässige Mischung aus Country, Folk, Bluegrass und rockigeren Klängen, steht mit Titeln wie dem herrlich entspannten „Take it Easy“ irgendwo auch Pate für den Cool-Breeze-Sound, die von nicht ungefähr damit ihren Auftritt eröffnen. Später wird mit „Peaceful Easy Feeling“ Lagerfeuer-Romantik ins Rathaus-Foyer transportiert und für „Hotel California“, das den ersten Set vor einer gut 20-minütigen Pause beschließt, braucht es nur wenige Worte. Ganz relaxed wird die instrumentale Einleitung auf zwei Gitarren dargeboten, und doch ist der Song schon bei den ersten Tönen unverkennbar. Als er dann Fahrt aufgenommen hat, bleibt auch Raum für ein hörenswertes Gitarrensolo.

Dazwischen machen Cool Breeze keine Gefangenen. Stefan Zirkel ist zwar stimmlich nach eigenen Worten leicht angeschlagen („heute könnt’s ein bisschen kratzig werden“), davon ist aber tatsächlich kaum etwas zu bemerken. Vielleicht liegt es am Ingwer-Honig-Hausrezept, vielleicht auch daran, dass Wolfgang Sing öfter mal die Leadstimme übernehmen darf. Mit den für die Band typischen Wohlfühlsongs wie „With a Little Help from my Friends“ (Beatles), „Boat on the River“ (Styx) oder „Can’t Wait Until Tonight“ (Max Mutzke) nehmen die drei Musiker ihr Publikum mit. Das ist, auch das hat im Rathaus Tradition, eine ganz eigene Zuschauerschar: aufmerksam lauschend, auf den Sitzen verharrend, leicht mitwippend, lautlos mit den Lippen die Songtexte mehr mitfühlend als -singend – aber nach dem jeweiligen Titel dann in stürmischen Applaus ausbrechend. Hin und wieder geht immerhin ein Smartphone hoch, um den einen oder anderen besonderen Moment festzuhalten. Zum Ausgleich zu so viel Entspannung frozzeln und blödeln die Musiker in den Ansagen, was mit herzlichem Gelächter honoriert wird.

Bei „Dancing in the Moonlight“ (Toploader) lässt sich das Publikum von Animateur Stefan Zirkel erstmals zu dezentem Mitklatschen bewegen, bei „Faith“ (George Michael) klappt das schon deutlich nachhaltiger. In der zweiten Hälfte des Songs wird auf der Bühne richtig gerockt und das Klatschen kommt sogar ganz freiwillig zurück. Zurücklehnen und genießen ist dann wieder bei „Englishman in New York“ (Sting) angesagt – inklusive Sonderapplaus, als die dürstende Band spontan mit Getränken versorgt wird.

Kein Cool-Breeze-Auftritt ohne Simon and Garfunkel. Das US-amerikanische Folk-Rock-Duo ist für den Sound der Band mindestens ebenso prägend, wie es die Eagles sind. Folgerichtig geht es nach der Pause mit der guten, alten „Mrs. Robinson“ los, von den Fans mit lautem Beifall bedacht. Andere große Interpreten, denen sich Cool Breeze widmen, sind Eric „Slowhand“ Clapton mit einem mitreißenden „Lay down Sally“ oder Robert Palmer („I’ll Be Your Baby Tonight“ und „Bad Case of Loving You“). An die verblüffende Ähnlichkeit von Kid Rocks 2008er Hit „All Summer Long“ und Lynyrd Skynyrds „Sweet Home Alabama“ (1974) erinnern Cool Breeze immer wieder gerne und dürfen sich bei Letzterem über ein jetzt lautstark mitsingendes Publikum freuen. Das ist auch bei George Ezras „Blame it on me“ und „I Was Made for Lovin’ You“ (Kiss) voll bei der Musik – der Stimmungspegel im Rathaus steigt. Die tiefenentspannte Version von „Highway to Hell“ (AC/DC) bekommt erst gegen Ende ein wenig von der Wucht des Originals, macht aber trotzdem Spaß. Eine Formel, die auch bei „Smoke on the Water“ (Deep Purple) funktioniert. Da braucht es nicht mal das legendäre Blackmore-Riff, sondern nur zwei Gitarren, das „klingende Vogelhäuschen“ (O-Ton Zirkel über Buchholz‘ Cajón) und drei wunderbar harmonierende Stimmen. Und dann darf sich in die letzten Töne des offiziellen Sets auch gerne noch „Riders on the Storm“ (Doors) mischen.

Lang anhaltender Applaus ist der Lohn, ohne Zugabe kommen die drei Herren nicht in den Feierabend. Die schließt dann mit einem schön dargebotenen „Tequila Sunrise“ wieder den Bogen zu den Eagles. Insgesamt wieder ein Abend mit jeder Menge guter Musik, toller Stimmung und vielen, vielen zufriedenen Gesichtern. „Viel Vergnügen“ hat Edgar Berlinghof, Vorsitzender des Kulturfördervereins, eingangs gewünscht, und genauso ist es gekommen.